Am Graben vor dem Haus Nr. 22 (Nähe Kohlmarkt) unter dem Josephsbrunnen befindet sich die unter Denkmalschutz stehende letzte Jugendstiltoilette Wiens. Ende des 19. Jahrhunderts gab es heftige Auseinandersetzungen im Stadtrat über den Standort einer öffentlichen Bedürfnisanstalt innerhalb des Rings.
Letztlich wurde die Fa. Beetz für die Errichtung und Betreibung beauftragt. 1905 wurden die Toilettenanlagen in Betrieb genommen. Eichenholz für die Zwischenwände, Teakholz-Klobrillen, Messingbeschläge und geschliffene Glasscheiben sorgten für ein edles Ambiente, auch heute noch. Im Damenteil gab es sogar zwei Aquarien. Bei den Abgängen, die mit einem 1 m hohen Zaun eingefriedet sind, wurden im Sommer Blumenkästen aufgehängt, um die Anlage möglichst unauffällig erscheinen zu lassen.
Interessant ist die Entlüftung der Anlage. Bei den Stiegenabgängen zu den getrennten WC-Anlagen gab es Gaslaternen. In der Mitte der Laternen führte das Entlüftungsrohr ins Freie. Dadurch wurde die natürliche Thermik der heißen Luft der Gaslampen genutzt, um die Abluft mit zu erwärmen und somit aufsteigen zu lassen. Heute sind die Laternen leider elektrifiziert…