Hontanas wird uns in guter Erinnerung bleiben, denn die Herberge hat auch eine Heizung, die sie zeitweise einschaltete. Der Name Hontanas entstand durch eine mittelalterliche Verschiebung der Konsonanten von F zu H, denn der ursprüngliche Name des Ortes war Fontanas, was so viel wie Quelle oder Brunnen heißt. Der Ort ist nämlich durch kartesische Quellen gut versorgt. Eine davon befindet sich gleich hinter der Kirche.
Beim folgenden Bild, liegt keine natürliche Quelle zugrunde.
Um 7.00 bekommen wir im Haus nebenan Kaffee und Croissants und um 7.15 starten wir los, denn heute haben wir noch einige Kilometer vor uns. Es hat zwar sechs Grad, aber es geht nur wenig Wind und so haben wir ein angenehmes Wanderklima.
Nach zirka acht Kilometern kommen wir zum ehemaligen Kloster San Antón. Das Ruinengebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert. Heute führt die Straße und der Jakobsweg durch die Vorhalle des ehemalige Kirchengebäudes.
Der Klosterorden hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Leprakranke und Pilger auf dem Jakobsweg zu betreuen und versorgen. Heute befindet sich das Gebäude in Privatbesitz. Seit Sommer 2000 gibt es gemäß dem ursprünglichen Zweck wieder Beherbergungsbetrieb mit 12 Betten, einem dichten Dach, einer Toilette, einer Waschmuschel und einer Dusche mit kaltem Wasser. Gekocht wird auch, und das alles auf Spendenbasis. Wir sind da ein bisschen verwöhnter unterwegs.
Beim nachfolgenden Portalbild bitte genau schauen. Die Tore und der Hintergrund sind nämlich nur auf den zugemauerten ehemaligen Eingang gemalt. Kaum zu erkennen.
Weiter geht’s ein paar Kilometer nach Castrojeriz.
Die erste Kirche, die man sieht ist die ehemalige Kirche Santo Domingo, die heute als Museum dient. 1980 wurde aus der Kirche ein sechsteiliger Wandteppich von 26 m² entwendet, letztes Jahr das letzte Stück zurück gegeben.
Wir zahlen den Eintritt von einem Euro, rauschen durch die Ausstellung und holen uns noch einen Stempel für den Pilgerpass ab.
Danach marschieren wir durch den lang gezogenen Ort. Das historische Zentrum ist als Kulturgut eingestuft. Das nützt aber nicht viel, denn die Hälfte der Häuser stehen leer und sind dem Verfall preis gegeben. Die wenigen Bewohner sind in der Landwirtschaft beschäftigt oder leben von den Pilgern des Jakobsweges durch Bettenvermietung und Bewirtung.
Auf Schotterpisten marschieren wir bergauf, bergab und zumeist waagrecht auf der Meseta dahin. Es bietet sich das gleiche Bild wie gestern. Steinige Felder, Mohnblumen an den Wegrändern, wenig Baumbestand und hin und wieder ein Hinweis auf eine Gefahrenstelle.
Die Temperatur steigt auf 18 Grad an bei leichtem Wind, einfach ideales Wanderwetter.
Über eine alte Steinbrücke überqueren wir den Rio Odra und kommen etliche Kilometer später nach Boadilla del Camino, wo wir in kühles Getränk und ein Sandwich in einem kleinen Laden erhalten, der seine Tische samt Sessel einfach auf die Straße gestellt hat. Autos kommen da ohnehin selten vorbei und wenn doch, dann müssen sie eben aufpassen. Überhaupt fühlt man sich in den Dörfern wie in einem Italo-Western. Niemand zu sehen, es staubt, die Fensterläden sind geschlossen und wir hatschen in Richtung Sonnenuntergang…
Hier gibt es auch einige Taubenkobel. Die Gebäude sind aus Lehm und Stroh gebaut. Weil sie meistens nicht mehr in Verwendung sind, verfallen sie bald (siehe links im Bild), denn die Lehmziegel verwittern sehr rasch und bedürfen ständiger Renovierung.
Auf dem weiteren Weg nach Fromista stoßen wir bald auf einen Kanal, der einerseits zur Bewässerung der umliegenden Felder dient und früher den Getreidetransport von Kastillien in die Hafenstädte der Nordküste vereinfachte.
Acht Meter breit ist der Kanal und es fährt auch ein kleines Ausflugsboot Touristen für drei Euro eine halbe Stunde durch die Gegend. Zu sehen gibt es außer dem Schilfgürtel allerdings nichts. Ja, doch. Wir haben mehrere Kästen für Fledermäuse gefunden.
Beeindruckend ist die alte Schleusenanlage, die wir auf dem Weg in die Stadt überqueren.
Auf dem Weg zur Unterkunft (heute haben wir über 35 km geschafft) klappert uns von links ein Storch noch etwas vor.
Das Positive des Tages: Es dürfte sich schön langsam herumgesprochen haben, denn die Unterkunftgeberin fragte uns bei der Ankunft, ob sie uns ein Bier als Willkommenstrunk anbieten dürfe. Sie durfte. 😊
Ich verfolge Eure Reise täglich und freue mich über die historisch fundierten und kabarettistisch aufbereiteten Beiträge. Wollte nur, dass Ihr das wisst… Nicht vergessen: Wehwehchen sind für Weicheier! LG, Benedikt