Wie bereits erzählt fahren wir mit dem Zug nach Nürnberg. Alles andere hätte ich noch nicht auf die Reihe gebracht. bin froh, dass ich eine Kleinigkeit zu Frühstück runter bringe.

Gemütlich geht es mit einem Pimperlzug durch die Landschaft. Nach einer Stunde in etwa erreichen wir Erlangen. Dazu muss ich euch eine historische „blöde Geschichte“ erzählen:

Sophie Caroline, die Erlanger Markgräfin, bezieht 1764 als Witwensitz das Schloss in Erlangen – die Stadt, in der ihr verstorbener Mann Markgraf Friedrich bereits eine Universität gegründet hat. In der Folge blüht das barocke Hofleben wieder auf. Das kulturelle Leben in der Stadt erhält wesentliche Impulse durch die markgräfliche Hofhaltung, die auch zahlreiche Arbeitsplätze in der Stadt sichert.

Doch im eisigen Januar 1814 ändert sich durch eine fatale Entscheidung das beschauliche Leben der Markgräfin. Zu Neujahr 1814 wird ausgerechnet die Stelle des Mannes eingespart, der bis dahin täglich im Dach des Schlosses die schwer zugänglichen zehn Hauptkamine mit ihren zahlreichen Nebenschlöten kontrollierte. Höhe der Einsparung: ein Jahresgehalt von 25 Gulden.

Nur zwei Wochen später, am 14. Januar 1814, bricht kurz nach Mitternacht in dem mit allerlei Gerümpel gefüllten Dachboden ein Feuer aus. Der Brand kann sich ungehindert ausbreiten, da bei Temperaturen bis zu -25 °C das Löschwasser in den Spritzen und Schläuchen zu Eis geworden ist.

Spätestens als die Schornsteine einstürzen und die Stockwerke durchschlagen wird klar, dass das mit 24.000 Gulden versicherte Schloss nicht mehr zu retten ist. Lediglich das Mobiliar kann heil geborgen werden. Man munkelt, dass dabei so manches Stück in den Besitz von Erlanger Familien gelangte. Als das Feuer nach acht Tagen endlich vollständig erlischt, stehen vom Schloss nur noch die Umfassungsmauern…

In Nürnberg angekommen, müssen wir noch eine Stunde auf die Zimmer warten, dann bedinge ich mir 2 Stunden Pause aus, die ich prompt wieder verschlafe, aber ich bin froh, dass es in kleinen Schritten wieder aufwärts geht. Gestern habe ich jedenfalls in Summe 16 Stunden gepennt, ohne sichtlichen Erfolg.

Vom Hotel, das nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt ist, begeben wir und quer über die Straße zum Handwerkerhof mit daran anschließender Stadtmauer.

Die Kombination aus Stadtmauer und davorliegendem Graben, die sich um die Innenstadt herum zieht ist imponierend.

Die Mauthalle am Hallplatz.

Das Nassauer Haus.

Wir gehen die Königstraße entlang bis zur Kirche St. Laurenz. Wir wollen nämlich unbedingt dem Hauptakteur einer Legende auf die Spur kommen.

Diese Sage rankt sich um eine kleine steinerne Rattenfigur in der Lorenzkirche, die einen Wurstzipfel im Maul trägt. Angeblich erinnert sie an einen verbrecherischen Mönch, der als Strafe für seine Taten lebendig eingemauert wurde. Doch der Delinquent hatte Glück im Unglück: Eine mitleidige Magd versorgte ihn in seinem steinernen „Grab“ durch ein kleines Loch hindurch mit Essen und Trinken. Erst als man in der Kirche eine Ratte mit einem Wurstzipfel im Maul umherhuschen sah, flog die Sache auf. Der noch lebende Mönch wurde befreit und begnadigt.

Soweit, so gut. Erst durch intensive Befragung einer Dame am Kirchentor, bekamen wir den entscheidenden Hinweis, wo wir nie gesucht hätten. Jeden Winkel in Bodennähe haben wir abgesucht, aber auf eine Höhe von 4 m kamen wir nicht:

Bevor es raus geht noch ein Blick zur Verkündigung des Herrn inmitten des Kirschenschiffs.

Der Tugendbrunnen.

Weiter geht´s zum Heiligen Geist Spital.

und dann zum Hauptmarkt mit der Frauenkirche.

