4.30 Aufstehen, Frühstück essen und ab zum Westbahnhof.
Die Zeit bis zur Ankunft in München vergeht relativ rasch. Aussteigen, Abfahrt mit dem Rad. – Doch nein, die beste Ehefrau von allen vermisst ihr Handy. Also ist sie wieder in den Zug und hat auf allen Vieren das Abteil abgesucht. Ich frage mich, warum meine Jackentasche so schwer ist. Bingo! Statt in ihre Jackentasche hat sie das Telefon in meine gesteckt…
Das Hotel ist rasch gefunden. Nach dem Einchecken bringen wir unsere Sachen ins Zimmer und ab geht es zum Sightseeing. Nach dem Stachus – der genauso Karlsplatz heißt, wandern wir in Richtung Frauenkirche, also dem Münchner Dom. Davor noch sehen wir von einem Vielleicht-Vorfahren von Erwin Wurm ein Kunstwerk auf einem Dach.
Die Frauenkirche:
Der Baumeister des Münchner Domes schloss vor Baubeginn einen Pakt mit dem Teufel. Dieser verpflichtete sich darin, ihm beim Bau der Kirche behilflich zu sein. Der Baumeister versprach dafür, das Gotteshaus so zu errichten, dass kein Fenster darin zu sehen sei. Zur Sicherheit bot er dem Höllenfürsten seine Seele an.
„Ich kann bei dem Handel nur gewinnen!“ dachte der Teufel vergnügt und rieb sich die Hände. „Entweder wird das Gotteshaus unnütz, denn wenn es keine Fenster hat, geht kein Mensch zum Beten hinein, oder aber die Seele des Baumeisters ist mein, wenn er sich nicht an die Abmachung hält.“
Er unterstützte daher den Bau, schuftete sich ab, dass er möglichst schnell fertig würde. Als die Kirche endlich vollendet und geweiht war, bemerkte der Höllenfürst mit nicht geringem Ärger den Zulauf, den das Gotteshaus hatte. Zornig begab er sich sogleich zum Baumeister und forderte dessen Seele.
„Du hast dich nicht an unsere Abmachung gehalten!“ schnaubte er. „Ich habe dir nur unter der Bedingung geholfen, dass du die Kirche ohne Fenster baust. Nun bist wenigstens du mein!“
Doch der pfiffige Baumeister entgegnete:
„Freilich habe ich mich an unsere Abmachungen gehalten. Komm mit und überzeuge dich selbst!“
Er führte den Teufel zu einer Stelle unter der Orgel. Weiter hinein durfte dieser nicht, weil die Kirche schon geweiht war. Dort forderte er ihn auf:
„Nun schau, ob du irgendwo ein Fenster siehst!“
So sehr der betrogene Teufel auch den dürren Hals reckte und Ausschau hielt, er konnte kein Fenster erblicken, denn auch das am Ende des Kirchenschiffes war damals von den Aufbauten des Hochaltars, die weit hinaufragten, völlig verdeckt. Da stampfte der überlistete Teufel vor Wut so fest auf den Boden, dass der Tritt sich in den Stein eindrückte, und fuhr in die Hölle zurück. Der Tritt des Satans ist aber noch heute unter der Orgel zu finden. Von dieser Stelle aus ist in der ganzen Kirche kein Fenster, bis auf dasjenige hinter dem Hochaltar, zu sehen.
In einer Ecke links neben dem Hauptaltar befindet sich eine alte Uhr, die mit Bildern aus der Heiligen Schrift verziert ist. Die Uhr steht still, denn keinem ist es seit dem Tod des Erfinders gelungen, sie wieder in Gang zu setzen. Im Laufe der Jahrhunderte gelang es nur einmal einem Schuhmacher, wenigstens den Hahn wieder zum Krähen zu bringen. Mehr erreichte aber auch er nicht.
So muss die Uhr noch heute auf einen Meister warten, der sie wieder ins Uhrenleben zurückrufen kann.
Neben dem hinteren Eingang befindet sich das Prunkgrab vom Kaiser Ludwig dem Bayer, der 1347 verstarb. Irgendwie fühlt man sich an die Schwarzen Mander in Innsbruck erinnert.
