Bevor wir heute zur Stadtbesichtigung aufbrechen, noch der Bericht zu dem Gebiet südlich von dem Städtchen Barskoon:
Weit über dem Barskoontal, bei einer Flusswasserscheide wurde 1978 Gold entdeckt. 1993 bekam eine kanadische Firma die Schürflizenz und vier Jahre später entstand die siebentgrößte Goldmine der Welt als Tagebaubetrieb. Über 3.000 Kirgisen arbeiten unter schwersten Bedingungen auf über 4.000 Metern Seehöhe.
Die Firma wurde nach Streitigkeiten 2022 verstaatlicht und macht heute zu 50% der Exporterlöse aus. Da das goldhaltige Gestein unter einer Gletscherzone liegt, wurde dieser weggesprengt. Das Problem dabei ist, dass der riesige Gletscher das Trinkwasserreservoir des Naryn-Tales darstellte. Auch die Abbauarbeiten selbst verschmutzen das ablaufende Wasser der Gletscherflüsse.
425 Tonnen Gold wurden bis 2021 geschürft und dabei über 10.000 Tonnen Zyanid eingesetzt. Die giftige Brühe wird in ein Rückhaltebecken geleitet, welches nur 2-300 Meter oberhalb des Fluss Kumtor liegt.
1998 stürzte ein LKW mit zwei Tonnen Zyanid von einer Brücke in den Fluss, der in den Yssyk-Köl mündet. Offiziell starben vier Menschen, über 2.000 wurden ernsthaft krank.
Lang anhaltende Proteste folgten, weil das Gold durch die kanadische Firma ins Ausland verscherbelt wurde und die Bevölkerung, die zu einem großen Teil unter der Armutsgrenze leben muss, außer gewaltigen Umweltproblemen, nichts davon hatte. Der neue Präsident versprach die Mine bis 2023 zu schließen. Bekanntlich schreiben wir jetzt 2024….aber lest selbst: www.kumtor.kg
So, nun aber rasch in den Bus. Es geht nach Karakol ins Zentrum. Die Stadt hat eine strategisch günstige Lage an einem Pass und ist nur mehr 150 km von der chinesischen Grenze entfernt. Dahinter ist die Taklamakan, eine riesige Wüste, an deren Nord- und Südrand jeweils ein Zweig der Seidenstraße entlang läuft.
In Karakol haben sich chinesische Dunganen niedergelassen, die eine hölzerne Moschee zwischen 1907 und 1910 erbauten. Und das ohne Nägel.
Schaut so aus, als ob sie alle Farben, die sie so hatten, verwendet haben.
Danach hätte es zur Abwechslung wieder in eine Schlucht gehen sollen. Das musste aber entfallen, weil sie durch Erdrutsche versperrt ist. Macht nichts, wir schauen uns das Prschewalski-Museum etwas außerhalb von Karakol an. Ihr wisst schon, das ist der Asienforscher, den ich schon erwähnt habe, bei den nach ihm benannten „leider nein Reitpferden“, die er als erster beschrieben hat. Das Museum liegt in einem wunderbaren gepflegten Park mit altem Baumbestand. In seinem Inneren wirkt es hingegen sehr verstaubt und antiquiert. Egal, ich zeige euch kein Foto davon, nur das von einer kleinen orthodoxen Kapelle.
Es gibt natürlich auch noch sein Grab, denn Prschewalski verstarb hier an Typhus, nachdem er glaubte, das Flusswasser sei sauber, von dem er getrunken hatte. Irrglaube. Bei einer Gedenksäule fotografiere ich lieber die Horde Kindergartenkids, die sich für ein Gruppenfoto aufstellen, anstelle seines Konterfeis.
Wir besuchen auch noch die griechisch-orthodoxe Kirche, die 1895 erbaut und von den Sowjets als Warenlager, Schule, Theater und als Klub umfunktioniert wurde. Später, nach dem Zerfall der Sowjetunion, wurde die Kirche restauriert und ist heute wieder in ihrer ursprünglichen Funktion in Verwendung.
Es tröpfelt wieder einmal, aber nach 10 Minuten ist Schluss.
Ein prominenter Besuch. 😉
Wir gehen in ein Verkaufslokal einer dörflichen Initiative. Alles was in so einem Dorf produziert wird, wird angeboten: Honig, Filzpatschen, Gürtel, Geldtaschen aus Leder und vieles mehr. Es wird Zeit: Ab zum Mittagessen in ein kleines Restaurant mit Life-Zupfspiel.
Danach auf 20 Minuten ins Hotel bevor es zum Schluchten-Ersatzprogramm geht, einer Bootsfahrt auf dem Yssyk-Köl.
Im Vordergrund seht ihr einen Teil der Anlage, die die Russen für den Warentransport erbauten. Am anderen Ende des Sees endet eine Eisenbahn. Dort wurden die Waren verschifft und auf dem Wasserweg hierher transportiert.
In einem in der Nähe befindlichen Seitenarm, richteten sie auch einen Marinestützpunkt ein, der Torpedotests durchführte. Die gesamte Anlage unterlag strengster Geheimhaltung mit eigenen Kasernengebäuden, einem Krankenhaus, etc. und war strengstens bewacht. Nach dem Ende der Sowjetzeit wurde das Gelände aufgegeben, aber heute wieder aktiviert und zwar als Testbasis für die U-Boot-Jagd. Russland zahlt zum Unterschied zu dazumal, im Gegenzug mit Waffen.
Unsere Begleiter lassen sich nicht abschütteln und beäugen uns auf der gesamten Fahrt.
Wieder retour und Schluss für heute. Morgen besuchen wir das vierte Land auf unserer Reise, Kasachstan.
Ja, Menschen zählen nichts. Die Arbeitskraft ist wichtig. Leider!
Schöne Fotos und tolle Infos, so wie immer.
LG Elfi M.