Nachdem man im Hotel 19 € pro Person für ein Frühstück verlangt, gehen wir in die nächste Bäckerei. Die haben auch guten Kaffee, frisches Gebäck und es kostet weitaus weniger. Danach geht es raus aus München in Richtung Schloss Nymphenburg. Das muss man den Deutschen generell lassen, die Radwege sind super und fast überall vorhanden. Da haben wir noch gewaltigen Nachholbedarf in Österreich.
Schloss Nymphenburg war von 1715 bis 1918 Sommersitz der Kurfürsten und Könige von Bayern aus dem Hause Wittelsbach. In zwei Jahrhunderten wurde es im Barock und Rokoko vom kleinen Landhaus zur monumentalen Dreiflügelanlage ausgebaut. Das Schloss bildet zusammen mit dem ostseitigen Rondell, dem westseitigen Park, vier Burgen und zahlreichen Kanälen ein einzigartiges Bauensemble. Nymphenburg gehört zu den größten Schlössern Deutschlands und zu den bedeutendsten Europas.
Weiter geht es über eher flaches Hügelland mit Feldern, Wäldern und dazwischen ein paar Ortschaften, nahezu allesamt ohne Infrastruktur (Geschäft, Wirt, Schule, Kindergarten). Nur eine Kirche gibt es in jedem Dorf. Wir müssen uns beeilen, denn der Wetterbericht sagt ab zirka 13.00 Regen in Augsburg, unserem heutigen Etappenziel voraus.
Dachte mir, dass die Fahrt mit den e-Bikes ein Kinderspiel wird, dem ist aber bei weitem nicht so. Heftiger Wind bläst uns entgegen. Ohne Batterieunterstützung würden wir so manchen kleinen Hügel schieben müssen. O.K. ich gebe zu, dass es auch eine Frage der Kondition oder/und des Alters sein kann. Mein A… tut mir auch weh, sodass ich sehr unruhig auf dem Sattel sitze. Ich spreche da natürlich nur von mir, denn der besten Ehefrau von allen geht es natürlich blendend. (Schaltet die Boost-Stufe ein, reckt den Kopf empor, setzt ein überlegenes Lächeln auf und radelt an mir vorbei, wie in Don Camillo und Peppone).
Wir kommen auch um 12.20 rechtzeitig in Augsburg an, doch es hat bereits zu nieseln begonnen. Noch dazu ist Check in in unserem Hotel erst ab 15.00. Doch die Hoteleingangstür ist offen und die beste Ehefrau von allen „schaut, was sie machen kann“. Ich darf einstweilen Gepäck und Fahrräder im mittlerweile Regen bewachen. Nach einigen Minuten kommt sie strahlend wieder heraus, nochmals um einen Kopf größer, als davor beim Rad-Überholmanöver. Es war zwar niemand in der Rezeption, sie hat aber eine rumänische Putzfee, die früher zwei Jahre als Handballerin in Spanien lebte, mit ihren Spanischkenntnissen über den Haufen geredet und diese dazu bewogen, uns unser Zimmer zu öffnen. – Jetzt stehe ich in der ehelichen Hackordnung noch einmal eine Stufe niedriger da und habe sogleich für morgen die nächste Aufgabe ausgefasst: Das Vorderrad besser anziehen, weil sie da ein schlechtes Gefühl hat.
So, lasst uns aber über Augsburg reden: Irgendwie zu Augsburg gehört auch die Schlacht am Lechfeld um 955, welches südlich von Augsburg liegt und das heutige Europa begründet. Auf dem Lechfeld wurde der Einmarsch der ungarischen Truppen durch König Otto gestoppt und so endeten letztlich auch die jahrzehntelangen Beutezüge der Ungarn. Die Überfälle durch ungarische Reiterkrieger, hatten sich bereits von den umliegenden Nachbarländern aus, auf nahezu alle europäischen Länder erstreckt.
Auch Augsburg wurde belagert. Vor Ort verteidigte Bischof Ulrich mit seinen Rittern und zusätzlicher Unterstützung durch die Augsburger selbst die Stadt. Die Verteidiger hielten der Belagerung stand, bis König Otto mit seinem Heer zur Hilfe kam. Die Schlacht an jenem Tag, dem 10. August 955, war ein schwerer und blutiger Kampf. Am Ende besiegte König Otto die ungarischen Gegner, rettete Augsburg und dieser Sieg verhalf ihm letztlich zum römischen Kaisertitel.