Sonst ist der Dom relativ schmucklos gestaltet im Vergleich zum Stephansdom. Aber egal, raus aus der Kirche, denn es gibt sonst auch noch einiges zu sehen.
Gleich nebenan in der Kirche St. Michael, in der Wittelsbachergruft liegt König Ludwig II., der angeblich geistig umnachtet Selbstmord im Starnbergersee beging. Andere, z.B. die Guglmänner sind von einem anderen Ende Ludwigs II. überzeugt.
Die Guglmänner waren im ursprünglichen Wortsinn Begleiter eines Trauerzuges. Seit etwa Ende der 1990er Jahre ist damit ein Geheimbund gemeint, dessen Mitglieder sich als Hüter der Monarchie verstehen und zum Weiterleben der Legenden um den Tod König Ludwigs II. von Bayern 1886 beitragen. Bei öffentlichen Auftritten tragen sie ähnlich wie die Teilnehmer von Prozessionen in Spanien eine schwarze Kutte mit einer den Kopf völlig verhüllenden Kapuze, eine Gugl.
Durch teils bewusst polemische Forderungen versucht ein kleiner Kreis der Guglmänner in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu erregen. Durch diese Medienpräsenz wollen sie ihre Theorie der Ermordung Ludwig II. durch den preußischen Geheimdienst einem breiten Publikum präsentieren.
Offensichtlich gibt es in München bereits genug Kirchen, und so wurde die Augustinerkirche kurzerhand in ein Jagd- und Fischereimuseum umgewandelt…
Ein Stück weiter steht das Neue Rathaus, das aufgrund der Raumnot im alten Rathaus im 19. Jahrhundert in Auftrag gegeben wurde. In drei Bauabschnitten errichtete man das heutige Gebäude, dessen Zubau unter anderem nach dem Vorbild des Wiener Rathauses gestaltet wurde.
In der Südwestecke des Neuen Rathauses klettert der berühmte Lindwurm den Eckturm hinauf, was das Wurmeck genannt wird.
Der Sage nach kroch der Münchner Lindwurm eines Tages aus der Erde und verbreitete mit seinem giftigen Atem die Pest. Mutige Männer konnten ihn jedoch mit einem Kanonenschuss besiegen. Die Angst blieb aber unter den Bürgern, obwohl weit und breit kein einziger Drache mehr zu sehen war. Erst als die Schäffler (Fasserzeuger) durch die Stadt zogen und durch die Gassen tanzten, trauten sich die Menschen wieder raus. Bis heute soll der Schäfflertanz an diese Geschichte erinnern. Auf dem Turm ist die Sage als Steinrelief zu sehen und auch die Schäffler wurden dort verewigt.
Zufällig hören und sehen wir das Spiel am Turm des Neuen Rathauses, das pünktlich um 12.00 beginnt.
Die Mariensäule auf dem Marienplatz unmittelbar vor dem Rathaus erinnert seit 1638 (damals noch Schrannenplatz genannt, was in Bayern Getreideplatz und in Österreich Gerichtsplatz meint) an den glücklichen Ausgang des Dreißigjährigen Kriegs für München. Das Denkmal besteht aus einer goldenen Marienstatue auf einem marmornen Sockel. Gewidmet ist die Mariensäule der heiligen Maria, die als Schutzheilige Bayerns „Patrona Bavariae“ gilt.
Am Fischbrunnen, der sich auch am Marienplatz befindet, wurden bis zum Zweiten Weltkrieg am Rosenmontag die Metzger-Lehrlinge freigesprochen, was heute der Übergabe des Gesellenbriefes als Abschluss der Metzgerausbildung entspricht. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dabei der „Metzgersprung“ vollzogen, bei dem sich die Lehrlinge übermütig ins Wasser des Brunnens stürzten und auch untergetaucht wurden. Eine Zeit lang war die Tradition verboten, weil es zu vielen Unfällen kam. Seit 1995 findet der Metzgersprung wieder regelmäßig, wenn auch nur noch im Dreijahres-Rhythmus, statt, zuletzt am 11. September 2022. Wir sind also ein Jahr zu früh dran.
