Wir starten routinemäßig mit einem Besuch beim Bäcker. Dann geht es hinaus in die Kälte. Heute soll es zwar ziemlich warm werden, doch jetzt beim Starten ist es noch bitter kalt.
Umso besser, dass es heute nicht sehr hügelig wird und so können wir zügig radeln.
Wir fahren eine ziemlich lange Strecke auf einer aufgelassenen Bahnstrecke, ähnlich der bei uns im Waldviertel.
Wir radeln bis Sommerhausen und betreten durch das Maintor die Ortschaft. Maintor deswegen, weil wir jetzt den Main als Begleiter haben, nicht mehr die Tauber.
Es ist ungefähr 10.30 und wir beschließen eine kleine Trinkpause einzulegen. Bei einem Hotel gegenüber der Touristeninformation machen wir halt, weil die Tische samt Bänken im Freien sehr einladend ausschauen. Da die Tür zwar offen steht, aber niemand sich blicken lässt, betrete ich die Wirtsstube des Hotelrestaurants und frage, ob wir zwei Apfelschorle auf der Terrasse haben können. Die Inhaberin schaut auf die Uhr, meint, dass sie jetzt mit dem Frühstückabräumen beschäftigt seien. Auf meinen ungläubigen Blick hin, sagte sie: „Ich kann euch eine Flasche Wein und zwei Gläser geben, aber sonst servieren wir nicht um diese Zeit.“ Ich lehnte dankend ab und wir fuhren weiter. Manche Lokale sind wahrlich nicht auf Gäste angewiesen.
In einer kleinen Bäckerei bekamen wir dann unsere Getränke. Danach ging es wieder zurück auf den Radweg entlang des Mains…
…bis wir von weitem die Festung Marienberg in Würzburg erblicken. Bereits in der Hallstattzeit (~ 1.000 v. Chr.) befand sich dort eine Fliehburg, was soviel wie eine wallartige Befestigungsanlage war, die nur bei Gefahr bezogen wurde. Die jetzige Burg wurde ~ 1.200 n. Chr. durch die Errichtung des Bergfrieds gegründet.
Wir biegen in Bayerns ältester Universitätsstadt rechts ab und stehen unmittelbar vor dem Würzburger Rathaus. Der älteste Teil davon ist ein um 1180 errichteter Wehr- und Wohnturm, genannt Grafeneckart.
Wir fahren zum Hotel, erfahren, dass wir frühestens um 14.00 das Zimmer beziehen können, dürfen aber unsere Fahrräder in die Garage und unser Gepäck in einem Seminarraum deponieren. Also werden wir uns die Stadt im Fahrraddress anschauen. Zuerst besuchen wir die Residenz, ein Hauptwerk des süddeutschen Barock, die Sitz der Fürstbischöfe von Würzburg war. Friedrich Karl von Schönborn beauftragte den Bau. Unser Kardinal dürfte in seinem Stammbaum Friedrich Karl abgebildet haben.
Selbstverständlich huschen wir durch die pompösen Hallen:
2016 wurde das Schloss in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen, nachdem man die Residenz, die im zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört wurde, in 70 Jahren wieder hergestellt hatte.
Das Spiegelzimmer 1945 und heute.
Wir setzen den Rundgang mit der Marienkapelle fort.
Das Falkenhaus trug ursprünglich die Bezeichnung „Hof zur Burgpfarre“ und diente ab 1338 zur Beherbergung des Dompfarrers. Das Haus wurde 1735 vom Gastwirt Meißner aufgekauft und als Gasthaus „Zum Falken“ betrieben. Meißners Witwe ließ 1751 die dreigiebelige, mit Stuck verzierte Rokoko-Fassade errichten. Bis ins 19. Jahrhundert beherbergte das dreigeschossige Falkenhaus Würzburgs einzigen Konzert- und Tanzsaal.
