Wie uns schon länger aufgefallen ist, hören wir in der Nacht keine Kirchenglocken, obwohl wir die ersten Nachbarn zur Kirche sind. Beim Frühstück hinterfragen wir das. Ja, es stimmt. Um die Pilger nicht in ihrer Nachtruhe zu stören, werden in den Regionen wo der Jakobsweg durchführt, in der Zeit zwischen 22 Uhr und 7 Uhr Morgens, von Frühling bis Herbst keine Glocken geläutet. Das wäre doch auch für unsere Fremdenverkehrsgemeinden zumindest eine Diskussionsgrundlage.
Der Wetterbericht meint, heute wird es sonnig und warm. Diesmal hat er Recht behalten. Satte 30 Grad sind es geworden.
Es ist sogar in der Früh schon sehr warm, insbesondere nach dem ersten längeren Anstieg, können wir auf den Sweater verzichten. Auch die Pferde drängen sich in den Schatten.
Den ersten „Tankstopp“ machen wir in Sauvelade. Die Abtei, das Kloster wurde von Benediktinermönchen Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet und der erste Name war Saint-Jacques und sollte zeigen, dass sie dem Schutze der Jakobspilger dienen sollte. Während der französischen Revolution werden die Mönche endgültig vertrieben und die Abtei als nationales Eigentum verkauft.
Heute ist wieder eine Pilgerherberge angesiedelt und in der Kapelle kann man sich ein Video ansehen, das in die Kuppel des Altarraumes gebeamt wird. Wir holen uns zwei Getränke bei der Herberge und rasten kurz.
Gestern haben wir auch noch beim Abendessen die Verwendung von Geschirrspülern angesprochen. Die gestrige Herberge war die erste, bei der einer in Gebrauch war. Bei allen anderen davor, wurde von Hand abgewaschen. Erstaunlich, wenn doch für 8 bis 20 Leute gekocht und serviert wird. Aber gut, das ist vielleicht auch ein Teil von Stromsparen, so wie die Heizung.
Auf einer Anhöhe kommen wir an einigen länglichen Stallungen vorbei. Weit entfernt von jeglichen Dörfern. Meine erste Vermutung ist Schweine- oder Hühnerhaltung in Massenquartieren. Weil wir vom Wanderweg aus nichts sehen können, klettere ich eine Böschung rauf. Falsch geraten. Es waren Enten und daneben Gänse.
Das bringt mich auch wieder auf das Thema Foie Gras, also Gänseleberpastete. Gestern bekamen wir zum Abendessen als Vorspeise eine serviert. Die Herbergsbetreiber führen nämlich auch einen Biobauernhof und erzeugen die Pastete selbst. Sie haben sich heftig gewehrt dagegen, dass die Tiere schlecht behandelt würden, denn sonst bekämen sie auch kein Zertifikat. Bei ihnen läuft alles artgerecht ab. Das „wie“ habe ich nicht verstanden.
Wenn man dann im Internet ein wenig recherchiert bekommt man die Info, dass eine Gans mit so viel Mais gestopft wird, dass die Menge umgerechnet auf den Menschen, 12 kg Nudeln pro Tag wäre.
Tatsache ist: Die Stopfmast ist in Deutschland und Italien beispielsweise verboten, allerdings ist der Import und Handel sowohl mit Fleisch als auch der Leber aus dieser tierquälerischen Mastform weiter erlaubt. In anderen Mitgliedsstaaten der EU, Frankreich, Bulgarien, Spanien, Belgien und Ungarn, ist sie sogar als Kulturgut geschützt!
Mittlerweile gibt es „Happy Foie“, die auf der Bio-Welle mitreiten, aber auch nicht erklären, wie produziert wird.
Die Hitze erfordert eine Abkühlung. Es sind nur mehr ein paar Kilometer bis zum heutigen Ziel. Wir haben die nächsten Tage nicht so viele Kilometer vor uns.
Endlich da, in Navarrenx, einem Markt mit 1.000 Einwohnern. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Ort zur Bastide ausgebaut. Die Stadtmauer steht auch heute noch. Lediglich zwei Stadttore ließ man abtragen, um den Verkehr besser fließen lassen zu können.
Gleich neben unserem Willkommensbier sehen wir einen Entfernungswegweiser. Wir überprüfen wieder nicht, ob das stimmen kann, sondern freuen uns nur.
Die Kirche wird natürlich auch besucht (habe euch gestern kein einziges Foto diesbezüglich präsentiert). Heute stolpern wir Mitten in eine Messe. Wir setzen uns irgendwo hinten hin und begreifen erst nach Minuten, dass hier eine Begräbnismesse stattfindet. Hoffentlich unauffällig haben wir uns nach hinten wieder aus dem Staub gemacht. Draußen standen dann die Pompfinebrer mit dem schwarzen Auto und einer langen Kühlbox(!) für den Sarg.
Auf einem Schulhof finden wir eine Pelotawand. Pelota ist ein baskischer Volkssport von großer Beliebtheit. Ein Ball wird ähnlich wie bei Squash gegen eine Wand geschlagen (ursprünglich mit bloßer Hand, heute mit einem Schläger). Der abprallende Ball muss vom Gegner wieder gegen die Wand gespielt werden… Es gibt die unterschiedlichsten Regeln, ich habe mir keine gemerkt.
Bei der Unterkunft werden wir nochmals vom Hausherrn auf ein Bier auf einer Terrasse eingeladen. Über uns (m)nisten Schwalben.
Duschen, umziehen und Sightseeing samt Verpflegungsnachschub für unterwegs für die nächsten zwei Tage einkaufen.
Die beste Ehefrau von allen will natürlich auch den besten Überblick haben.
Porte Saint Antoine, ein Tor der Stadtmauer, das nicht abgetragen wurde, von innerhalb der Stadt gesehen…
…und von außerhalb.
Abgeriegelt muss auch werden.
Danach ziehen sich die Pilger zum Abendessen zurück. Ach ja, das wollte ich auch schon länger erzählen: Egal wohin man essen geht, es wird einem sofort eine Karaffe oder eine Bouteille mit Wasser und Gläsern hingestellt, unaufgefordert. Das gehört hier überall dazu. Das wird dann nicht noch extra verrechnet, wie oftmals schon in Österreich, sondern ist Teil des Service. Beim Essen wird immer auch ein Körbchen mit geschnittenem Baguette serviert, auch ohne Extrakosten. Vielleicht wäre das eine Anregung für die Österreichische Gastronomie.
Das Positive des Tages: Das Zimmer ist angenehm, das Essen gut, die Tagesetappe war kürzer. Es kann so weiter gehen.