Es hat schon einen großen Vorteil, wenn man ein Zweibettzimmer in einer Gite (einem Pilgergästehaus) hat. Es kostet zwar ein wenig mehr. aber man muss nicht auf 7 andere Rücksicht nehmen, wenn man noch Licht haben möchte, aufs Klo muss oder einfach lauthals schnarcht.
Nach dem Frühstück geht´s los. Natürlich haben wir die ersten 2 Kilometer die Matschtour als Folgeerscheinung der gestrigen Gewitter. Heute Abend sollen wir erfahren, dass sich einige andere Pilger verletzt haben, bei diesem rutschigen Terrain. Binnen Minuten sind auch heute die Schuhe und der untere Teil der Hose wieder völlig verdreckt und nass.
Danach entscheiden wir selbst über die Route und marschieren auf wenig befahrenen Straßen in Richtung Aire-sur-l’Adour.
Dabei fallen uns, wie schon seit längerem, völlig zugemüllte Bauernhöfe und Einfamilienhausgärten auf. Alte Autos, Landmaschinen, die nie wieder gebraucht werden, Kübel, Plastikbahnen, Ziegelabfälle… Es erhebt sich die Frage, ob es hier in Frankreich nicht ebenso wie in Österreich Müllsammelzentren gibt. Meister Google meint: Ja, natürlich. Im Umkreis von 5-10 km eines jeden Wohnortes gibt es eine solche Stelle, die 2 – 3 Tage in der Woche offen hält. Es liegt also nicht an der Möglichkeit, sondern am Willen. Es gibt schon eine geballte Sammlung an Messies in diesem Land.
Über eine Brücke geht es ins Stadtzentrum. Am anderen Ufer soll heute ein Jahrmarkt stattfinden. Die Buden stehen, aber es sind fast keine Besucher zu sehen. Ein trauriger Anblick. Wir setzen uns in ein Lokal, trinken Apfelsaft und ich stelle meinen gestrigen Artikel ins Netz.
Danach machen wir uns auf zum Sightseeing. Nur – es gibt nichts Erwähnenswertes zu sehen. Also wieder einmal in eine Kathedrale. Von außen ist sie verfallen, innen nicht viel besser.
Also weiter zu einem größeren See, wo wir Mittagspause machen.
Ich muss noch von der besten Ehefrau von allen berichten, die vor drei Tagen begonnen hat, das Gewicht ihres Rucksacks zu reduzieren. Nachdem sie in einem Reisebericht über den „Via Podsiensis“ gelesen hat, dass man am besten die Seiten aus dem Buch raus reißt, die man nicht mehr braucht, weil man die Strecke schon gegangen ist, zerlegt sie Tag für Tag das Buch. Ich finde die Idee vom Autor auch unheimlich super. So bekommt er mehr Bücher verkauft, weil niemand seines mehr weiter geben kann.
An einer Stelle des Weges hat man die Sorgen über die oftmals fast unbegehbaren Wege ernst genommen und einen sicheren Holzsteg über die Gefahrenbereiche erbaut.
Wir sind an einer der fadesten Stellen des Jakobsweges angelangt. Über einige Kilometer zieht sich ein recht guter Kiesweg dahin. Rechts und links gibt es nur Maisfelder soweit das Auge reicht. Im Augenblick gibt es nur die braunen Felder, der Mais muss erst aufgehen.
Obwohl es nicht immer so aussieht, hält das Wetter, was die Wettervorhersage verspricht. Ob des heute wieder sehr langen Weges, sind wir schon sehr müde und wollen in dieser für das Gemüt tristen Landschaft nicht mehr sehr lange gehen.
Hin und wieder bedarf es eines Fußservices…
…was wieder ein müdes Lächeln bei den Kühen hervorruft.
Endlich haben wir unser Ziel erreicht und das entschädigt uns für die vorangegangenen Stunden. Die Herberge ist ein Traum. Bier konnte auch sofort geordert werden und das Nachtmahl war hervorragend.
Im Hintergrund befindet sich unser Zimmer.
Das Positive des Tages: Die Aussicht auf Morgen, wo es wieder eine kürzere Strecke wird. Also: Gn8.