Diese romanische Kirche ist eine der ältesten Kirchen Wiens und gehört zu einer der drei ersten Pfarren. Ursprünglich war sie von einem Friedhof umgeben, was letztlich beim Kaiserhof (der Burg), die nur einen Steinwurf entfernt liegt, nicht gut ankam. Kaiser Maximilian I. reichte es, und er ließ um 1500 den Friedhof schließen.

Was also tun?

Genau, in den Untergrund gehen. Jeder, der es sich leisten konnte, ließ sich in der, unter der Kirche ausgegrabenen Gruft, zur letzten Ruhe betten. Auf dem Kirchenboden sind die Grabsteine eingelassen, die angehoben wurden und so die Möglichkeit boten die Särge in den Untergrund zu hieven.

Die Gruft wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut, unter den Kirchenmauern bis auf den Vorplatz durchgegraben. Doch irgendwann war auch damit Schluss. Es gab keinen Platz mehr. Unabhängig davon kam es natürlich zu einer ungeheuren Geruchsbelästigung in der Kirche, denn die Einstiegsöffnungen in den Untergrund waren alles andere als dicht. Eine Sommerliche Sonntagsmesse stellte eine große Anforderungen an die Geduld der Gläubigen. 1784 fand daher die letzte Bestattung in der Gruft statt.

Über 200 Jahre kehrte Ruhe ein, bis die Barnabiten die Pfarre an die Salvatorianer übergaben. Die nahmen sich der Gruft an und stellten fest, dass viele der Bestatteten aufgrund der besonderen klimatischen Verhältnisse (niedere Temperatur und optimale Luftfeuchtigkeit) mumifiziert waren und sich – soweit man das über Tote sagen kann – in einem ausgezeichneten Zustand befanden. Einziger Nachteil, der Rüsselkäfer machte sich im Holz der Särge breit. Den galt es zu bekämpfen mittels Klimaanlage. Und weil das alles Geld kostet, versucht man durch tägliche Führungen die Unkosten wieder herein zu bringen.

Ich kann einen Besuch der Gruft nur empfehlen. Gegenüber Kapuzinergruft oder Katakomben im Stephansdom hat dieser Ort einen besonderen Reiz. Kann euch leider keine Fotos wegen Fotografierverbot zeigen, doch auf der Homepage der Michaelerkirche findet ihr welche.

Noch etwas: Wenn ihr eine Führung macht, dann bittet den Guide zum Abschluss euch noch das Refektorium der Ordensgemeinschaft zu zeigen. 3m hohe Gemälde zieren ringsum den beeindruckenden Raum. Zumeist, wenn er gut aufgelegt ist, macht er das auch.

Noch ein Zuckerl gefällig?

Am Ende der Pfingstmesse lässt man geweihte Rosenblätter durch ein Loch in der Kirchendecke in den Kirchenraum rieseln. Das soll symbolisch den Heiligen Geist verkörpern und ist dem Pantheon in Rom abgeschaut.

Zugabe zur Zugabe?

Was haben Led Zeppelin mit der Michaelerkirche am Hut? Nur einen Titel: Stairway to heaven. 2018 hatte ein Künstler mit alten Bibeln unterschiedlicher Größe eine 5m hohe Treppe in den Kirchenraum gebaut.

Durchgang vom Michaelerplatz zur Habsburgergasse
An der rechten Außenseite der Michaelerkirche

1 Kommentar

  1. Eine weitere Geschichte zur Michaelerkirche, welche André Heller erzählt: Er führte 1979 Andy Warhol hinunter, und dieser glaubte an eine Kunstinstallation. Als Warhol erkannte, wo er sich befand, nämlich „vis à vis der letzten und tiefsten Unverlogenheit“, flüchtete er aus der Gruft.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein