Noch ein kleiner Rückblick auf gestern Abend. Nachdem keine schriftliche Rückmeldung vom Herbergsgeber betreffend Heizung kam, hat die beste Ehefrau von allen ihn angerufen und nachgefragt, wie sie denn funktioniert. Er hat zuerst vom Thermostat gesprochen, der aber wie wir wussten, nichts schaltet. Dann meinte er, dass der Thermostat mit der Außentemperatur gekoppelt ist und es bei der herrschenden Temperatur zu warm wäre um die Heizung einzuschalten. Wir könnten ja die Decken benutzen, die im Zimmer liegen. Da hat die beste Ehefrau von allen ihm erklärt, dass wir nicht erfrieren wollen und er sich herbemühen solle und Abhilfe schaffen. Das alles in Spanisch und in einem Ton, den ich nur zu gut kenne. 😊

Offensichtlich hat der Patrón ähnliche Erfahrung gemacht, denn fünf Minuten später kam er die Stufen in den zweiten Stock atemlos angestapft und hatte einen Ölradiator ohne Gebläse unterm Arm. Er machte noch einen hilflosen Erklärungsversuch, wurde aber an die Wand geredet. Da auch einmal einem Spanier alles Spanisch vorkommen kann, ließ er den Radiator da und verdrückte sich. Der Radiator konnte natürlich das riesige Zimmer nicht wesentlich erwärmen.

Wir erhofften uns eine warme Gaststube beim Abendessen im Restaurant. Fehlanzeige. Die Eingangstür blieb offen, nur ein Fransenvorhang hielt ein wenig den direkten Wind ab. An den Nebentisch setzte sich ein Holländer, der auch richtig schlotterte vor Kälte. Niemand zog die Jacken aus. Ich selbst hatte ein Shirt, zwei Sweater und eine Regenjacke an. Der Holländer zeigte mir seine Kleidungsschichten, es stand pari. Und für morgen habe er noch ein Shirt, dass er zusätzlich anziehen werde. Dann erzählte er noch, dass er an zwei Tagen keine Unterkunft bekommen hätte. An einem Tag lag er unter einem Vordach, den anderen ließ ihn jemand in der Garage am Boden schlafen. Aber da wäre es noch wärmer gewesen, als die Tage jetzt… Der Mann war so in meinem Alter.

Letztendlich kamen noch ein französisches Paar ins Restaurant, die auch ihre Daunenjacken nicht auszogen. Das waren aber Pilger light, die konnten so etwas mitschleppen.

Nach dem eher lauwarmen Abendessen zogen wir uns unter die zwei schweren zusätzlichen Decken im Bett zurück.

Mit einem Blick aufs Handy erwache ich. 6 Grad gefühlt wie 2 Grad stand dort, mit unwesentlicher Tageserwärmung, aber dafür wesentlich mehr böigem Wind untertags.

Es hilft nichts. Wir müssen alles anziehen, was wir haben und raufklettern auf den nächsten Berg, da wird uns wenigstens von der Bewegung warm.

Wir haben beschlossen die heutige Strecke ein wenig abzuändern, weil es nach Burgos hinein, etliche Kilometer entlang einer Industriezone, auf einer Hauptstraße gehen soll. Wir nehmen die nettere Variante, auch wenn uns wieder einmal jemand den Weg versperren will.

Die Störche nisten hier wirklich sehr gerne auf Kirchtürmen. Die Glocken dürften ihnen scheinbar nichts ausmachen.

Entlang des Rio Arlanzon rücken wir dem Stadtzentrum immer näher. Wir haben heute weniger Kilometer als sonst und sind daher schon zu Mittag beim Hostel. Wir können zwar einchecken und unser Gepäck in die Aufbewahrung geben, das Zimmer bekommen wir aber erst gegen drei Uhr.

Macht nichts. Trinken und einen Happen essen tut gut, dann starten wir mit einem Stadtbummel.

Die zwei Figuren heißen Los Gigantillos de Burgos, wie der Zeitungsleser heißt, weiß ich leider nicht.

Ein Gemälde an einer Hausmauer.

Und das ist die Casa del Cordon, was so viel wie „Haus des Strickes“ bedeutet und wegen des Strickes der Franziskanerkutte, der das Hauptportal umrankt, so benannt wird. Es wurde im 15. Jahrhundert erbaut und hier traf Christoph Columbus den Katholischen König. Hier fanden 1515 auch die „Cortes“ statt, in denen die Verbindung zwischen den Königreichen Navarra und Kastilien besiegelt wurde.

Übrigens haben alle Habsburgerherrscher zumindest einmal in diesem Hause übernachtet. Heute gehört es einer Sparkassa aus Burgos.

Diese Nussbaum-Holztüren gehören zum Nordteil des Haupttheaters von Burgos. Dahinter befindet sich ein großer Raum für die erholungssuchende Gesellschaft.

Das ist eine Statue von El Cid. Wer bisher darunter nur den Film mit Charlton Heston und Sophia Loren kennt, so wie ich, den darf ich aufklären:

El Cid hieß in Wirklichkeit Rodrigo Diaz de Vivar und war ein kastilischer Ritter, ein Söldnerführer im 11. Jahrhundert, der im letzten Jahrhundert zum Nationalhelden avancierte. Begraben ist er in der Kathedrale von Burgos…

…die wir aber erst morgen besuchen werden.

Das Positive des Tages: Wir sind nicht erfroren und im heutigen Hostel gibt es ebenso eine Zentralheizung, die nicht in Betrieb ist, aber Zusatzdecken. Es ist nur witzig, dass wir vor der Reise immer die Befürchtung hatten, in die heiße Zeit zu geraten.

2 Kommentare

  1. Oh, Ihr Armen.
    Ich würde Euch gerne ein paar warme Jacken und 1 Thermoskanne „Tee mit Rum“ schicken.
    Hoffentlich könnt Ihr Euch bald wieder ein wenig aufwärmen.

    Bin schon auf die Fotos der Kathedrale gespannt.
    Die sieht ja von außen beachtlich aus.

    LG Elfi M.

  2. Oh, wie schrecklich, wenns so kalt ist. 😉 Da müssts euch ordentlich zusammenkuscheln. 😍
    Hoffentlich wirds boid moi wärmer. 👍
    Also, dann Danke wieder fürn heutigen Bericht.
    Alles Gute fürs morgige Weiterwandern. 👍😉😍
    Tschüüs 🙋‍♀️🙋‍♀️

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