Ohne Frühstück verlassen wir den Ort. Am Ortsausgang sehen wir unter einem Betondach einen Pilger in seinen Schlafsack eingerollt und das, wo es in der Nacht nur drei Grad hatte. Jetzt ist es auch nicht viel wärmer. Wir haben sechs Grad und uns ist kalt, obwohl wir uns bewegen. Der Bedauernswerte hat wohl kein Herbergsbett mehr bekommen denn am Preis kann es nicht liegen. Die Betten in den öffentlichen Herbergen kosten zwischen 5 und 6 Euro, die privaten liegen etwas darüber, bieten aber auch ein wenig mehr Komfort. Wir versuchen aber weiterhin diese Massenquartiere zu vermeiden. Wir müssen daher immer länger im vorhinein buchen, auch auf das Risiko, dass wir nicht termingerecht ankommen, weil sich wer verletzt. Je näher wir nach Santiago kommen, desto prekärer wird die Buchungslage wegen all der „Pilger light“.
Frühstücken wollen wir in dem vier Kilometer entfernten Ort Redecilla del Camino. Die Idee ist zwar gut, nur fehlt es an Möglichkeiten.
Also nach Castildelgado auf einer Schottertrasse neben einer stark befahrenen Bundesstraße. Dort finden wir so etwas wie eine Truckerraststation. Kaffee und Croissants werden vertilgt und wir können weiter marschieren. Quer durch eine Baustelle für eine neue Autobahn führt uns der Camino nach Viloria de Rioja, wo der Heilige Domingo geboren wurde. (Ihr wisst schon, das ist der, dem die Hühnerstory zu verdanken ist.) Er wurde übrigens 90 Jahre alt, was sehr alt war im Mittelalter. Da betrug das Durchschnittsalter nur knapp über 30 Jahre.
Die heutige Wegführung findet bei uns keine Begeisterung. Ungefähr die Hälfte der Tagesetappe wandern wir parallel zur Bundesstraße. Der Weg selbst ist gut, zwölf Grad sind als Wandertemperatur auch angenehm und es ist fast durchgehend bewölkt.
Die Karawane zieht gegen Westen nach Belorado.
Wir besuchen die Iglesia de Santa Maria und holen uns einen Pilgerstempel ab. Die rückwärtige Tafel des Altars stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Der kopflose Heilige heißt Caprasius von Agen, der sich zu seinem Glauben bekannte und dafür geköpft wurde. Nachfolgend seine ursprüngliche Eremitenhöhle, die der Legende nach sein Zufluchtsort gewesen ist. (Bildqualität ist ein wenig mies, weil zu weit herangezoomt – sorry).
Wir haben uns einen Kaffee verdient und besuchen eine Bar (weil Kaffeehaus gibt es hier nicht). Vorher sehen wir noch ein hübsches Wandbild.
Schön, dass manche Dinge immer noch aufbewahrt werden:
Einer der wenigen Profanbauten, die hübsch sind:
Wir kommen endlich wieder ein wenig weiter weg von der Bundesstraße, obwohl wir sie wieder queren. Drei kleinere Orte folgen. Der letzte heißt Espinosa del Camino.
Auch die Windfahne ist als Pilger gestaltet. Noch eine Unterschlupfmöglichkeit für alle Fälle (dicht scheint der Bau noch zu sein):
Ziemlich zeitig kommen wir an unserem Etappenziel Villafranca Montes de Oca an. Die Kirche des Ortes…
…in dem Papst Franziskus von 1992 – 1997 Titularbischof war, was so etwas wie ein Ehrentitel ist.
Das positive des heutigen Tages: Schritt um Schritt näher zum Ziel, auch wenn der Weg durch schönere Gebiete hätte führen können.