Wieder starten wir ohne Frühstück und hoffen in der nächsten Ortschaft eines zu erhalten. Die Sonne geht hinter uns auf und schickt wärmende Strahlen. Das ist auch notwendig, denn es ist ziemlich kalt. Dementsprechend schnell sind wir unterwegs, um auch unseren Anteil zur Erwärmung beizutragen.

In Sansol bekommen wir unser ersehntes Frühstück Kaffee, frisch gepresster Orangensaft und ein Schokocroissant. Für beide zusammen um neun Euro. Da ist es in Spanien weitaus billiger als in Frankreich. Auch das Bier kostet hier nur halb so viel.

Auf der anderen Seite des Hügels, auf dem Sansol liegt, befindet sich Torres del Rio. Die Menschen dort profitieren weniger von den Pilgern, die nach sieben Kilometern „Durststrecke“ zuerst eben in Sansol hängen bleiben. Nur vereinzelt trifft man in Torres del Rio Wanderer in den Bars und Cafeterias.

Diese achteckige romanische Kirche des Heiligen Grabes ist bis auf ein gotisches Kruzifix leer.

Nach der Ortschaft geht es in einem ständigen auf und ab weiter. Beim Aufwärtskeuchen zieht man Pullover und Jacke aus, wenn es abwärts geht, zieht man sie wieder an oder friert im kühlen Wind.

Immer wieder findet man Stellen, wo sich Pilger künstlerisch ausgetobt haben.

Die Kapelle Nuestra Senora del Poyo sehen wir nur von hinten.

Heute können wir schon aus 17 Kilometer Entfernung Logrono, unser heutiges Ziel erkennen.

Vielleicht noch eine Bemerkung, warum ich so viele sakrale und so wenige profane Bauten fotografiere. Es ist ein einfacher Grund. Es gibt wenige alte profane Bauten, die noch erhalten sind und die neuen möchte ich nicht fotografieren, denn sie sehen so aus:

Offensichtlich sind in der Zeit des 11. und 13. Jahrhunderts jede Menge kirchliche Bauwerke entstanden (die in den darauffolgenden Jahrhunderten erweitert und ausgebaut wurden). Das war auch die Zeit der Kreuzritter, die Jerusalem erobern wollten, um die Heilige Stadt unter christliche Hoheit zu stellen und überhaupt gegen die Muslime zu kämpfen, die ihrerseits versuchten das Christentum zu vernichten. Die zu Hause gebliebenen trugen ihr Schärflein dazu bei, die Symbole des Glaubens hoch zu halten und finanzierten den Kirchenbau. So findet sich heute in jedem Dorf mindestens eine Kirche, wenn nicht mehrere. Entlang des gesamten Jakobsweges waren die Kirchen gleichzeitig Herbergen, Krankenhäuser und sie verpflegten die Wanderer.

Unser nächster Ort ist:

Klingt irgendwie heimatlich. Viana hat auch eine Kirche, die Santa Maria, die gerade außen renoviert wird und daher eingerüstet ist.

Vor dem Renaissanceportal stolpere ich über eine Bodenplatte mit der Aufschrift Cesare Borgia. Er war der Inbegriff des skrupellosen Renaissancefürsten. Das erkannte man wohl auch schon dazumal und bestattete ihn nicht in der Kirche, sondern vor dem Portal, wo ihn quasi jeder mit Füssen treten konnte.

Gleich neben dem Hauptplatz finden wir einen Platz in einer Bar. Trinken Fruchtsaft und essen Tapas.

Wir überschreiten die Grenze von Navarra und sind in Rioja angekommen. Bei Rioja leuchten die Augen jedes Weinkenners auf. 60.000 Hektar werden von 20.000 Weinbauern bewirtschaftet. Die rote Rebsorte Tempranillo nimmt mehr als 60% der Anbaufläche ein und wird zumeist in Eichenfässern aus Frankreich und den USA als Barrique reifen gelassen.

Was ich noch nicht herausbekommen habe, ist, warum manche Weinlagen in Hochkultur (also auf einer Höhe von 1,2 bis 1,4 Metern) mit seitlicher Auslegung der Triebe (in Wien heißt das Lenz Moser Erziehung) betrieben werden und andere wiederum (siehe oben) in Bodenkultur. Die Bodenkultur hat den Nachteil, dass die Trauben eher Pilzkrankheiten wegen der Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt ist, die Hochkultur ist arbeitsintensiver. Doch vielleicht ist es hier viel trockener als bei uns. Ich bin jedenfalls mit dem Ergebnis zufrieden. 😊

Eines der letzten Teilstücke von heute geht am Rande einer stärker befahrenen Straße dahin. Wie eine Karawane ziehen die Pilger einer hinter dem anderen.

Bevor wir in die Stadt kommen, gehen wir einen Hügel hinunter, rechts und links Schrebergärten, gefolgt von Einfamilienhäusern. Die meisten von ihnen haben ihre Garagen geöffnet und versuchen von dort aus Obst, Imbisse, Kaffee oder sonstige Getränke an den willigen Pilger zu verkaufen. Bei einem Garten mit Feigenbaum saß bis vor zwei Jahren noch eine alte Frau namens Maria, die Getränke und einen Pilgerstempel bereit hielt, um so ein wenig am Geschäft mit zu naschen. Sie ist leider verstorben aber die Tradition wird durch ihre Enkeltöchter weiter aufrecht gehalten.

Über den Ebro geht es zum Zentrum, der Altstadt.

Direkt am großen Platz vor der Kathedrale werden wir fündig, mit dem „Wir haben’s geschafft Bier“.

Nach Dusche und kurzer Rast geht es wieder zur Kathedrale. In ein paar Minuten fängt die 18.30 Messe an. Bei uns würde man sagen: „Die Hütte ist gerammelt voll.“

Wir möchten etwas Essen gehen. Beim Herumschlendern finden wir das:

Unter Autodafe verstand man während der Inquisition die feierliche, öffentliche Urteilskundgebung samt anschließendem (teilweise an einem anderen Ort) Vollzug des Urteils. Hier in Logrone fand die Vollstreckung der Urteile auf dem Platz neben der Kathedrale statt. Obiges Schild nimmt Bezug auf die Hexenprozesse vom November 1610. 300 Jahre lang fanden in Spanien Autodafes statt, von 1481 bis 1781.

Wahrlich nicht das richtige Thema zum Nachtmahl, also schlendern wir noch ein wenig herum.

Außerdem müssen wir noch bis 20 Uhr warten. Vorher geht gar nichts. Aber davon habe ich schon erzählt. Der gute Berichterstatter testet natürlich alles, bevor er darüber schreibt. Also haben wir uns „geopfert“. Was tut man nicht alles um der Wahrheit genüge zu tun.

In vino veritas!

Das Positive des Tages: Super Hotel und die beste Ehefrau von allen hat unsere Wäsche in einer Wäscherei waschen und trocknen gelassen. Somit kann es morgen wieder weiter gehen.

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