Morgens gibt es eine kleine Diskussion mit meiner Wander-App, die plötzlich auf einen neuen Kurs umspringt, ohne dass ich eine Aktualisierung eingegeben hätte. Die App wollte uns unbedingt auf den Jakobsweg-Kurs zwingen, der ein wenig länger und auch Höhenmeter betreffend mehr ist. Nachdem die beste Ehefrau von allen sich morgens beim Vermieter nach dem Jakobsweg erkundigte, habe ich es eine Zeit lang schön gehabt. Langer Rede kurzer Sinn: Wir sind den längeren Weg und vor allem auch mit mehr Höhenmetern gegangen. Macht ja nichts, wir sind ja im Training.

Wieder so ein altes Steinhaus, von dem ich gestern meinte, ich wüsste nicht, wozu sie dienen. Eine Vermutung hatte ich ja, aber davon später mehr. Aus diesem Haus wächst bereits ein Baum.

Die heutige Strecke führt wie die vergangenen Tage, stets rauf und runter. Einmal neben einer Straße…

…dann wieder zwischen Steinmauern und kleinen Wäldchen beziehungsweise Weiden hindurch.

Mittlerweile ist es sehr warm geworden, wir vertragen eine Wegzehrung und werden in einer kleinen Bar fündig. Baguette mit Pastete und Gurkerl sowie einen Fruchtsaft gönnen wir uns.

Heute treffen wir schon weitaus mehr Wanderer. Einige davon gehen uns entgegen, andere überholen uns, wobei das gar nicht oft passiert, weil wir natürlich sehr zügig marschieren.

Natürlich treffen wir auch heute wieder meine Kollegen. Die sind gerade mit der Hygiene beschäftigt, indem einer jeweils dem anderen mit dem Maul das Fell reinigt.

So, jetzt komme ich noch einmal auf die runden Steinhäuser zurück. Diese sind in Trockenbauweise errichtet (also ohne Beton) und auch das Dach ist mit Steinen gedeckt. Die meisten der Häuser stammen aus der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Wie von mir vermutet, dienten (und das teilweise noch heute) sie als Unterschlupf für Viehhirten oder auch für Bauern, deren Haus weiter entfernt lag. Sie konnten dort übernachten, Siesta halten, ihre Werkzeuge unterbringen oder das Gebäude auch als Stall für Schafe oder Ziegen benutzen.

Wie man sieht, sogar heute noch.

23 Grad hat es. Wie muss das erst bei 35 Grad werden?

Nachdem wir heute wieder in einer Kreuzung aus Hotel und Herberge übernachten, möchte ich noch ganz kurz diese „Gites“ ansprechen. Über die einzelnen Dörfer verstreut gibt es wegen der verschiedenen Wanderwege und insbesondere natürlich wegen des Jakobsweges die Möglichkeit einfache Unterkünfte samt Verpflegung pro Nacht zu buchen. Die billigsten Unterkünfte sind die Gemeindeunterkünfte. Das fängt beim nackten Raum ohne Bett an, wo sich Pilger (Wanderer) ihren Schlafsack ausrollen können und somit wenigstens ein Dach überm Kopf haben. Die nächste Stufe sind Mehrbettzimmer mit Gemeinschaftsduschen und WC-Anlagen. Bettwäsche muss extra bezahlt werden, ebenso wie Handtücher. Frühstück muss selbst zubereitet werden, dafür entrichtet man eine Spende.

Beliebter sind Herbergen, die von Landwirten oder Kleingewerbetreibenden betrieben werden, die Zwei- oder Mehrbettzimmer anbieten. Bezahlt wird pro Bett inkl. französischem Frühstück (Baguette oder Croissant + Butter und Marmelade + Kaffee) und einem 3-gängigen Abendessen (Vorspeise + Hauptspeise + Nachspeise). Zumeist kann nicht zwischen mehreren Gerichten gewählt werden, sondern was auf den Tisch kommt, wird gegessen.

In der Hotelvariante, bekommt man oft genug auch nur Platz in Mehrbettzimmern, hat zumeist aber die Möglichkeit seine Wäsche in einer Waschmaschine und anschließend in einem Trockner zu geben. Gegen Bezahlung versteht sich. Und beim Essen kann man zumeist zwischen Menüs wählen. Das alles ist trotz alledem nicht wirklich preiswert. Bei der letztgenannten Variante muss man schon zwischen 55 und 80 Euro pro Person rechnen. Getränke (außer Wasser) sind selbstverständlich extra zu bezahlen. Bei den allermeisten Gästeunterkünften, kann man die Räume erst ab 16.00 beziehen.

Man sieht, für die Betreiber sind die Pilger ein gutes Geschäft. Auch die übrige Bevölkerung verdient daran, denn für die Mahlzeiten werden fast ausschließlich örtliche Nahrungsmittel herangezogen.

Cajarc – unser heutiges Ziel, ein mittelalterlicher Ort, eingerahmt von Felsen wurde durch George Pompidou bekannt, der hier ein Landhaus hatte. In der Umgebung finden sich noch viele steinzeitliche Funde und auch Dolmengräber, die von einer langen Geschichte dieser Region zeugen. Auch die Schriftstellerin Francoise Sagan wurde hier geboren.

Das Positive des Tages: Das heutige warme Wetter soll auch morgen anhalten (danach sind drei Tage Regenwetter angesagt).

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