Wir verlassen Eauze über eine wenig befahrene Landstraße. Neben den typischen Einfamilienhäusern sehen wir, wie schon des Öfteren in den letzten Tagen ein alleinstehendes Tor, rechts frei, links frei. Soll nur die Zufahrt behindern und den Besitz anzeigen.
In diesem Fall ist es das Haus des Erbauers des Hotels de Eauze. Ein Blick schräg von der Seite zeigt das Häuschen, das einer Schrebergartenhütte gleicht. Scheint wohl nicht sehr reich geworden zu sein, der Baumeister.
Unsere Wetterapps sind sich wie immer nicht einig. Jedenfalls soll es zeitweise regnen, auch Gewitter sind dabei, dazwischen Wolken und mit viel Glück ein paar Sonnenstrahlen.
In Manciet gibt es den ersten Getränkestopp in einer Bar, die vergleichsweise den Stellenwert eines Dorfwirtshauses hat. 90% der Gäste sind Männer, die um mehrere zusammengeschobenen Tische sitzen und sich mit den Alltagssorgen auseinandersetzen. Zum Unterschied von unseren Wirtshäusern trinken die meisten hier Kaffee.
Dann beginnt es zu tröpfeln, bald zu regnen und wir hören schon das erste dumpfe Donnergrollen. Zur Regenjacke wird der Regenumhang Marke Zwergenlook angezogen und nachdem es stürmischer wird und heftig zu regnen beginnt, müssen auch noch die Regenschirme hervorgeholt werden.
Eine Viertel Stunde später ist das Ärgste überstanden. Die Feldwege, die in der Früh noch so halbwegs trocken waren, die schwimmen wieder. Wir entscheiden jeweils situationsgegeben über Umwege oder Straßen anstelle von Feldwegen.
Ein Feldweg führt uns auch zu einer Kirche, der Église de l’Hopital, die im Wald versteckt liegt und zu der man durch einen kleinen Friedhof gelangt. Sie war dem Malteserorden unterstellt und für die Pilger eine Anlaufstelle für alles.
Man erhielt Essen und Trinken, wurde seelsorgerisch betreut und letztendlich auch gepflegt, beziehungsweise wurde verarztet. Die Kirche war auch Spital in einem. Dazu ist noch zu sagen, dass es früher in vielen kleinen Orten solche Pilgerspitäler gab. Heute sind sie verschwunden. Dafür gibt es überproportional viele Apotheken. Es ist kein Problem während so einer Tageswanderung mehreren Apotheken zu begegnen. Im Gegensatz dazu, sind Lebensmittelgeschäfte sehr rar gesät.
Von Weitem kündigt sich der nächste größere Ort an, und zwar durch großen Motorenlärm. Es klingt, als ob ein Autorennen im Gange wäre. Kurz nach dem Ortseingang sehen wir auch das Schild „Circuit Automobile Mécanopole“. Auf der Rennstrecke finden auch Testfahrten für die Formel 1 statt. In einer Woche sollen hier in verschiedenen Automobilklassen Rennen starten.
Es dürfte überhaupt eine sehr sportbegeisterte Kleinstadt sein, denn am 4. Juli führt der Kurs der Tour de France hier durch.
Beim Ortseingang steht auch eine Stierkampfarena mit einem hufeisenförmigen Ring und einer Kapazität für 3.200 Besucher.
Seit 1751 wurden Stiere (ähnlich wie in Pamplona) von Fleischhauern durch die Straßen getrieben um deren Gesundheitszustand zu testen. Immer mehr Jugendliche versuchten ihren Mut zu beweisen, indem sie neben den Stieren her liefen und mit tollkühnen Aktionen den anderen zu imponieren versuchten. Danach wurde von der Stadtverwaltung veranlasst, dass die Tiere nicht mehr durch die Stadt getrieben werden, sondern am Eingang der Stadt eine temporäre Holzarena errichtet wurde, die bereits dem heute bekannten Stierkampf diente.
Seit 1929 wurde der typische „Course Landaise“ veranstaltet und ist damit ein integraler Bestandteil der Gascogner Identität. Im Jahre 2020 wurde die Veranstaltung zum nationalen Kulturgut erklärt.
Nach einem kurzen Kathedralenbesuch wandern wir am anderen Ende der Stadt wieder hinaus. Wie bei den Kathedralen davor, hängen zwar große Schilder mit dem Hinweis „Historisches Monument“ auf dem Gebäude, doch der Verfall dieser Kulturgüter wird nicht verhindert. Das Schild alleine hält die Gemäuer auch nicht zusammen.
Langsam beginnt es wieder zu regnen und wir packen wieder unsere Regenausrüstung aus. Von Ferne hören wir wieder Donnergrollen, doch diesmal bleiben wir von Ärgerem verschont.
Kurz vor unserem Tagesziel gehen wir bewusst noch einen Umweg, denn der Weg über einen völlig wasserdurchtränkten Acker ist uns dann doch zu gewagt.
Direkt neben unserer Unterkunft steht eine kleine Kapelle, der wir natürlich auch noch einen Besuch abstatten.
Das Positive des Tages: Wettermäßig hätte es schlimmer kommen können, unterkunftsmäßig nicht viel besser. Ausgenommen ist das W-Lan und auch die direkte Handynetzverbindung. Daher wird dieser Bericht erst so spät verschickt.
Da bin ich ja beruhigt, wenn es nicht an Eurem Wohlbefinden, sondern am „Netz“ lag.
Ich wünsche Euch bald mal wieder besseres Wetter.
LG Elfi M.cfJMCp