Wie gewohnt, Abfahrt zu einer Bäckerei und dann in Richtung Reutlingen bei 6 Grad. Der Temperatursturz von 25 Grad in der Nacht in Wien auf 5 Grad hier ist nicht angenehm. Wenigstens wird die Gegend ein wenig angenehmer fürs Auge.
Heute hat keiner von uns etwas gesucht oder vergessen. Beruhigend. Ansonst fahren wir hügelauf- und hügelabwärts.
Ich stelle fest, dass mein Rad-Akku um einiges schlechter ist, als der Elfi ihrer. Sie startet mit 170 km Reichweite, ich mit 114. Der Verbrauch ist dann auch schlechter als ihrer und – nein, es liegt nicht nur am höheren Gewicht, das zu schleppen ist!
Offensichtlich gibt es bereits ein Museum „Gfriere“. Ich weiß nicht ob hier erfrorene Radfahrer ausgestellt werden, und ich wollte auch keine Ausstellungsstück werden. Schnell fahren wir daher weiter. Der Gegenwind ist mehr als lästig. Wir kommen zu einem Steinbruch, wo noch die gefüllten Gondeln auf den Seilen hängen und langsam von den Bäumen überwuchert werden.
Mein Akku geht rasch zur Neige. Er zeigt mir noch 15 km Reichweite an, doch nach 3 km Fahrt ist die Anzeige bei 7 km angekommen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig als das Rad einen ewig langen Anstieg rauf zu schieben. Dabei ist auch mein persönlicher Akku zusehends leerer geworden.
Bis jetzt hatten wir Glück mit dem Regen. Wir sind immer vor oder nach einer Regenfront gefahren. Aber jetzt 12 km vor unserem Etappenziel erwischt es uns doch und wir werden gezwungen, uns mit Schirmen unter Sträuchern unterzustellen. Eine halbe Stunde soll das dauern und uns ist saukalt. Wir ziehen lange Hosen über die Raddress und einen zweiten Sweater an.
Endlich geht die Regenfront vorüber und wir können weiter fahren, ich ohne Akku. Ich habe aber das wahre Glück, dass es die letzten 10 km nahezu ständig bergab geht (somit mit mir wieder bergauf). In Reutlingen kommen wir bei einem Edeka-Markt vorbei, der groß eine Fahrradservicestation samt Pumpe bewirbt. Nachdem die beste Ehefrau von allen der Ansicht ist, zu wenig Luft im Hinterrad zu haben, fahren wir dorthin. Ventil aufgedreht, Pumpe aufgesetzt und gepumpt: Nada, niente, keine Pumpleistung, im Gegenteil, jetzt ist die vorhandene Luft auch noch aus dem Ventil geströmt. Die beste Ehefrau ist rein in den Edeka, hat bei der erstbesten Verkäuferin Dampf abgelassen, doch es hilft nichts. Da sollte ein Zettel auf der Pumpe sein, dass diese ihren Zweck nicht erfüllt – war aber keiner. Wenn ich früher gewusst hätte, dass Elfi soviel Dampf abblasen kann, dann hätte sie den Reifen gleich selbst aufblasen können.
Zu spät, so wandern wir zu Fuß zu einem Fahrradgeschäft, wo uns freundlich ausgeholfen wurde. Danach das Übliche: Ins Hotel, duschen, anziehen, und Sightseeing.
Wir machen uns auf die Suche nach der Spreuerhofstraße. Das ist eine Gasse in der Altstadt. Sie ist nur knapp 50 Meter lang und gabelt sich an ihrem nördlichen Ende um drei aneinandergebaute Häuser, an denen ihr westlicher Arm laut Guiness Buch der Rekorde die „engste Straße der Welt“ bildet.
Die Breite der Straße beträgt dort durchschnittlich 40 Zentimeter, an ihrer engsten Stelle ist sie 31 Zentimeter breit.
Der Spalt, beziehungsweise der engste Bereich neben dem Gebäude mit der Hausnummer 9, hat eine Länge von 3,80 Metern.
Es gibt noch einige gut erhaltene Stadtmauerstücke und Türme. Viele davon sind wieder bewohnt.
Und an die Rückseite der Mauer sind andere Häuser angebaut.
Der Königsbronner Hof ist eines der ältesten heute noch bestehenden Bauwerke der Stadt. Es war als steinernes Haus im Jahr 1278 erbaut worden; der damalige Bauherr und Besitzer ist unbekannt.
Der Fachwerkausbau erfolgte 1537 durch Abt Melchior von Königsbronn. Über Jahrhunderte hinweg wurde der Bau als Pfleghof des Zisterzienserklosters Königsbronn genutzt, heute beherbergt es das Heimatmuseum.
Auch ein wunderschöner Innenhof gehört dazu.
Ein letzter Blick zurück auf ein Stadttor, dann geht es ab ins Hotel.
Wir berichten morgen wieder vom Weg nach Stuttgart. Gn8
Seid Ihr gar nicht stecken geblieben an der engen Stelle.
Nettes Städtchen oder Ortschaft.
Bei uns in Wien schüttet es bereits seit gestern wie aus Schaffeln.
Man rüstet sich schon in Richtung „Hochwasser“.
Ich bin froh, dieser Tage nicht hinaus zu müssen.
Gute Weiterfahrt. LG