Pünktlich fahren wir los zur Pentschikent Ausgrabung. Das war die ursprüngliche Stadt auf einem eingeebneten Hügel, mit Stadtmauer und Festung. Heute steht nichts mehr auf dem Hügel, außer ein paar Rekonstruktionen durch Russen und Amerikaner, die hier Teile der alten Stadt ausgegraben haben.

Die neue Stadt liegt unterhalb des Hügels, näher beim Fluss. Man nennt die Stätte auch Pompej Tadschikistans, wegen der gefundenen Wandmalereien in Häusern der Oberschicht und im Tempel. Russen begannen mit den Ausgrabungen bis zum Zerfall der Sowjetunion. Die meisten Artefakte die geborgen wurden, wurden in Museen gebracht, vieles davon nach St. Petersburg. Der Rest verfällt im Augenblick, weil seitens Tadschikistans kein Geld dafür bereitgestellt werden kann.

Rekonstruktion eines Zoroaster-Tempels

Es ist auch gut, wenn man die Schätze augenblicklich unter der Erde belässt, denn würde man sie bergen, müsste man sie innerhalb von 4-6 Stunden konservieren, weil sonst die Artefakte durch den Sauerstoff angegriffen würden und vielfach zerfallen. Dafür fehlt im Augenblick aber auch das nötige Know-How.

Kopien von Wandmalereien, die in St. Petersburg zu bestaunen sind, alle vor dem 8. Jahrhundert gemalt.

Weiters würde man die Ziesel-Kolonie, die auch hier heimisch ist vertreiben, was auch schade wäre.

Ab ins neue Pentschikent zum Basar. Die Tadschiken sind stolz auf solche Verkaufsplätze, weil sie zeigen, dass nach den langen Jahren des Hungers und Darbens, wieder viele Lebensmittel und sonstige Haushaltsgerätschaften feilgeboten werden.

Die beste Ehefrau von allen und ich bekommen noch die obige weiße Masse zu kosten. Mit einem kleinen Löffel, den der Verkäufer extra mit einem undefinierbaren Tuch abwischt, sich dann aber doch darauf besinnt, dass er auch Wasser hat und ihn dann damit abwischt. Das Zeug schmeckt irgendwie picksüß, nach Zuckerwatte. Ist nichts für uns.

Man kann durchwegs einmal müde werden, einschlafen und irritiert hoch fahren:

Ein Glückslosverkäufer der eher den Eindruck eines Assassins erweckt:

Und eine Roma mit ihrem Kind.

Wir springen in den Bus, der in zweiter Spur für uns hält und fahren weiter.

Wir fahren aus der Stadt raus. Rechts und links Felder, denn wir sind in Flussnähe. Einen einzigen Traktor habe ich gesehen, der ein Pumpwerk angetrieben hat, sonst nur vorwiegend Frauen, die mit einer Handsichel Tierfutter abmähen oder mit einer kleinen Harke Unkraut jäten. Offensichtlich wird noch 80% der Feldarbeit per Hand durchgeführt.

Wir überqueren den Sur Daraya Fluss.

Augenblicklich erscheint er nicht sehr stark zu sein, doch bei Hochwasser ist er randvoll gefüllt.

Wir schrauben uns bald danach immer höher in Serpentinen den Berg hinauf. Unser Fahrer hielt bisher Fußgängerübergänge und Geschwindigkeitsbeschränkungen ohnehin nur als Empfehlung. Was er aber bei der Berg- und Talfahrt an den Tag legt, treibt so einigen den Angstschweiß in den Nacken.

Die beste Ehefrau von allen verhält sich erstaunlich ruhig. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie beim Fenster sitzt und es auf ihrer Seite zumeist ein paar hundert Meter abwärts geht. Man könnte es Schockstarre nennen. Ich müsste mich einmal erdreisten, mit ihr auf einer Bergstraße so zu rasen…

Wir fahren auch durch einen fünf Kilometer langen Tunnel, den die Chinesen erbaut haben und der allen eine zirka 20 Kilometer lange weitere Bergfahrt erspart.

Nach dem Tunnel kommen wir in eine sehr grüne Gegend mit relativ großem Jungbaumbestand. In der Nähe von Bundschikat (wieder eine Weltkulturerbeausgrabung) kommen wir zu einem Monument, das an die Gründung Roms erinnern soll. Romolus und Remus werden von einer Wölfin gesäugt.

Auf der anderen Straßenseite können wir nach wenigen Metern eine Schlucht mit einem Rinnsal bestaunen. Auch hier wird von den Einheimischen jeglicher Unrat einfach über den Hang hinunter gekippt. Am Land gibt es keine Müllabfuhr und so wird vieles in die Flüsse gekippt. Natürlich ist da jede Menge Plastik und Blechdosen dabei, das nicht so schnell verrottet, aber der Fluss wird´s schon wegspülen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Die Nomadinnen verkaufen Käsekugeln, denn im Sommer ernähren sie sich hauptsächlich von Ziegenmilch und deren Produkten, im Winter von Ziegenfleisch. Sie sprechen von der roten und der weißen Zeit.

Einmal werden wir noch eingebremst, von einer riesigen Schafherde. Das sind locker tausend Schafe. (Eines kostet ca. 100 bis 300 Euro.) Wir kaufen trotzdem keines. Hammel-Pilav bekommen wir am Abend sowieso.

Wir treffen gegen 18.00 in Chudschand, der zweitgrößten Stadt von Tadschikistan ein Sie wurde von Alexander dem Großen 329 v. Christus gegründet und hat zirka 300.000 Einwohner. 1986 feierte man 2.500 Jahre Stadtgründung. Das ist eine typisch orientalische Händlerrechnung. Kaum passt man nicht auf, wird etwas drauf geschlagen. Diese Unistadt ist bekannt für ihre Seidenproduktion.

So, jetzt sind wir müde vom Essen und der stressigen Fahrerei. Bis morgen dann.

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