Heute ist es in der Früh ein wenig wärmer als die letzten Tage. Wir fahren durch die Weinberge in Richtung Öhringen.

Auch die Sonne kommt wieder einmal hervor. Es scheint ein schöner Tag zu werden.

Es geht flott durch kleinere Ortschaften hindurch…

…bis zu unserem ersten Kurzstopp in Öhringen einem netten, kleinen Städtchen mit Schloss.

Ein paar Steigungen später kommen wir nach Neuenstein. Ein riesiges Schloss wartet auf uns.

Hinein dürfen wir nicht, weil heute keine Führungen sind.

Wir fahren weiter. Meine Route würde an Waldenburg vorbei führen. Doch die beste Ehefrau von allen schwärmte von Waldenburg. Die Beschreibungen lobten die Burg und die Aussicht soll phänomenal sein. Aber bitte, wenn ich schon K.O. wäre, müssen wir natürlich nicht rauf fahren, die Entscheidung liegt bei mir. Sie will nicht schuld sein, wenn ich nicht mehr könne. Das reicht. Wir fahren/schieben mehr als 2 km die Steigung hinauf, die irgendwo zwischen 8 und 10 Prozent beträgt. Oben keuchen wir beide.

Die Burg ist von außen ganz nett und klein. In den Hof dürfen wir auch hinein, weiter nicht, da sie in Privatbesitz ist.

Ein kleiner Springbrunnen steht in der Mitte des Innenhofes.

Es gibt auch einen 65 m tiefen Brunnen aus dem 15. Jahrhundert.

So, nun soll es wieder auf der anderen Seite des Berges runter gehen auf die ursprüngliche Route. Leider ist der Weg wegen einer Baustelle gesperrt. Die Alternativroute führte uns letztlich in ein Waldgebiet, der Weg wurde immer steiler und enger und war nicht mehr mit dem Fahrrad zu befahren.

Wir kämpften uns mit großen Querelen ins Tal auf einen befahrbaren Weg und wollten auf der ursprünglichen Route weiter fahren. Diese endete jedoch wieder auf einem Waldweg, der von umgestürzten Bäumen versperrt wurde. Die beste Ehefrau von allen misstraute Komoot, zückte ihr Handy mit Google Maps und hatte drei Alternativrouten parat. Leider führten alle in den selben Wald, nur aus unterschiedlichen Richtungen, ohne erkennbare befahrbare Wege.

Also stapften wir quer durch den Wald nur der Himmelsrichtung folgend und hatten letztlich Erfolg. Ein Güterweg neben einem Feld war die Rettung. Eine Viertel Stunde später fuhren wir in Schwäbisch Hall (eigentlich nur Hall – wie bis heute umgangssprachlich genannt) ein. Sie ist eine im Mittelalter um eine Saline entstandene Gewerbesiedlung auf fränkischem Königsgut, 1156 erstmals urkundlich sicher belegt und wurde später zu einer staufischen Königsstadt.

Wir setzten uns auf einen großen Platz und genossen einen Eiskaffee nach dem überstandenen Dschungelkampf, bevor wir uns zum Hotel aufmachen.

Das Rathaus steht gegenüber der Evangelischen Kirche, aber zuerst geht´s unter die Dusche.

Übrigens: Seit dem Hochmittelalter wurden in Hall Münzen geprägt; Silberpfennige, die nach dem Herkunftsort „Haller Pfennige“ oder „Heller“ hießen.

Frisch geduscht gehen wir in die imposante Kirche.

Im Zick-Zack geht´s weiter durch das Städtchen mit den vielen wunderbaren Häusern. Zuallererst zur Steinbrücke, die auch Henkersbrücke genannt wird, bei der in den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkriegs noch zwei Brückenbögen weggesprengt wurden, um den Vormarsch der Alliierten zu behindern.

Das Brückenhaus.

Und hier essen wir zu Abend:

Bevor wir wieder ins Hotel gehen, genehmigen wir uns noch ein Eis. Heute blamiere ich mich nicht mehr so, wie vorgestern. Da habe ich ein Eis in der Tüte bestellt. Der Eisverkäufer hatte große Augen bekommen, weil Tüte in Deutschland bekanntermaßen das Sackerl bei uns meint. Ich hätte auch dumm drein geschaut, wäre er meinem Wunsch nachgekommen. Heute bestelle ich zwei Kugeln in einer Waffel, was in Österreich wieder nicht möglich wäre, weil das bei uns die kubischen Dinger sind, die man gerne als Beilage zu Eis in der Kühlbox kauft…

Noch Lust auf eine Sage des Tages? Bitte sehr:

In Schwäbisch Hall gibt es einen Geist, den man nach dem Salzbrunnen (Haal), wo er umgeht, allgemein nur den Haalgeist nennt. Der Geist erscheint in Form eines alten Salzsieders und zeigt sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung. Er trägt eine Laterne in der Hand und geht auf die Stadt zu, indem er mit lauter Stimme „Raumt aus! Raumt aus!“ ruft.  So weit er vorwärts geht, soweit geht auch der Kocherfluss in den nächsten Tagen über die Ufer. Die Leute räumen daraufhin ihre Häuser und Keller aus und schwören, dass der Haalgeist genau die Ausdehnung der Überschwemmung anzeigt.

Der Haalgeist tut niemanden etwas, der ihn ruhig gehen lässt. Ruft man ihn aber herbei um ihn zu ärgern, so zeigt er sich in fürchterlichen Gestalten, sodass sich die Leute erschrecken und krank werden. So wollte einmal ein Nachtwächter ihn festhalten, wurde aber vom Haalgeist bei der Henkersbrücke in den Kocher geworfen und ertrank.

Morgen geht´s nach Rothenburg ob der Tauber. Hoffentlich wieder mit Sonnenschein und bei angenehmen Temperaturen ab Mittag.

1 Kommentar

  1. In den Weinbergen sieht es aus aus würdet ihr vom Kahlenberg auf Wien runterschauen.
    Zwei tolle Orte und ein gigantisches Schloß. Walter Du solltest vielleicht in Bezug auf Weg doch hie und da auf „Deine beste Ehefrau“ horchen. 😉
    LG aus Wien.

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