Vorige Woche war ich einkaufen im Waldviertler Exil. Lebensmittel beim Billa und Auftragskäufe beim BIPA. War neugierig, ob ich eine Maske bekommen würde. Also Einkaufswagerl genommen und rein beim Billa. Es wurde mir keine Maske gereicht, nichts. Nur schiefe Blicke über die Wursttheke herüber zum Gemüse wo ich stehe. Schließlich bin ich kein Stammkunde und auch kein Hiesiger, da muss schon Vorsicht gewaltet werden. Bei den Einheimischen ist es egal, wenn sie den Salat und das Obst dreimal betatschen, aber bei mir, hätte so ein Unterfangen sicher zu einer Belehrung, wenn nicht zu einem Verweis geführt.

Das ist mir davor schon beim Spaziergang durch den Ort aufgefallen. Sehe ich jemanden von Weitem, ist er verschwunden, wenn ich mich nähere. Früher sind sie stehen geblieben und haben neugierig geschaut. Jetzt auch, aber misstrauisch und heimlich aus der Garageneinfahrt versteckterweise heraus. Ich habe das Gefühl, dass ich nirgends stehen bleiben darf, denn sonst wird man des Virenangriffs beschuldigt. Irgendwoher muss doch die Krankheit kommen. Und den Wienern, denen ist immer schon alles zuzutrauen gewesen. Also unauffällig weiter gehen, am besten nicht rechts oder links schauen, sonst kommen die ersten Erdäpfel geflogen. Und das ist sicher nicht als Nachbarschaftshilfe gedacht.

Zurück zum Billa. Lade ein ins Wagerl, was wir so die nächsten zwei Wochen benötigen und fahre ums nächste Regalende herum zur Kassa. Dort stehen jedoch schon einige Käuferinnen, kein einziger Mann. Alle brav im Meterabstand. Ich war auf Höhe drei von sieben Landdamen und wollte daher die Anstellreihe in entgegengesetzte Richtung passieren, um mich hintenanzustellen. Sofort hagelten giftige Blicke, weil sich die Damenwelt genötigt sah nach rechts auszuweichen. Ich hängte mich in alter Indianermanier seitlich neben dem Einkaufswagen, um keinen direkten Blickkontakt zuzulassen und schlich mich an das Ende der Reihe.

Endlich hatte ich meine Einkäufe mittels EC-Karte bei der Kassierin hinter der spucksicheren Scheibe bezahlt und schob meinen Wagen Richtung Ausgang.  Kurz davor wurde ich von einer Regalbetreuerin überrascht, die mir mit spitzen Fingern einen Mundschutz hinhielt. „Jetzt?“, fragte ich. „Sollte ich das Ding nicht herinnen aufhaben? Jetzt ist es zu spät.“ „Na dann halt das nächste Mal“, meinte sie.

Anders beim BIPA. Dort wurde ich schon zwanzig Meter nach dem Eingang von einer vermummten Verkäuferin aufgehalten und wieder Richtung Eingang verwiesen. Dort lägen Masken. Nach intensiver und nicht fündiger Umschau wurde ich von besagter Verkäuferin, am Ärmel zu einem Ministapel bei der Kassa gezogen. Vier Stück lagen dort. „Ich darf sie ihnen nicht geben. Sie müssen sie selbst nehmen.“ „Und welche Seite gehört nach außen getragen, weiß oder blau?“ Sie dreht sich um und schaut sich selbst im Spiegel an. „Blau ist außen.“

Wieder zurück im Exil. Vom einzigen Ziel getrieben, nämlich diese Tage zu überstehen, mache ich mir meine Gedanken. Es fällt mir leicht, mich an die Stelle der Anne Frank zu versetzen. Ich kann nachvollziehen, wie es ihr ergangen sein muss. Dabei bin ich jetzt erst drei Wochen kaserniert. Ich habe Internet, TV, jede Menge Bücher, Telefon, Skype. Sie hatte nichts dergleichen, nur Angst. Die habe ich nicht.

Ich bin mir sicher, dass die Maßnahmen gegen die Virusverbreitung nicht endlos dauern werden, dass wir wieder frei sein werden trotz Freiheit. Es ist nicht lebenslänglich. Apropos lebenslänglich: Habe heute gar nicht von der besten Ehefrau von allen berichtet.

Das Positive des Tages:

Ich habe überhaupt kein schlechtes Gewissen mehr, einmal nichts zu tun.

3 Kommentare

  1. sehr gut beobachtet.. vorige Woche bei uns umgekehrt, . Ich habe vor 3 Wochen welche in der Apotheke gekauft, heute keine bekommen .

    Ostergeschenk .. bunte Masken statt Eier

  2. grüße
    NÖ 123 COVID Kranke / 100.000
    W 95 COVID Kranke / 100.000
    für Wiener ist es echt gefährlich in NÖ Urlaub zu machen – kehrt zurück!

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