Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, hat sich Elfi für ihren Schönheitsschlaf zurückgezogen und ich euch wie versprochen den zweiten Teil des Seidenstraßenberichtes geschickt. Zum Schlafen kam ich nicht, denn kaum war ich fertig, ging es mit Sightseeing los.

Der Innenhof unseres Hotels, der ehemaligen Medrese

Chiwa ist eine Weltkulturerbestätte und liegt ein wenig abseits der Seidenstraße, zirka 7 km von der Grenze zu Turkmenistan entfernt. Einen Grenzübergang für Autos gibt es allerdings erst 80 km entfernt. Mit dem Kamel wäre es einfacher, eine der alten Karawanenstraßen zu benutzen.

Chiwa wurde 1740 von den Persern fast vollständig zerstört, danach wieder aufgebaut. Dass die Häuser allesamt noch keine 300 Jahre alt sind, merkt man nicht und tut dem Eindruck von 1001 Nacht keinen Abbruch.

Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Bewohner von Chiwa nahezu ausschließlich mit Überfällen auf die Karawanenrouten beschäftigt. Erst nach der Zerstörung der Stadt durch die Perser begann man sich mit Handel, Handwerk und der Kunst zu beschäftigen.

Einem anderen einträglichen Gewerbe gingen sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nach, dem Sklavenhandel. Als Sklaven wurden zumeist Kriegsgefangene verkauft.

Chiwa hat noch etwas besonderes: Eine Stadt innerhalb der Stadt. Dicke Mauern umgeben das Zentrum, wo die meisten Sehenswürdigkeiten stehen. Früher gab es noch eine zweite Stadtmauer, die in einiger Entfernung die erste wie ein Ring umschloss.

Wenn man die Stadt durch das Westtor betritt, bleibt der Blick sofort auf Kalta Minor hängen einem Minarett, dass einmal als höchstes der Stadt gebaut werden sollte. Es wird auch der Dicke genannt und es gibt verschiedene Gerüchte, warum es nicht dazu kam, dass das Minarett zum höchsten aufwuchs. Die mir glaubhafteste ist die, dass der Baumeister einfach aufhörte zu bauen, denn in der damaligen Zeit wurden die Baumeister nach Beendigung ihres Werks oftmals um die Ecke gebracht, damit sie nicht für eine andere Stadt einen noch höheren bauen konnten. Somit lief er nicht Gefahr das gleiche Schicksal zu erleiden.

Hebt man den Blick, so sieht man den Langen, das Minarett der Medrese Islam Hodza. Hodza war ein islamischer Reformer, der die strengen Regeln der Scharia abmildern wollte, der sich auch gegen Behördenwillkür auflehnte und 1913 unter „misteriösen Umständen“ zu Tode kam.

Der Gedenkkomplex Pahlawad Mahmud bietet einem Volksheiligen die letzte Ruhestädte. Der Mann war Ringer, Dichter, Heiler, Kürschner, Philosoph und Sufi-Lehrer. Er war in ganz Zentralsien berühmt.

Seine Grabstätte wurde zum Wallfahrtsort und einige Kahne ließen sich neben ihm begraben.

Auch heute pilgern viele Gläubige zu seinem Grab, beten gemeinsam mit einem Vorbeter und bitten um die Erfüllung ihrer Wünsche.

Im Hof des Komplexes steht ein Brunnen. Trinkt man von dem, so sollen die eigenen Wünsche rascher in Erfüllung gehen. Trinkt man einen zweiten Becher, so gehen die Wünsche doppelt so schnell in Erfüllung. Trinkt man einen dritten Becher, soll man tot umfallen – so die Legende. Ich glaube das sogar, denn die Becher gehen von einer Hand in die andere und werden nicht großartig gespült. Also der ideale Ort für Krankheitskeime.

Die Djuma Moschee ist die größte Moschee der Stadt und befindet sich direkt im Zentrum der Altstadt. Ihr Minarett ist 32 m hoch. Sie wird auch Freitagsmoschee genannt und fällt durch ihre wunderbaren 212 Holzpfeiler auf, die aus den verschiedensten Jahrhunderten stammen und auch aus verschiedenen Gegenden kommen. Eine Säule wurde von Indien, eine andere von Pakistan gespendet. Es gibt keine zwei gleichen Säulen und fühlt sich mit der einfachen Holzdecke wie in einem Wald.

Weiters ist noch der Tasch Hauli Palast zu erwähnen. Der ursprüngliche Architekt lehnte es ab, den Palast in zwei Jahren zu erschaffen, wie es sich der Kahn gewünscht hatte, weil das nicht machbar gewesen wäre. Dafür wurde er gepfählt. Der nächste Architekt lehnte den Auftrag zwar nicht ab, brauchte aber Neun Jahre bis zur Fertigstellung.

Der Kahn wohnte in dem Palast mit seinen 4 Hauptfrauen und 41 Nebenfrauen (Konkubinen). Wir bekommen im Harem noch eine musikalische Darbietung.

So, Ende des Sightseeings. Es geht unter die Dusche und später zum gemeinsamen Abendessen. (Nicht mit den neuzeitlichen Haremsdamen, um etwaige irrige Gedankenansätzen zuvorzukommen.

1 Kommentar

  1. Hallo Walter!
    Die Gebäude sind ja riesig. Hast Du da alle Leute verscheucht …. da alles so herrlich „leer“ ist.
    Über die Haremsdamen gebe ich keinen Kommentar ab. 😉

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