Wir sind heute wieder zeitig unterwegs, denn wir haben vor bis Leon zu gehen, und das sind zirka 38 Kilometer.
Was uns schon seit zwei Tagen aufgefallen ist, das sind die bunten Topflappenhäkeleien, mit denen in manchen Ortschaften die Baumstämme umwickelt sind. Kann es sich hier um ein Projekt von Alt und Jung handeln? Also Altersheim und Volksschule? Wirklich jeder Baum in der Ortschaft ist damit eingewickelt bis hinaus zum Friedhof, danach ist Schluss. So ein gemeinsames Beschäftigungsprojekt zur „Dorfverschönerung“ würde schon Sinn machen. Ich konnte leider keine Informationen dazu irgendwo nachlesen. Konnte nur was über Guerilla-Stricken in Deutschland finden.
Was anderes, das wir hier auch schon seit längerem entlang des Jakobsweges sehen, sind volle Wasserflaschen, die neben Hauseingängen und Hofeinfahrten stehen. Dachte mir schon, dass das vielleicht ein gut gemeintes Service für die Pilger sein soll, andererseits, wer riskiert schon, aus so einer Flasche zu trinken, noch dazu wo man nicht weiß, wie lange die schon dort steht, etc. Da kann ich euch aber die Antwort auf die Frage „Wozu dient das?“ geben. Es gibt doch etliche freilaufende Hunde in den Ortschaften und die sollen davon abgehalten werden auf die Stufen und Ecken bei Hauseingängen und Hofeinfahrten zu Pissen, weil der Geruch in den heißen Tagen fürchterlich ist. Ob´s was hilft? Ich weiß es nicht. Bei uns stellen manche Leute die Flaschen rund ums Auto auf, um Marder davon abzuhalten, sich an den Autokabeln gütlich zu tun. Da habe ich noch niemanden getroffen, der gesagt hat: „Ja, das hilft wirklich.“
Nach ein paar Kilometern kommen wir an einem Miniflugplatz vorbei. Vier Landepisten auf Gras, mit weißen Hütchen ausgesteckt, 2 Windhosen als Hilfestellung und einen Flugzeughangar. Das ist alles, keinen Tower nichts. Hier können nur sehr kleine Flugzeuge starten und landen, inklusive den Ultraleichtfliegern.
Die Landschaft hat sich zu gestern nicht geändert. Felder mit Bewässerungsanlagen begleiten uns ebenso wie eine wenig befahrene Landstraße, weil in einigem Abstand parallel auch eine Autobahn durch die Landschaft führt. Wir kommen nach Religios nehmen ein Getränk und begeben uns weiter auf die Schotterpiste nach Mansilla de las Mulas.
Eine Kirche darf nicht fehlen:
Ebenso wenig wie der Heilige Jakobus.
Wieder auf der Piste, die einem wirklich mürbe macht. Plötzlich fahren auf der Straße nebenan zwei Polizisten auf Quads uns entgegen. Sie grüßen freundlich und strecken die Daumen hoch. Ist doch wirklich eine nette Geste.
Im Hintergrund auf obigem Bild seht ihr ein blaues Schild mit gelbem Pfeil. Das ist der typische Wegweiser für den Jakobsweg. Darunter steht die Region in der wir uns derzeit befinden: Kastilien und Leon. Das ist eine autonome Gemeinschaft. 1065 spaltete sich Kastilien vom Königreich Leon ab und wurde selbst ein Königreich. Danach wurden die zwei Reiche wieder vereinigt und nochmals getrennt. 1230 wurden die Königreiche von Kastilien und Leon endgültig vereinigt. Heute, nach fast 800 Jahren dürfte das Thema noch immer nicht für alle ausgestanden sein, denn hier im Gebiet von Leon wird auf jeder Tafel Kastilien durchgestrichen. Davor in Kastilien war es umgekehrt, dort hat man Leon von den Wegweisern gestrichen.
Das ist die Brücke über den Torio, die uns nach Leon bringt. Besser gesagt, wir gehen über eine eigene Fußgängerbrücke, denn die obige hat nur zwei Fahrspuren, aber keinen Gehsteig, weil sie zu schmal ist.
Zwischen den Stadtmauern hindurch zum Hauptplatz auf zwei große Bier, die wir uns heute wieder mühsam erarbeitet haben.
Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich das Rathaus.
Ein Stück noch geradeaus, dann können wir die Kathedrale sehen.
Wir holen uns ums Eck die Stempel für den Pilgerpass und kommen nach fünf Minuten in unserer heutigen Wohnung an.
Das Positive des Tages: Eine Riesenetappe ist geschafft und morgen ist „Ruhetag“ oder das, was wir darunter verstehen.