Es gibt aber noch eine andere Tradition bei diesem Brunnen: Das Geldbeutelwaschen, dessen Ursprünge sich ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, war ein Brauch der ärmeren Schichten. Vor allem im 19. Jahrhundert verdeutlichten Boten und Gehilfen mit ihm, dass angesichts eines leeren Geldsäckels eine Gehaltsaufbesserung nötig war. In den 1950er-Jahren übernahm der damalige Oberbürgermeister die Tradition auch auf den städtischen Geldbeutel und wäscht am Aschermittwoch meist zusammen mit dem Stadtkämmerer, das leere Stadtsäckel im Wasser des Fischbrunnens. Damit soll sichergestellt werden, dass es im nächsten Jahr wieder gefüllt ist. So einfach geht das. 😊
Links ums Eck befand sich der Tanzsaal des alten Rathauses.
Wir gehen um ein paar Ecken herum und finden das Hofbräuhaus.
Jeder von euch hat bestimmt schon das Lied „In München steht ein Hofbräuhaus – oans, zwoa, g’suffa,“ gehört.
Der bayerische Herzog Wilhelm V. gab 1589 den Bau des Hofbräuhauses als Brauerei zur Versorgung des Wittelsbacher Hofs und dessen Bediensteten in Auftrag. Der Zweck des Baus war es, mit der Produktion von Braunbier die Ausgaben des Hofes zu senken, da das Bier zuvor kostspielig importiert oder von privaten Brauereien gekauft worden war.
Am 24. Februar 1920 wurde im Hofbräuhaus die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) gegründet. Im Rahmen der Gründung verkündete unser Österreich-Export Adolf Hitler das Parteiprogramm der NSDAP.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hofbräuhaus 1945 bei dem Bombardement Münchens durch die Alliierten vollständig zerstört.
Zur 800-Jahr-Feier Münchens 1958 konnte die Rekonstruktion mit der Wiedereröffnung des Festsaals abgeschlossen werden. Bis heute ist das Hofbräuhaus eine Attraktion für Touristen aus aller Welt.
Es zählt täglich bis zu 35.000 Besucher und erwirtschaftet dem bayerischen Staat jährlich Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Als Stammgast kann man seinen Bierkrug in einem eigenen Tresor verwahren. Der Schlüssel wird an die Nachkommen vererbt. So ist es schier unmöglich als Tourist mit noch so viel Geld an so einen Tresor zu kommen.
Eine andere Sehenswürdigkeit ist der alte Hof. Es ist die ehemalige Residenz der bayrischen Herzöge. Vor ein paar hundert Jahren soll sich eine Geschichte zugetragen haben, die dazu führte, dass der gotische Holzerker am Burgstock den heutigen Namen Affenturm bekam. Der junge Kronprinz Ludwig der Bayer verbrachte seine Kindheit in der Residenz, wo sein Vater einen kleinen Affen hatte, der zur Belustigung des Hofes diente. Dieser war äußerst zutraulich und durfte sich daher frei im Anwesen bewegen.
Eines Tages soll der kleine Affe den jungen Prinzen aus der Wiege genommen haben und rannte mit ihm unterm Arm los. Das ganze Hofpersonal versuchte erfolglos den Affen zu fassen und trieben ihn dabei über einen hölzernen Erker auf das Dach. Nun saß der Affe oben und das Personal fürchtete um das Leben des Kindes. Nach einer Weile jedoch kletterte der Affe vorsichtig runter und legte das Kind unversehrt in die Wiege zurück.
Zu den neueren Sehenswürdigkeiten bzw. Attraktionen gehört die Eisbachwelle im Englischen Garten.
Eine Steinstufe an der Austrittsstelle bei der Prinzregentenstraße des sehr schnell fließenden Eisbachs erzeugt eine Stromschnelle und eine etwa halbmeterhohe stehende Welle, die von Kanuten und Flusssurfern genutzt wird und bei Wellenreitern auch international bekannt und beliebt wurde. Die Eisbachwelle ist aber auch gefürchtet, weil direkt hinter ihr mehrere Reihen von Steinquadern unter Wasser vor allem bei unerfahrenen Surfern zu Verletzungen führen können.
2010 wurde übernahm die Stadt München das Gelände vom Freistaat Bayern, um das Wellenreiten nach 35 Jahren auf eine legale Grundlage zu stellen.
Ich habe ein Video gemacht, doch leider kann ich es nicht auf die Homepage stellen, die Datei ist zu groß. ☹
Der Viktualienmarkt ist eine Münchner Institution. Für alle, die es nicht wissen sollten, Viktualien sind ein veraltetes Wort für Lebensmittel.
Es duftet überall nach Leberkäse und sonstigen Schmankerln. Weißwürste werden ebenso kredenzt wie das Lebensnotwendige Maß Bier. Natürlich gibt es auch frisches Gemüse und Süßigkeiten. Der Viktualienmarkt ist vergleichbar mit dem Wiener Naschmarkt.
Die Glückslöwen in der Residenzstraße sollen seit 1616 Glück bringen, wenn man die Schnauze streichelt.
Seit dem 17. Jahrhundert bewachen die bronzenen Löwen den westlichen Eingang zur Residenz. Damals ließ Herzog Maximilian I. sein Stadtschloss um den Kaiser- und Kapellenhof erweitern. Von da an wurden tausende Passanten von den Figuren wie magisch angezogen und wehe man wagte es an ihnen vorbeizugehen, ohne die Schnauze zu berühren.
Der Grund könnte die Verunglimpfung der Residenz durch einen jungen Münchner gewesen sein. Der Münchner schrieb ein unschönes Gedicht über die Geliebte des König Ludwig I., was den Herrscher dazu veranlasste nach dem Übeltäter zu suchen und eine Prämie auszusetzen. Als der junge Mann gefasst wurde, begnadigte ihn der König nicht nur, sondern übergab ihm auch die Summe für sein Kopfgeld. Der junge Student konnte sein Glück kaum glauben und musste sich auf der Straße an eine der Löwenschnauzen abstützen, um nicht zu Stürzen. Bis heute heißt es, dass das Anfassen oder Streicheln der Nasen Glück und Wohlstand versprechen sollen.
Die Münchner Residenz ist das größte Innenstadtschloss Deutschlands. Neben Wohnpalast und Herrscherräumen befinden sich auch eine Edelsteinsammlung und viele andere wertvolle Kunstschätze darin. Selbstverständlich sind wir durch eine Vielzahl der 130 Prunkräume gewandert. Wir wollten insbesondere das Antiquarium besichtigen, denn das ist der größte Renaissancesaal Europas.
Bei der Kassa hat die beste Ehefrau von allen zwei Seniorenkarten für das Antiquariat beordert. Der Kassier hat große Augen bekommen und meinte, sie hätten keines. Nach kurzer Aufklärung durften wir trotzdem rein.
In dieser Residenz kann man gerne einen Tag verbringen, wir waren schon nach einer Stunde „geschlaucht“. Prunk anschauen ermüdet auch.
Eine Frage noch: Der alte Peter ist die älteste Kirche in München (1294) und hat an der Spitze ein um 90 Grad verdrehtes Kreuz. Warum?
Es schaut nicht wie üblich nach Westen, sondern nach Norden. Es gibt natürlich wieder eine Sage, die von einem wütenden Teufel spricht, aber der wahre Grund ist, dass man das Kreuz nicht den hier vorherrschenden Westwinden aussetzen wollte.
Genug für heute, morgen ist auch noch ein Tag. Wir hoffen natürlich auf gutes Wetter und freuen uns auf die erste Fahretappe.
Mahlzeit und Gn8.
Griaß eich ihr zwa!
Unglaublich, was scho am ersten Tag wieder alles gschafft habts.. 👍😉
A Pröösterchen und an Guatn sowie dann a Guat Nocht nach München. 👍😉🥰
Für morgen – Alles Gute dann beim „Anradeln“:👍😉🥰
Dolly und Wolfgang 🙋♀️🙋♀️🥰🥰