Wir verlassen das Hotel, das kein Frühstück anbietet und hoffen, auf dem Weg eine offene Bar zu finden.
Gleich hinter der Kathedrale werden wir fündig. Neben einem Hostel hat ein Barbesitzer erkannt, dass viele Pilger des Morgens auf der Suche nach Kaffee und etwas zum Essen sind und sperrt entsprechend zeitig auf. Das Lokal ist berstend voll.
Apropos Kathedrale von der Rückseite: Ich weiß nicht wer Piere Loti kennt. Er war jedenfalls Schriftsteller und saß gerne in Istanbul am Goldenen Horn in Eyüp bei einem muslimischen Friedhof und sah auf das Goldene Horn hinab. Er genoss die Ruhe und den Anblick. Heute hat man ihm zu gedenken dort ein Café errichtet, das man seinen Namen gab. Dieser Piere Loti meinte über die Kathedrale von Burgos, sie schaut aus wie ein versteinerter Wald. Von der Ansicht des obigen Bildes ist das verständlich.
Das ist der Palacio de Capitania General. Derzeit ist es Sitz des Militärkommandos von Burgos und beherbergt im Erdgeschoß ein kleines Fahnen- und Uniformmuseum. International bekannt wurde das Gebäude, weil hier Franco zum Oberbefehlshaber der Spanischen Armee erklärt wurde, die dann im Bürgerkrieg die Faschisten anführte. Auch das Kriegsende wurde vom Balkon dieses Gebäudes verkündet.
Da muss ein bildnerischer Künstler einen sehr guten Draht in die Stadtregierung haben. Es gibt etliche dieser Figuren in der Stadt verteilt.
Wir überqueren den Fluss, marschieren an der Universität vorbei, die in vielen Gebäuden unterrichtet. Nach einer Eisenbahnunterführung kommen wir zu so etwas wie einem Autobahnkreisverkehr. Wir werden auf verschlungenen Pfaden unter den einzelnen Zubringerstraßen durchgelotst und kommen nach 12 Kilometern in Tardajos an.
Wieder nisten die Störche wie sooft in der Region, auf dem Kirchturm. Hier sind es gleich vier Nester auf allen vier Ecken des Turms. Wir gehen unseren Flüssigkeitsbedarf auffüllen. Während wir so sitzen, kommt ein Kleinbus an, um Gepäckstücke für die „Pilger light“ von einer Herberge abzuholen. Im Bus sitzen auch ein paar Leute, die sich zur nächsten gebuchten Unterkunft bringen lassen. Offensichtlich ist die Ausfallquote derer, die aufgrund von Blessuren nicht mehr gehen können, doch einigermaßen hoch.
In Rabé de las Calzadas, bei einer größeren Kapelle, stoppen wir und holen uns einen Pilgerstempel. Die Kapelle schaut sehr schön aus. Drinnen wird die beste Ehefrau von allen, die die Pilgerstempel organisiert, von einer Ordensschwester angesprochen, ein wenig nach dem woher und wohin gefragt und danach gesegnet. Die Schwester hängt ihr ein Miniamulett um und wünscht ihr noch einen guten Weg. Nicht nur auf dem Camino, sondern auf ihrem ganzen Lebensweg. Zum Abschied bekommt sie noch ein Busserl.
Das ist doch gleich ein ganz anderer Zugang zur christlichen Religion als der Marketinggag mit den weißen Hühnern ein paar Tage zuvor.
Nach diesem Ort kommen wir auf die Meseta, die Tafelebene. Soweit das Auge reicht gibt es steinige Felder, wenige Bäume und doch viele Windräder. Wie schon bemerkt, hier wird etwas gegen die Energiekrise unternommen (außer die Heizungen nicht einzuschalten).
Heute hat es um zwei, drei Grad mehr als gestern und auch der Wind bläst nicht mehr so stark. Es kommt uns daher nicht mehr so eisig vor. Ja, ja, ich weiß schon. Ein Inuit würde nur milde lächeln und über die Hitze stöhnen.
Bereits um 14.00 sehen wir nach einer Wegkehrung unser heutiges Ziel vor uns: Hontanas. Wir sind wieder einmal flott gewesen, bei mehr als 32 Kilometern Wanderleistung.
Eine Minikapelle zu Ehren einer Schwedischen Heiligen steht rechts am Ortseingang.
Nach weiteren 200 Metern sieht man bereits vor uns angekommene Pilger bei der Erstversorgung.
Wir nehmen statt dessen ein mittleres Bier und eine Linsensuppe. Fürs abendliche Pilgermenü haben wir uns auch angemeldet, sonst besteht die Gefahr, dass wir nirgends mehr etwas zu Essen bekommen. Der gesamte Ort hat vielleicht 30 Häuser für insgesamt 71 Einwohner, sowie vier Herbergen und ein Hotel für maximal 164 Pilger. Da muss man rechtzeitig drauf schauen, wo man bleibt.
Ja, und eine Kirche gibt es natürlich auch. Diesmal ein anderes Bild von der Innenausstattung.
Das Positive des Tages: Wir haben nur mehr 473 km bis Santiago de Compostela.
Ihr seid ja ganz schön flott unterwegs.
Wieder 32 Kilometer. Respekt.
Die Pilger „light“, wie Du sie in etwa nennst, das ist eigentlich Betrug an sich selbst und unfair gegenüber denen, die wie ihr alle nur möglichen Strapazen auf sich nehmen, finde ich.
Aber gut ….. geht mich ja nichts an.
Diese vielen Figuren in dem Ort finde ist ganz großartig. Die sind ausgesprochen schön.
Ich habe wieder nal eine “ anstrengende“ Woche mit 3 Veranstaltungen hinter mir.
Die kommenden Tage ist etwas Ruhe.
Da gibt’s andere Termine.
LG Elfi M.