6.30, auf geht´s zum Bahnhof. Wir haben ein zeitiges Frühstück erhalten, also steht nichts im Wege wohlgemut den Tag zu beginnen.
Beim Bahnhof gibt es wiederum ein Gepäckscanning und eine Passkontrolle. Das ist aber nicht nur wegen dem Putin so, sondern wegen der allgemeinen Anschlagsgefahr.
Wir sitzen in der VIP-Klasse im Zug. Sogar Handyladen geht. Die beste Ehefrau von allen hat gerade beschlossen Usbekisch zu lernen.
Warum fahren wir überhaupt mit dem Zug? Wir müssen über den Kamchik-Pass fahren und der ist für Reisebusse gesperrt, weil sehr viele Unfälle passieren. Meistens sind übermüdete Lastwagenfahrer die Ursache. So auch vor einiger Zeit, als ein Lastwagen mit Autos beladen in die Schlucht stürzte und vier PKW mitriss.
Vier Stunden Zugfahrt können aber auch ganz kurzweilig sein. Mittels einer über 9 km langen Tunnelfahrt kürzen wir den Weg im Vergleich zur Straße noch einmal erheblich ab
Wir fahren an Kohletagebaubergwerken vorbei, passieren Schluchten in denen sich die Häuser hinter tiefstem Grün verstecken. Auch hier stehen bei den Eisenbahnbrücken überall Wachtposten.
Wir fahren durch das fruchtbare Fargana Tal, das ungefähr 300 km lang und 150 km breit ist und von allen Seiten von hohen Gebirgen umgeben ist. Jahrtausende lang mussten alle Händler und auch die Eroberer hier durch das Nadelöhr. Maulbeerbäume, viele andere Obstbäume, Wein, Melonen, Reis, Mais und Baumwolle, alles gedeiht hier wunderbar.
Kaum kommen wir in Kokand an, erwartet uns schon der nächste Co-Guide und der nächste Bus, der uns zuerst zu einem Lokal bringt, wo wir eine Kleinigkeit essen.
Vornehm geht die Welt zugrunde. Händewaschen vor dem Essen darf nicht fehlen. Danach geht´s zum Palast von Chudoyar Khan.
Der Palast für den Khan wurde 1871 fertiggestellt. 1876 wurde der Khan von den Russen gestürzt. Somit hatte er keine lange Freude an dem Bau.
Der große Thronsaal:
Ein frisch verheiratetes Paar freut sich des Lebens.
Wir brechen auf um die Seidenstadt Morgilon samt einer Seidenfarm zu besuchen. Vor ungefähr 2.000 Jahren kam das Wissen über die Seidenherstellung ins Fergana Becken. Eine chinesische Prinzessin schmuggelte Kokons von Seidenraupen in ihrem Haarknoten. Es war bei Todesstrafe verboten, das Wissen um die Herstellung von Seide außer Landes zu bringen.
Wir besuchen den größten Familienbetrieb und lassen uns das Handwerk erklären. Ihr habt genauso viel Ahnung wie ich? O.K., dann lasse ich euch an meiner Erleuchtung teilhaben:
Es beginnt damit, dass sich zwei Seidenraupen sehr lieb haben und kurz darauf zirka 12.000 Eier legen, bevorzugt auf Maulbeerbaumblättern, weil die jungen Raupen sich von diesen ernähren. Aus diesen kleinen Eiern wachsen die Raupen heran und beginnen, sich irgendwann zu verpuppen, also Kokons zu bilden indem sie einen Faden im Maul produzieren und diesen um den Körper winden, indem sie sich drehen, sodass ebendieser weiße Kokon entsteht.
Aus diesem Kokon schlüpft dann nach erfolgter Reifung die junge Seidenraupe und das Spiel beginnt von vorne.
Soweit so gut. Aber wie kommt der Mensch ins Spiel und vor allem, wie entsteht dann ein Seidenstoff?
Da die Eier sehr begehrt bei Wespen und Ameisen sind, werden die Eier eingesammelt und in quadratische Holzgehäuse gesteckt, die von Maulbeerbaumpapier bedeckt sind. Da die Raupen immer bergauf klettern, dreht man die Gehäuse, sodass die Raupen immer etwas zu tun haben. Will man den Prozess unterbrechen bringt man diese Brutgehäuse in kühle Räume.
Sind die Raupen fast schlüpfbereit, werden die Kokons in heißes Wasser geworfen, einzelne Fäden lösen sich und können von Menschenhand herausgezogen werden. Diese Fäden sind haardünn und in der Regel 3 km lang. 40 Fäden ergeben einen ziemlich reißfesten Faden.
Die Fäden spannt man dann im Webstuhl ein und in einem komplizierten Treten auf Pedale, Schießen von Schiffchen und Festklopfen der Querfäden entsteht binnen 3 Stunden ein Meter Stoff in Handarbeit. Den Fadenstrang aufzudröseln und einzuspannen für den nächsten Meter dauert wiederum 3 bis 4 Stunden. Danach hat man eine Stoffbahn in weiß.
Jetzt kommt es darauf an, was man machen will. Entweder den Stoff mittels Naturfarben (kalt oder warm) eintauchen und somit färben und danach fixieren,
oder in Batiktechnik durch Abbinden verschiedene Farben und Muster auf der Stoffbahn aufbringen
oder vor dem Weben mittels Batiktechnik, Stränge von Fäden unterschiedlich einfärben.
Genug gelernt für heute. Morgen fahren wir nach Kirgisistan bzw. Kirgisien. Beide Schreibweisen sind gültig.
Bis Morgen.
Wow! Wieder so viel erfahren und gelernt, gestern und heute. Ich hatte gestern Konzert im Konzerthaus und heute noch ein weiteres Konzert, daher fasse ich es gleich wieder zusammen.
Ich habe eine Frage. Ihr seid ja vom Vorjahr und davor den Jakobsweg „gewöhnt“ und der war ja doch sehr anstrengend.
Das ist jetzt ja die „leichtere“ Variante, aber ich denke dass es doch auch anstrengend ist, aber anders. Es gibt so viel Programm und unglaublich viele Eindrücke.
Eine schöne Reise weiterhin. LG Elfi M.
Griaß euch 🥰
WOW – super Bildln wieder 👍 speziell des von der „besten aller Ehefrauen“ 🥰 im Zug. Oh, ja, da bin ich deiner Meinung, dass es sich in einem tollen VIP Abteil auch mit dem Zug pipifein reisen lässt 👍 – und ist nicht der Gefahr des Unfalls, wie du es beschrieben hast, ausgesetzt. 👍 ja, wird nit lang dauern und sie wird scho einiges merken vom Usbekischen. 👍😄
Also, dann – gute Weiterreise uund glg 🥰🙋♀️🙋♀️🙋♀️
Dolly + der Wolf