Noch einen kleinen Nachtrag zu gestern Abend: Der VfB Stuttgart, der übrigens zu je 10,4 Prozent Mercedes und Porsche gehört, gewann das Spiel gegen Bochum 3 : 1.
Heute geht es sehr bald mit einem starken Anstieg los. Wir schieben die Räder rauf, denn auch mit der Boost-Funktion hätten wir es nicht geschafft, sondern nur die Batterien entleert. So ein e-Bike ist weitaus schwerer zu schieben, als ein normales Fahrrad. Immer wieder müssen wir stehen bleiben und verschnaufen, sonst wären wir kollabiert. Wir wissen aber, dass es auf der anderen Seite des Berges wieder runter geht und das hält uns aufrecht.
Geschafft! Und das alles noch einige weitere Male. Raufschnaufen und dann beim Runterfahren fast einfrieren. Wir werden selbstverständlich von Claqueuren begrüßt, die offensichtlich wegen uns am frühen Nachmittag bereitstehen, als wir in Pforzheim ankommen.
In Pforzheim gibt es natürlich auch eine Sage, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Sie handelt vom dicken Amtmann:
In Pforzheim lebte einmal ein Beamter, der seines Gewichtes wegen nur der dicke Amtmann genannt wurde. Seinen Dienst übte er so schlecht aus, dass er vor einer angekündigten Untersuchung in den Wald (genannt „Das Kuhloch“) ging und sich dort erhängte. Von einem Jägerburschen, der gleich darauf vorbeikam, wurde er abgeschnitten und wieder ins Leben zurückgerufen. Durch Geld und gute Worte wurde der Bursche bewogen, zu schweigen. Aber schon nach zwei Monaten erhängte sich der Amtmann wieder, diesmal in seiner Wohnung. Darin musste er dann jede Nacht herumspuken.
Einmal gab er dem Hauseigentümer, als der ihn abpasste, ein paar kräftige Ohrfeigen. Ein anderes Mal fragte ein Mann den Geist, der auf dem Gang vor seiner Stube auf und ab ging, wer er sei und erhielt die Antwort: „Der dicke Amtmann!“ „Gib mir deine Hand, damit ich sehe, ob du die Wahrheit sprichst!“ erwiderte der Mann. „Da würde ich deine Hand übel zurichten“, sagte der Geist. „Reiche mir etwas anderes her!“ Der Mann hielt ihm nun ein kleines Brett hin, auf das der Geist seine Hand legte, die sich sofort in das Holz einbrannte.
Zwanzig Jahre lang dauerte der Spuk, da ließen die Hausleute endlich den Synagogendiener kommen, der das siebte Buch Mosis auswendig kannte. Der Jude beschwor das Gespenst und zwang es, in Gestalt eines kleinen schwarzen Hundes in einen Sack zu schlüpfen. Den Sack trug er hinaus auf das Feld und bannte den Geist dorthin. Doch dieser wollte dort nicht bleiben und verlangte, in das Kuhloch gebracht zu werden. Das geschah auch. Seitdem zeigt sich hier der dicke Amtmann in grauem Überrock, weißer Schlafmütze und grünen Pantoffeln noch heute. Die Vorübergehenden führt er zuweilen irre und hat auch schon einige, die ihn neckten, mit Ohrfeigen traktiert.
So weit wollen wir es nicht kommen lassen. Hurtig fahren wir weiter nach Karlsruhe. Glaubt man Verschwörungstheoretikern, so wurde Karlsruhe von den Illuminaten als ihre Hauptstadt erbaut.
Als „Beweise“ werden angeführt:
- 1. die angebliche Mitgliedschaft des Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach im Illuminatenorden (dessen Gründung allerdings auf 1776 datiert wird, während Karl Wilhelm bereits 1738 starb – uuups).
2. die Pyramide auf dem Marktplatz (das Zeichen der Illuminaten ist die Pyramide mit dem allsehenden Auge Gottes) auch der Grundriss mit Kaiserstraße, Fächerstraßen und Erbprinzenstraße/Markgrafenstraße, wird als Pyramide mit Auge interpretiert.
- 3. die Pyramide im Stadtbild (begrenzt von Kaiserstraße, Waldstraße und Waldhornstraße), beide Straßen fangen mit ‚W‘ an, dem 23. Buchstaben im Alphabet. In der Illuminatis-Trilogie ist die 23 eine Geheimzahl der Illuminaten.
4. das Stadtwappen, das so interpretiert wird, dass das Wort Fidelitas (lat. Treue) auf dem roten Schild, Treue gegenüber der Familie Rothschild bedeutet.
- Manche Verschwörungstheoretiker gehen sogar so weit zu behaupten, der ursprüngliche Name der Stadt sei nicht Karlsruhe, sondern Kralsruhe gewesen, was darauf hindeute, dass die Illuminaten hier den heiligen Gral versteckt halten würden.
Eine recht bekannte Sage, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts aufkam, und ein bisschen glaubhafter als die Illuminaten-Geschichte erscheint, erklärt die Entstehung Karlsruhes wie folgt:
Markgraf Karl Wilhelm wollte sein Schloss und den dazugehörigen Park in seiner bisherigen Residenzstadt Durlach vergrößern und die mittelalterlichen krummen Gassen des Ortes begradigen. Jedoch die Durlacher Bürger verweigerten den Verkauf der Grundstücke, die der Markgraf benötigte, und auch die Begradigung der Straßen. Der Markgraf drohte den Durlachern, seine Residenz an einen anderen Ort zu verlegen, aber diese waren nicht umzustimmen. Da wurde Markgraf Ludwig Wilhelm ungehalten.
Um sich von seinem Zorn und Ärger abzulenken, ging er nachmittags im Hardtwald mit seinem Gefolge auf die Jagd. Als er voller Eifer das Wild verfolgte, entfernte er sich zu weit von der Jagdgesellschaft und verirrte sich in dem großen und einsamen Wald. Er ritt auf und ab, ohne wieder auf seine Begleiter zu treffen, und verlor vollkommen die Orientierung. Schließlich setzte er sich ermüdet unter eine Eiche und fiel, erschöpft wie er war, sofort in einen tiefen Schlaf. Er begann zu träumen. Im Traum sah er den Plan einer neuen Residenzstadt mit einem fächerförmigen Straßensystem. Sein Jagdgefolge fand den Markgrafen erst nach Stunden. Der Markgraf erwachte aus seinem Schlaf, stand auf, rieb sich die Augen und rief: „So gut habe ich in meinem ganzen Leben nicht geruht! Hier will ich meine neue Residenz bauen, welche Karls-Ruhe heißen soll!“ Sofort mussten die Jäger des Markgrafen den Platz, wo ihr Herr geschlafen hatte, kennzeichnen, und bald darauf wurden an dieser Stelle das neue Residenzschloss und die Stadt Karlsruhe mit ihren geraden Straßen erbaut.
Genug Geschichten für heute? O.K. Morgen geht´s weiter nach Speyer und Heidelberg. Bis dann.