Ungarns Niederlage führte schließlich dazu, dass das Land von Bayern aus christianisiert und Ungarn zu einem Land westlicher Kultur entwickelt wurde.
😉 Jetzt muss nur mehr Orban davon überzeugt werden.
Wir begeben uns zum traditionellen Sightseeing und beginnen mit dem Rathaus.
Die Fuggerei in Augsburg ist eine der ältesten bestehenden Sozialsiedlungen der Welt und wird auch heute noch von der Stiftung Fugger unterhalten. 1521 stiftete Jakob Fugger die Reihenhaussiedlung. Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine Jahresmiete von weniger als 1 Euro.
Sie sprechen als Gegenleistung dafür täglich einmal ein, ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger.
Selbstverständlich gehen wir auch zur Augsburger Puppenkiste.
1943 gründete das Ehepaar Oehmichen das Puppenspiel. Anfänglich wurden noch Stücke für Kinder zwischen einem Türstock gespielt, später zog das Theater ins Heiligen Geist Spital und erlangte große Beliebtheit und Ruhm, auch wegen zahlreicher Auftritte im Fernsehen (Urmel, Jim Knopf…).
Heute werden nicht nur Stücke für Kinder, sondern auch für Erwachsene gespielt.
Selbstverständlich hat Augsburg auch einen Dom:
Die Ausstattung ist nicht sehr beeindruckend.
Da noch eher die Krypta:
Am Platz vor der Kirche sieht man ehemalige Kirchenfürsten ihren Glauben und die Stadt verteidigen:
In einer Turmnische der Schwedenstiege steht der Steinerne Mann. Hier seine Geschichte:
1634 wurde Augsburg während des Dreißigjährigen Krieges belagert und sollte ausgehungert werden. Die Vorräte gingen schließlich zu Neige. Der Bäckermeister Konrad Hackher nahm einen stattlichen Laib Brot aus Sägemehl und ging mit diesem auf der Stadtmauer umher, während er dazu ein Lied sang. Der Anblick verärgerte die Belagerer und sie schossen auf den Bäckermeister. Diesem wurde der Arm samt dem Brotlaib weggerissen, wenige Tage danach starb er. Zu seinem Andenken ließen die Augsburger eine Figur des Bäckermeisters aufstellen, die als Steinerner Mann bekannt ist. Es soll Glück bringen, die Nase der Steinfigur zu berühren, dieser Brauch sei vor allem bei Liebespaaren beliebt.
Eigentlich wollte ich euch noch den Hexenbrunnen zeigen, was aber augenblicklich nicht möglich ist, da die Stadtmauer in diesem Bereich saniert wird und die Hexe samt Brunnen demontiert wurde. Zwischen der Wallanlage Lueginsland und dem Fischertor befand sich unmittelbar an der Stadtmauer ein Brunnen mit der Figur einer alten Frau. Von diesem Brunnen wird gesagt, dass dort im 16. und 17. Jahrhundert zum Tode verurteilte Frauen, die für Hexen gehalten wurden, ihren letzten Schluck Wasser zu sich nehmen durften, bevor es zum Scheiterhaufen weiterging. Der Brunnen mit der Figur sollte in unseren Zeiten an die Opfer der Hexenverfolgung erinnern. Aus Schutzgründen befand sich die Hexenfigur hinter einem Gitter, was auch die soziale Unterdrückung der Frauen in vergangenen Zeiten symbolisieren sollte.
Die morgige Fahrt wird ein wenig länger als die heutige, die mehr als 68 km hatte. Wir hoffen natürlich wieder, nicht abgeregnet zu werden. Wir werden sehen.
Lieber Walter, liebe Elfi!
Ich verfolge Euch bereits seit Anfang, aber jedes Mal, wenn ich einen langen Kommentar geschrieben habe und diesen blöden Code eingebe, zeigt es mir einen Fehler an und alles verschwindet. Das hatten wir doch Anfangs auch schon mal bei Eurer Pilgerreise.
Ich hoffe, ich kriegs heute hin.
Alles was ich bereits geschrieben habe, wiederhole ich sicher nicht.
Ich habe mich aber bereits am 1. Tag köstlich über Elfi amüsiert.
Ich bleibe dran und wünsche Euch alles Gute. LG