Am Morgen laufen wir einen kleinen Umweg, damit wir zu Kaffee und Croissants kommen. Danach geht es wie gestern versprochen, zum Wahrzeichen von Cahors, der Brücke.
Auf der anderen Flussseite geht es – wie könnte es anders sein – steuil bergauf. Der Ausblick lohnt sich.
Und weiter kämpfen wir uns nach oben.
Heute soll es wirklich ordentlich regnen verspricht die Wettervorhersage. Allerdings erst so ab 14.00. Bis dahin wollen wir noch ordentlich Kilometer machen. Allerdings stimmt der Blick zum Himmel nicht sehr optimistisch.
Wir treffen vermehrt auf Wanderer, die mit kleinem Gepäck reisen, also sich die Koffer vorausschicken lassen. Auch heute treffen wir eine Gruppe, die den ersten Tag unterwegs ist. Voller Elan den Berg rauf und dann kommt der Einbruch beziehungsweise die ersten Wehwehchen. Alles Anfänger.
Die Landschaft ändert sich nicht wirklich, steinige Wege, kleine Felder oder Weiden. Plötzlich sind unsere zwei Turbowanderinnen wieder da, die wir seit einigen Tagen sehen. Zwei Frauen, so zwischen fünfzig und sechzig, mit leichtem Rucksack, die fast im Laufschritt die Route abgehen. In einzelnen Ortschaften erwarten sie ihre Ehemänner – das Serviceteam – zum Picknick. Die Herren fahren mit dem Auto zu den vereinbarten Treffpunkten. Unterm Strich sind sie auch nicht schneller als wir, mit vollem Gepäck.
Gegen 10.00 beginnt es leicht zu nieseln, also Regenjacke an. Danach wird es wieder warm, also Jacke aus. Das Spiel geht so bis 12.15. Dann entschließt sich das Wetter der Vorhersage zu entsprechen und beginnt mit Dauerregen. Das heißt Regenumhang über die Regenjacke anziehen. Wir sehen aus wie zwei von den sieben Zwergen. Andere Wanderer machen es uns gleich und wir ziehen als Zwergenvolk durch die Nässe.
Drei Hardcore-Turbo-Pilger überholen uns, im Zwergenoutfit. Es wirkt so, als ob sie zu spät in ihre Schicht im Stollen kommen. Als Draufgabe stimmen sie auch noch einen Pilgerchoral an. Wir lassen sie mit größerem Abstand davon ziehen. Regen und auch das noch, das wäre zu viel.
Wieder kommen wir zu einer Kapelle. Sie ist dem kalten Jean geweiht. Keine Ahnung, wie der Heilige zu dem Beinamen kam, ist aber schon kurios. Vielleicht kannte man früher ein paar Eisheilige mehr als heute, die dann in Zeiten des Klimawandels in Vergessenheit gerieten.
Irgendwann hat es aufgehört zu regnen. Die Wege sind aufgrund des Regens schmierig geworden und die Hosen verdrecken bis über die Knie. Alles ist feucht oder nass und wir sind froh in Montcuq anzukommen. Das weithin sichtbare Wahrzeichen des Ortes sind die Überreste einer Burg, die geschliffen wurde und bei der man nur den Burgfried stehen ließ. Das Ding stammt aus dem 12. Jahrhundert, hat mehr als zwei Meter dicke Mauern, ist 30 m hoch und wurde von mir nicht fotografiert. Ihr braucht euch nur einen der Wiener Flaktürme ohne oberer Plattform vorzustellen.
Eine Kirche gibt es natürlich auch in dem Ort. Wir trinken noch ein Willkommensbier und ziehen zu unserer Herberge am Ortsrand. Dort haben wir einiges zu tun, um unsere Kleidung wieder zu waschen und zu trocknen.
Wir können im selben Haus in ein Restaurant gehen und da wir nach dem heutigen Tag nicht mehr wirklich noch eine Dorfrunde einlegen wollen, machen wir das auch.
Hier ist mir wieder einmal, wie schon des Öfteren in Frankreich aufgefallen, dass mit Gourmand-Speisen geworben wird. In Frankreich wird als Gourmand jemand bezeichnet, der gerne viel und gut isst. Bei uns ist die Bezeichnung eher abfällig für einen Vielfraß in Verwendung. Als Gourmet bezeichnen wir den sachkundigen Kenner und Genießer von raffinierten Speisen und Getränken. In Frankreich ist der Gourmet, der Weinkenner.
Das Positive des Tages: Der Regen hat zwar früher begonnen, dafür aber wieder früher aufgehört und wir sind ein ordentliches Stück des Weges weiter gekommen.