Frühstück dürfen wir uns heute selbst zubereiten. Unser Zimmer hat eine Kochnische mit Kaffeeautomat, Kühlschrank, etc. Es gibt Toastbrot, harte Eier, Joghurt, Käse, Marmelade und Butter. Ich serviere den Kaffee und stelle alles andere bereit. Die beste Ehefrau von allen will jedoch nicht nur Toastbrot, sondern das auch getoastet. Macht sie selbst, meint sie. Nach fünf Minuten stinkt es verbrannt aus dem Toaster und es raucht sehr stark. Sie springt auf und wirft die Brote aus dem Toaster aus. Die sind kohlrabenschwarz und im Zimmer hängt der Nebel und Gestank. „Voll aufdrehen geht wohl nicht,“ meint sie. Sie öffnet das Fenster und langsam verzieht sich der Nebel. Auf der anderen Straßenseite öffnet eine alte Dame ihr Fenster und zuckt erschrocken zurück, als sie die Rauchschwaden aus unserem Appartement abziehen sieht. Sie schließt sofort wieder das Fenster und ruft Gott sei Dank nicht die Feuerwehr. Hätten wir einen Rauchmelder im Zimmer installiert gehabt, wäre die Sache anders ausgegangen.
Unsere Zimmerwirtin hat vorgesorgt, falls die Pilger mit verdreckten Schuhen ankommen und den Wunsch hegen, die Schuhe etwas zu säubern. Neben einem Waschtisch liegen zwei Bürsten und auch eine Saugglocke, falls der Gatsch mal den Abfluss verstopft. Sogar für die hartnäckigen Verunreinigungen liegen Hammer und Meißel bereit…
Wir wandern los, quer durch den Ort, an unserem gestrigen Restaurant vorbei…
…bis zu einem Castell…
…biegen nach rechts ab und den Berg hinunter, den wir gestern mühsam erklommen haben.
Noch ein Blick zurück auf Lectoure und auf die verhinderte Brandstifterin. Wir begehen den ersten leichten Matschparcour. Heute sollte es nicht wirklich regnen, doch so genau weiß man das auch nicht. Anfänglich schaut es nicht so aus, als ob das Wetter halten würde, was versprochen wurde, doch letztlich passt es.
In einer kleinen Ortschaft besuchen wir eine Kirche. Doch anstelle eines Altars, den finden wir nicht, steht eine große Orgel. Die restliche Ausstattung mit Bestuhlung, Heiligenbildern und Statuen, die ist vorhanden. Wahrscheinlich hat sich der Organist gegenüber dem Pfarrer durchgesetzt, anders kann ich es mir nicht erklären.
Wir trauen dem Wetter noch immer nicht. Wenn jetzt zu den Matschbedingungen auch noch Regen dazu käme, dann können wir gleich Barfuß laufen. Doch eine Stunde später meldet sich die Sonne spärlich an.
Straßenabschnitte und Matschabschnitte halten sich die Waage. Ein kleiner Einblick in unsere Wanderbedingungen:
Kaum glaubt man, ein paar Grasbüschel unter den Schuhen zu haben, rutscht man wieder weg. Immer wieder werden die Schuhe vom gröbsten Schmutz gereinigt, denn wer will schon kiloweise den Dreck auf den Sohlen herum schleppen, doch die Sisyphusarbeit lohnt sich nicht.
Wir gehen heute unsere eigene Wegversion, denn der Jakobsweg würde nur mehr zum „Mudrace“ werden, wenn wir den vorgeschlagenen Weg weiter folgen würden. Außerdem wäre er um einige Kilometer länger.
Ein Kapelle auf Privatgrund, der nicht betreten werden darf:
Langsam nähern wir uns Condom. Der Name hat nichts mit „Verhüterli“ zu tun, sondern stammt aus dem Lateinischen „Condatomagnus“, was so viel wie „Markt am Zusammenfluss“ heißt. Weil aber so viele Pilger andere Vermutungen haben und immer wieder mit breitem Grinsen den Namen hinterfragen, richtete man wahrhaftig ein Präservativmuseum ein…
An einem Fischteich vorbei geht es sodann weiter neben vielen Weinhängen.
In dem Gebiet rund um Condom werden die Reben für den berühmten Weinbrand Armagnac gepflanzt. Weil wir schon bei Köstlichkeiten sind: Aus diesem Gebiet kommt das meiste „Foie gras“, also die Stopfleber der Enten. Über die grausame Tierhaltung brauchen wir nicht diskutieren, da sind wir einer Meinung. Ich kaufe auch keine, auch wenn´s hervorragend schmeckt.
Wir sind immer noch auf dem richtigen Weg.
Endlich kommen die ersten Häuser in Sicht. In 1,3 km wartet unser heutiges Erfolgsbier, gleich schräg gegenüber den vier Musketieren, die sich hinter der Kathedrale Saint-Pierre versammeln. d’Artagnan ist nämlich auf Schloss Castelmore in Lupiac geboren, was ungefähr 40 km von Condom entfernt ist. Daher auch die lebensgroßen Figuren von ihm und seinen Freunden Athos, Porthos und Aramis hier im Zentrum der Stadt.
Die Kathedrale wird außen renoviert, was sie auch dringend notwendig hat. Während der Hugenottenkriege wollten die Hugenotten den Bau zerstören. Durch Bezahlung eines beträchtlichen Lösegeldes durch die Bevölkerung, konnten sie dies verhindern.
Wir holen uns Bier und einen Stempel für den Pilgerpass ab (in der Reihenfolge) und suchen bangen Schrittes unser heutiges Hotel auf. Die Befürchtung liegt nahe, dass man uns, so verdreckt wie wir waren, so nicht ins Zimmer lässt. Nachdem wir uns bei der Rezeption nahe am Empfangsschalter herumdrücken, sieht niemand unsere Schuhe und Hosen.
Die beste Ehefrau von allen organisiert noch einen Wäschedienst und beide versuchen wir im Zimmer den ärgsten Schmutz von den Schuhen zu waschen.
Das Positive des Tages: Das Wetter hat gehalten und die nächsten Tage soll es auch über 25 Grad bekommen.
Hat es dann doch noch Toast gegeben, der nicht schwarz war oder war keiner mehr da? 😉
Ich wünsche Euch auf jeden Fall trockenes Wetter und wenig Höhenunterschied.
LG Elfi M.