Natürlich suchen wir am Hauptmarkt auch den schönen Brunnen heim, der die nächste Sage zum Hintergrund hat:

Der „Schöne Brunnen“ gehört als eine der Sehenswürdigkeiten zur „Historischen Meile“ der Stadt. Er befindet sich am Rande des Hauptmarkts, direkt neben dem Nürnberger Rathaus. Der Messingring, der nahtlos in das eiserne Gitter eingeschmiedet ist, hat natürlich eine sagenhafte Geschichte, die erklärt, wie er hineingekommen sein soll. 

Der Meister Kuhn, der das Gitter um den Brunnen gebaut hat, hatte eine Tochter namens Margret, die von seinem Lehrling umworben wurde. Da er aber sein Kind nicht einem armen Burschen geben wollte, verbot er diesem den Umgang mit ihr. Es soll so etwas gesagt haben wie: „Daraus wird ebenso wenig, wie du es fertigbringst, dass die Ringe am Brunnengitter sich drehen können!“ Der Meister ging daraufhin auf Reisen und der Lehrling wollte beweisen, wie gut er war, und stellte den Ring heimlich her. Dann schnitt er ihn auf, fügte ihn ins Gitter ein und lötete, hämmerte und feilte so lange, bis man keine Nahtstelle mehr sehen konnte. Dann verließ er die Stadt und kam nie zurück. Als der Meister wieder nach Hause kam, sah er ein, dass er zu streng gewesen war. Er bedauerte den Rauswurf und hätte den geschickten Lehrbuben gerne wiedergehabt und ihm auch seine Tochter gegeben, aber es war zu spät, und die Margret weinte sich die Augen aus.

Einer der Ringe gilt als Glücksbringer: Der Sage nach wird mit Kindersegen bedacht, wer daran dreht. Meist wird der Messingring für den Glücksbringer gehalten, aber viele Nürnberger glauben, der Eisenring sei der „echte Ring“ und damit der Glücksbringer. Wie auch immer, die beste Ehefrau von allen hat den Messingring mehrmals gedreht… Es war sicher der falsche.

Wir kurven durch die Standeln am Marktplatz und suchen verzweifelt, wofür Nürnberg berühmt ist: Lebkuchen. Endlich werden wir fündig. Der „Nürnberger Lebkuchen“ ist ebenso bekannt wie der Christkindlmarkt. Die Bezeichnung ist geschützt, bezieht sich jedoch nur auf die Herkunft, nämlich Nürnberg, nicht jedoch auf die Zutaten, Qualitätskriterien oder Erzeugungsarten.

Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist aber jedem ein Begriff?

Jedes Jahr, pünktlich zum Beginn der Weihnachtszeit, wird von dem weltberühmten Balkon der Frauenkirche einer der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands eröffnet. Zu dieser Zeit erstrahlt die Kirche und der Hauptmarkt in einem besonderen Glanz. Wann der erste Markt stattfand ist nicht ganz klar, man nimmt so in etwa das Jahr 1610 an. Historiker gehen davon aus, dass sich der Markt von da an bis 1639 aus herkömmlichen Verkäufen auf dem Wochenmarkt entwickelt hat und langsam zum eigenständigen Markt wurde. Die Grundlage sieht man in der durch Martin Luther veränderten Schenkungspraxis, die die Bescherung vom Nikolaustag auf Heiligen Abend verschob. Dieser Brauch setzte sich auch im evangelischem Nürnberg durch. Der Name „Christkendleinsmarck“ ist spätestens durch eine Stadtgeschichte aus dem Jahr 1697 dokumentiert.

Heute nehmen zirka 200 Stände auf dem Markt teil. Die Holzbuden sind einheitlich mit rot-weiß gestreiftem Tuch gedeckt.

Seit 1998 findet auch am Rathausplatz ein Markt der Partnerstädte statt (Von Antalya, Glasgow über Nizza und Santiago de Cuba, bis Shenzhen), also insgesamt 25 Städte.

Jährlich wird auch ein Christkindl aus den zahlreichen Bewerberinnen gewählt. Der Terminplan ebendieses sieht dann mehr als 160 Auftritte vor.

Der Narrenschiffbrunnen.

Das alte Rathaus.

Hier geht’s zur Kaiserburg. Das imposante Wahrzeichen verleiht der Stadt einen unvergleichlichen Charme und strotzt nur so voller mittelalterlicher Kulissen.

