Für heute sind den ganzen Tag Gewitter angesagt gewesen. In der frohen Hoffnung, dass wir irgendwie unbeschadet davonkommen werden, machten wir uns zeitig auf den Weg. Nachdem wir eine Wegzehrung in der Boulangerie einkauften und ein Frühstück aßen, wanderten wir los – bei leichtem Regen.

Hoffnungsgemäß hörte das Gewitter bald auf und verzog sich. Die restlichen Wolken waren ganz angenehm, denn sie verhinderten, dass die Sonne so richtig herunter brannte. Landschaftlich das Übliche: Links die Saone, manchmal mit einem kleinen Auwald, manches mal direkt. Am gegenüber liegenden Ufer des Öfteren Kuhherden, die zum Fluss zur Tränke kamen. Rechts zumeist Brachen oder Getreidefelder oder Viehherden. Wie die letzten Tage auch. Erinnert an idyllische Landschaftsbilder aus dem 19. Jahrhundert, wenn, ja wenn nicht diese Knallerei wäre.

Diese Schüsse hörten wir gestern und vorgestern auch schon. Irgendwie vermuteten wir, dass das Jagden sein könnten. Deshalb begann ich auch zu Googeln: Jagd ist in Frankreich ein Gewohnheitsrecht und das jedem Bürger zusteht. Comte Mirabeau hatte während der französischen Revolution durchgesetzt, dass jeder der Boden besaß, auch jagen durfte, nicht nur der Adel. Fünf Millionen Franzosen haben heute den Jagdschein. Damit haben die Franzosen den Europarekord vor Spanien und Italien. Gejagt wird insbesondere auf Wildschweine, denn die bevorzugen die Weintrauben, was den Weinbauern überhaupt nicht passt. Shiraz soll die Lieblingssorte der Wildschweine sein, was ich vollkommen verstehen kann, denn das wäre auch meine Wahl gewesen.

Kein Land Europas hat längere Jagdzeiten als Frankreich. Fast sieben Monate dauert alleine die Jagd auf Vögel. Rund 30 Millionen werden pro Jahr erlegt. Starben 1999 noch 39 Menschen und wurden über 200 angeschossen, so hat sich die Zahl bis heute halbiert.

Die beste Ehefrau von allen fragte einen Wanderer mit Frau, Kind, Hund und gelber Warnweste, ob unser Verdacht bestätigt würde. Wurde er nicht. Man verwendet in den Weingärten Anlagen, die unregelmäßige Detonationen loslösen um die Vögel zu vertreiben, denen die Trauben ebenso schmecken, wie den Wildschweinen.

Mittlerweile wurde es immer dunkler am Himmel und eine neuerliche Gewitterfront kam angezogen. Wir zogen unsere Regenjacken an, spannten die Schirme auf und flüchteten in eine Bahnunterführung.

Bald darauf ging auch der Graben über und der Bach floss an uns vorbei Richtung Saone.

Der besten Ehefrau von allen, war das alles nicht zuwider, sondern sie strahlte sogar, denn es war wenigstens nicht so brütend heiß.

Weiter ging´s in Richtung Macon. Kaum kamen wir in einen Ort, ging das Hundegekläff wieder los. Das hat uns die letzten Tage begleitet. Offensichtlich hielten sich 3/4 der Hausbesitzer einen Hund, manche davon zwei oder noch mehr, sodass im Schnitt sicher jedes Haus einen Hund hatte. Man merkte das auch an der Vielzahl an Hundstrümmerl, die am Wegesrand herumlagen. Zwar gab es in nahezu jedem Ort Sackerl für das Gackerl, aber das scheint sich nicht herumgesprochen zu haben. Die Franzosen ignorieren das ebenso wie die Fahrverbotstafeln…

Brütender Schwan

Nach Bezug der Airbnb-Wohnung im 4. Stock ohne Lift und der Dusche machten wir uns auf den Weg in ein Restaurant. Es war im ältesten Haus von Macon untergebracht, das 1490 bis 1510 errichtet wurde. Das Maison de Bois hat eine Vorderfront, die vollkommen aus Holz besteht und mit einer Vielzahl an freizügigen Figuren geschmückt ist. Ihr müsst das Bild schon vergrößern, um das zu erkennen.

Das Essen war ausgezeichnet, der Wein auch. Wir werden uns auch morgen noch in Macon einen „Ruhetag“ gönnen. Daher alles andere morgen.

Das Positive des Tages: Die beste Ehefrau von allen bewältigt mittlerweile Strecken von über 30 km ohne gröbere Verwünschungen an meine Adresse und fühlt sich sogar wohl dabei.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein