Von Le Puy geht es einen steilen Hang hinaus aus der Stadt. Doch nach einiger Zeit hat man einen wunderbaren Blick zurück. Es ist immer wieder verblüffend wie rasch man an Höhe gewinnt.

Bald hat uns ein anderer Pilger eingeholt. Jan. Er ist Belgier und wir haben gleich eine Gemeinsamkeit festgestellt. Er und ich, wir können beide kein Französisch. Bei mir nicht weiter verwunderlich, bei ihm hätten wir das schon angenommen. Ich schätze ihn auf 72 – 74 Jahre. Wie sich später herausstellt, ist er aber erst 61. Wie man sich täuschen kann. Er ist am 1. März gestartet und hat auch schon mehr als 1.000 km hinter sich. Wir sollen ihm heute immer wieder begegnen.

Die heutige Landschaft ist sehr schön. Es geht durch das Französische Zentralmassiv, das sich zwischen 700 und 1800 m Seehöhe bewegt und somit höher ist als das Deutsche Mittelgebirge. Immer wieder sehen wir Gehöfte und Dörfer, die zumeist aus Steinen erbaut wurden. Die Wegränder sind ebenso mit Mauern aus Steinen gesäumt. Die Steine kommen aus den angrenzenden Feldern bzw. Weiden.

Viele Familien entlang der Pilgerroute versuchen ihr Geschäft mit den Reisenden zu machen. Bei einem Gehöft versuchen sich Kinder im Verkaufen von Muscheln, Wasser, Bananen und Gummibären. Selbstverständlich mit einer kleinen Kassa. Im nächsten Ort sitzt die Oma neben dem Hof in einem kleinen Kiosk und bietet Salate, Sandwiches, Kaffee und Tee an.

Gemäß unserer Wetter-Apps soll es heute regnen. Es ist nur nicht klar, ab wann. Nachmittag könnte es so weit sein. Wir hoffen jedenfalls bis dahin in der Unterkunft zu sein.

Immer wieder überholen wir andere Pilger und andere wiederum uns. Manchen davon begegnen wir immer wieder, wie eben Jan.

Zwischendurch sind immer Weiden mit Schafen, Kühen und mit Pferden.

Fast 20 km lang geht der Weg heute bergauf, nur die letzten km bergab. Nachdem die Steigungen zumeist nur wenige Prozent betragen, ist das durchaus angenehm und für uns daher auch nicht sehr verwunderlich, dass wir uns schon kurz nach 13.00 unserem Ziel nähern.

Auch in Saint Privat-d’Allier, einem Ort mit 397 Einwohnern gibt es selbstverständlich eine Kirche.

Der Ort selbst hat im Kern einen mittelalterlichen Charakter, der nur durch die vielen Unterkünfte und Lokale samt deren Werbung um den Pilger getrübt wird.

Wir müssen bei der Unterkunft warten, denn sie hat eigentlich erst ab 15.00 geöffnet. Um 14.30, als es bereits zu tröpfeln beginnt, kommt allerdings ein Auto, dem mit eleganten Hüftschwung ein Jüngling entsteigt, dem man an seiner ganzen Attitüde ansieht, welche Neigung er hat. Nachdem Elfi ja Französisch spricht und wir aus Wien kommen, er die Staatsoper liebt, hat er eine Ausnahme gemacht und uns vorzeitig eingelassen. Unser Zimmer ist sehr sauber, lässt sich jedoch nicht absperren. Nun ja, die beste Ehefrau von allen wird mir schon zu Hilfe kommen, im Falle eine Falles.

Das Positive des Tages: Heute hat uns der Regen nicht erwischt. In den nächsten drei Tagen soll es ähnliche Regenaussichten geben, morgen sogar mit Schneeschauer. Hoffen wir, dass sie nicht eintreffen.

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