Das Lusamgärtchen ist ein kleiner ummauerter, früher „Grashof“ genannter Innenhof an der Nordseite der Neumünsterkirche. Es wurde ursprünglich in der Mitte des spätromanischen Kreuzganges des Neumünsterstiftes angelegt. Die Bezeichnung lusam lässt sich auf lustsam zurückführen, das bereits im Althochdeutschen verbreitet war. Eine Bedeutung ist „Lust und Freude bereitend“ sowie „angenehm, vergnüglich, anziehend“, so dass „Lusamgärtchen“ auch als „kleiner Lustgarten“ verstanden werden kann.
Innerhalb des Gartens befindet sich das Grabmal für den Minnesänger Walther von der Vogelweide, einem meiner Vorfahren. Ich singe zwar nicht, doch Minnedienst darf ich stets vollbringen.
Der Steinblock ist kein Grabmal, sondern nur ein Gedenkstein. Walther wurde zwar im Innenhof irgendwo begraben, nur bei den Renovierungsarbeiten im 18. Jahrhundert wurden alle Gräber eliminiert.
Hinter der Marienkapelle in der Häfnergasse 3 steht ein Haus, das den Namen „Eiserne Hose“ führt. In diesem Hause wohnte im Jahre 1525 Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. (Ihr wisst schon: Goethe) Da hielt er auch einen Domherrn gefangen, und ließ ihn in eine eiserne Hose, die er eigens hatte fertigen lassen, stecken, um ihn dadurch zu zwingen, anzugeben, wo seine verborgenen Schätze lägen. Allein der geistliche Herr blieb standhaft. Nach Beendigung des Bauernkrieges ließ er nun zur Erinnerung an seine ausgestandenen Leiden ober der Tür des Hauses an die Wand eine eiserne Hose malen, und von der Zeit an nannte man dieses Haus die „eiserne Hose“. Die gemalte eiserne Hose ist zwar verschwunden, aber das Haus wird von den Würzburgern noch heute die „eiserne Hose“ genannt.“
Uns zieht es wieder zum Wasser und zwar genau zur „Alten Mainbrücke“.
Anstelle der romanischen Brücke wurde hier in siebzigjähriger Bauzeit, so um 1500 herum, die jetzige Brücke errichtet und um 1730 durch die charakteristischen Heiligenfiguren bereichert.
Jedenfalls hat sie eine starke Ähnlichkeit mit der Karlsbrücke in Prag. Gleich daneben befindet sich die „Alte Mainmühle“.
Zum Abschluss besuchen wir den „Alten Kranen.“ Aufgrund der günstigen zentralen Lage direkt am Main und einer Reihe von Sitzgelegenheiten sowie dort befindlicher Gastronomie (in der wir hervorragende Pizzen essen) ist der Alte Kranen ein beliebter Treffpunkt. Es handelt sich um einen Steinturmtretkran von 10 m Kranhausdurchmesser und gleicher Kranhaushöhe, eingebaut in die Eckbastion der Uferbefestigungsanlage als kegelstumpfförmiger Rundbau. Der leicht konkave, feste Glockendachstumpf wird von der um 360° drehbaren, kupfergedeckten Glockendachkuppel mit Doppelausleger (11 m und 14 m, beide mit Kette, einfachem Flaschenzug und Haken) abgeschlossen. Sechs runde Dachgauben sorgen für weiteren Lichteinfall. Zwei mächtige Treträder von 5,2 m Durchmesser und 1,45 m Breite bildeten den Antrieb.
Morgen haben wir die vorletzte und auch längste Etappe unserer Radtour vor uns. Mehr als 82 km (ohne Umleitungen) werden bewältigt. Nun dann…
Guten Morgen!
Gestern war ich in einem großartigen Konzert, daher jetzt erst und in aller Kürze eine schöne Weiterreise.
Walt(h)er, wenn Du auch noch „singen“ übst, komme ich auch mal zu einem Konzert von Dir. LG Elfi