Wir nehmen ein Minifrühstück ohne Kaffee in unserer Herberge. Das Wetter ist nebelig, aber nicht kalt.

Ein paar Kilometer weiter bekommen wir einen guten Kaffee. Zur Wanddekoration gehört dort, wie auch schon im Lokal, wo wir gestern zu Abend gegessen haben, die Münzsammlung vom Fußboden bis zur Decke, in allen Ritzen und Spalten abgelegt. Von der 1-Cent-Münze bis zu 2-Euros ist alles vertreten.

Vor dem Haus gibt’s Riesenameisen.

Bald darauf kommen wir zur ersten Kirche. Dezente Hintergrundmusik und jemand, der gegen eine kleine Spende gerne mit einem Pilgerstempel aushilft.

Der Heilige Jakob wird natürlich auch hergezeigt.

Der Weg für die letzten 100 Kilometer ist mehr als gut ausgebaut und führt durch viele kleine Ortschaften. Im Schnitt alle 200 Meter gibt es eine Steinsäule mit Entfernungsangabe nach Santiago de Compostela. Anfänglich war ich mehr als verwundert über die Häufigkeit dieser Säulen, jetzt nicht mehr. Ich bin überzeugt davon, dass sie in erster Linie der Sicherheit dienen. Ist jemand verletzt, kann man sehr leicht die Örtlichkeit durchgeben. Unabhängig davon dient es dem Pilger als Motivation, weil er sieht, dass er auch die Entfernung zum Ziel immer weiter minimiert.

In mehreren Dörfern ist uns so ein oder ein ähnlicher Wäschewaschplatz aufgefallen. Heute wird er wohl nur mehr vereinzelt von campierenden Pilgern verwendet.

Bei Kilometer 65 sehen wir, wie Reitpferde entladen und gesattelt werden. Ich denke, dass der Truck für die Pferde in der Nacht als Stall verwendet wird, denn es gibt derzeit jeden Abend Gewitter und ich glaube, dass es für ein normales Reitpferd stressloser ist, die Nacht im Truck zu verbringen, als auf einer Wiese.

Heute gibt es nicht viel zu berichten, außer dass die Pilgerscharen mehr werden. Beispielsweise kamen 2.178 Pilger gestern (3.6.2023) in Santiago de Compostela an.

Ich werde euch daher wie versprochen ein wenig von unseren Wehwehchen berichten. Zuerst einmal die Kurzfassung von der besten Ehefrau von allen: Sie begann mit beidseitigen Fersenblasen, die durch Pflaster und neue Schuhe letztendlich wieder verheilten, diverse kleine Blasen an den Zehen, die durch runde Silikonringe ausgeheilt wurden. Dreimalige Kunstflugübungen brachten ihr neben Abschürfungen an Händen und Knien auch eine Prellung der Hand ein. Alles ist wieder verheilt. Zu guter Letzt bekam sie durch offensichtlich einseitige Überlastung am linken Knie eine Wasserbeule. Seitdem trägt sie über beiden Knien Kniebandagen, die diese schützen. Das hat gewirkt, die Wasserbeule ist verschwunden.

Ich selbst habe lange mit meinem Fersensporn herum gekämpft und bin ihn vor der Reise nicht wirklich ganz los geworden. Bei jedem Aufstehen nach einer Ruhephase bewegte ich mich wie ein 96-jähriger, wenn er aus seinem Rollstuhl aufsteht. Nach ein paar Minuten Eingewöhnungsphase ging´s dann. Derzeit glaube ich, dass ich meinen Fersensporn mechanisch zertrümmert habe durch das Gehen (keine Ahnung ob so eine Aussage medizinisch hält). Manches Mal habe ich in den Fersen ein Stechen, das wird ignoriert und dann geht es wieder. Ansonst hatte ich mir auf einer Ferse eine große Blase am Ballen zugelegt und weil´s so lustig ist, bei der neuen Haut darunter wieder eine. Zweieinhalb Zehennägel sind blau, bei einem besteht die Gefahr, dass er abgeht. Ansonst habe ich nur bei manchen Zehen leichte Deformationen und unmotivierte Hornhautverhärtungen. Das passiert aber alles nur, wenn man nicht artgerecht gehalten wird.

Ja, ja, mir geht´s wie einem Gaucho: Mir geht auch die Couch oh.

Es gibt auch wirklich nette kleine Kirchen, die durch ihre Kargheit schön sind.

Unser heutiges Etappenziel ist Melide, das wir auch bereits zu Mittag erreichen, da es heute nur 23,4 Kilometer sind.

Nur mehr über die Brücke und natürlich den Hügel hinauf, dann sind wir angekommen. Heute Abend gehen wir in eine Pulperia, für die Melide berühmt ist. In so einem Lokal werden Kraken (pulpo á feira) zubereitet. Ich werde morgen berichten, wie es war.

Das Positive des Tages: Das war heute eine Leichtlaufetappe. Drei Pilgertage auweiei, hast einmal nicht aufgepasst, jetzt sind es nur mehr zwei.

1 Kommentar

  1. Na Ihr Beiden.
    Ich kann Euch nur meine spezielle Apotheke anbieten.
    Vielleicht ist was PasseGndes für Eure Wehwehchen dabei.

    Leider kann ichs hier nicht anhängen.
    Ich werde es auf Facebook für Euch posten.

    LG Elfi M.

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