Während wir die Gemäuer bewundern, wird uns sofort bewusst, warum die Doppelburg zu einer der bedeutendsten, noch erhaltenen, Wehranlagen Europas zu zählen ist. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert errichtet.

Wir nehmen gegenüber dem Tiergärtnertor auf ein Bier Platz.

Danach geht’s zurück zum Hotel. Irgendwo dazwischen essen wir etwas. Ich ohnehin eine Kleinigkeit und die war schrecklich. Elfi einen Burger samt Beilagen zu einem Menüpreis der ganz O.K. schien. Doch bei der Rechnung stellte sich heraus, dass der Burger extra zu bezahlen ist und nicht im Package-Preis enthalten. Bauernfängermethode.

Die Nacht verlief unruhig. Schüttelfrost, Hitzewallung, Klotour….

Um 6 Uhr kam die Nachricht, dass der gebuchte Zug nicht fuhr, wir würden umgeleitet über Passau. Bis dorthin wären wir mit den Fahrrädern eingebucht. Von dort bis Linz könnten in dem Regionalzug keine Sitzplatzreservierungen gebucht werden und auch kein garantierter Fahrradplatz. Wir brechen also zum Bahnhof auf um vielleicht ein besseres Ergebnis zu erreichen. Eine Sache mit x, also nix. Die Österreichischen Kollegen könnten uns vielleicht weiter helfen. Problem war nur, dass der ICE, der uns nach Passau bringen sollte nicht kam, also auch die Anschlusszugnummer nicht glücken würde. Nach 40 Minuten Verspätung kam er dann. Er fuhr genauso gemächlich durch die Landschaft wie ein Regionalzug.

In Passau ergattern wir einen Zug bis Linz, wo wir dann noch 3x (!) unbedingt umzusteigen hätten. Von einem Regionalzug zum nächsten. Im Zug erfuhren wir dann, dass es doch noch einen ICE gibt der uns ohne umzusteigen von Linz nach Wien bringt.

Inzwischen hat sich die beste Ehefrau von allen auch verletzt. Bei ihrem Sprint zum Zug in Passau hat sie wieder einmal die Tragfähigkeit ihrer Kniescheiben getestet. Fazit: Eine Riesenbeule am Knie.

In Linz kommen zu den zwei Schulklassen, die uns vorher schon begleitet haben noch jede Menge anderer Reisender hinzu, die in uns leicht die Panik aufsteigen lassen.

Wir stürmen mit unseren Fahrrädern ans Ende des Zuges, weil dort der Wagon für Räder ist. War er auch. Nur gesperrt. Was solls. Wir nehmen die nächste Tür und schieben die Räder einfach einmal ums Eck unter Mithilfe eines jüngeren Reisenden, dem wir Oldies erbarmten. Und siehe da. Ein Viertisch mit zwei freien Plätzen gleich neben unseren Fahrrädern. Da kann uns kein Schaffner mehr vertreiben, weil wir vor einem Elektrokasten stehen und den Gang blockieren. Wir werden hartnäckig bleiben. Einige andere Reisende mussten resigniert umkehren, nachdem sie selbst sich überzeugt haben, dass der Radwaggon gesperrt war. Und das war nicht alles. Beim nächsten Stopp mit Ausstieg links stellte sich heraus, dass auch der versperrt war. Die Meute, die sich davor neben unseren Rädern vorbei gequält hatten, kämpfte sich in die Gegenrichtung wieder durch. Wir hoffen, dass am Wiener Hauptbahnhof der Bahnsteig rechts liegt.

Natürlich nicht. Hat sich wer von euch schon mit Fahrrädern samt Taschendurch einen ganzen Waggon gekämpft? Das macht Spaß. Immer in der Hoffnung dass wir früher beim Ausgang sind, als der Zug wieder los fährt, und uns irgendwer hilft die Räder und das Gepäck auf den Bahnsteig zu bringen.

So war es dann auch. Halleluja. Mit Hinkebein im Schlepptau fuhren wir mit den Rädern nach Hause.

Home sweet home.

1 Kommentar

  1. Ich habe auch gerade erst „nachgelesen“, denn ich bin ja in Dresden und den ganzen Tag „im Einsatz“.

    Oje, das klingt ja wirklich nicht gut. Ich hoffe, es geht Dir inzwischen besser.
    War halt leider kein so guter Abschluß.
    Danke trotzdem für Deine Berichte und Fotos.
    Alles Gute Walter. LG Elfi

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