Heute sollten es wieder mehr als 30 km werden, deshalb starteten wir um 6.30 ohne Frühstück. Irgendwo würden wir schon was bekommen, meinten wir. War aber nicht so. Doch wir hatten Baguette und Hartwurst samt Radieschen und Paprika mit und zwei Fertigkaffee aus dem Supermarkt.
Nach ein paar Kilometern, kaum hatten wir die Stadt verlassen, bemerkte ich ein unscheinbares Schild. Vor uns würde eine Brücke saniert und die Radfahrer sollten eine Umleitung nehmen. Von solchen Hinweisen haben wir uns bisher auch nicht beirren lassen und sind in Deutschland mehrmals entlang von Bauzäunen geklettert und haben die Hindernisse so umgangen. Wir beschlossen also direkt auf unser Hindernis zuzugehen. Der Fehler war, wie sich herausstellte, wir waren in Frankreich, nicht in Deutschland. Die Brücke wurde auch nicht saniert, sondern ausgetauscht und die alte Brücke war bereits demontiert. Alternative wäre nur schwimmen oder zähneknirschend retour und den Umweg nehmen, der uns letztendlich 3,9 Kilometer kostete.
Bin ich froh, dass das eine gemeinsame Entscheidung war.
Nach der Sonderschicht wanderten wir immer entlang der Saone, zuerst auf Feldwegen, die dann zu Wanderwegen wurden und immer mühsamer zu bewältigen waren, weil offensichtlich niemand auf die Idee kam, die Wege auch zu mähen. Das Ganze war auch als Radweg bezeichnet, was für die Radler entsprechend mühsam war. Wir sahen auch nur zwei auf dieser Wegstrecke.
Der Übergag war, dass gefühlt bei jeder Feldwegeinmündung allgemeine Fahrverbotsschilder ohne Ausnahmegenehmigung aufgestellt waren. Die wurden von Anglern und Campern vollkommen ignoriert. Zig Autos fuhren oder parkten entlang des Gewässers. Niemand fand daran Anstoß. Vielleicht hat man eine EU-Förderung kassieren wollen und dermaßen viele Schilder aufgestellt, die keinerlei Wirkung zeigten.
Links immer ein Auwaldstreifen, rechts Brachen oder Felder oder Wiesen. So ging es zirka 15 Kilometer dahin, bis urplötzlich der Wiesenstreifen mit Fahrspuren in eine Betonfahrspur wechselte. Das war dann schon angenehmer das Wagerl zu ziehen.
Zwischendurch machten wir hin und wieder Rast um unseren Proviant zu verzehren und der besten Ehefrau von allen die Möglichkeit zu geben, ihre Füße zu lüften.
Dazu noch ein kühles Getränk und die Welt war heute in Ordnung, trotz Zusatzkilometer.
So spulten wir Kilometer um Kilometer ab…
bis wir Tournus erreichten.
Unsere Unterkunft ist Airbnb und unmittelbar neben dem Hotel de Ville.
Duschen und dann ging´s gleich wieder los, weil wir uns die einzigen zwei Sehenswürdigkeiten ansehen wollen in der Stadt, die knapp über 5.000 Einwohner hat. Bemerkenswert ist, dass die Stadt mit 61% einen neuen Bürgermeister gewählt hat, weil die Bürger keine Zone Commerciale (Shoppingzone) am Stadtrand haben wollten. Außerdem lief die Stadtratsbesetzung ebenso demokratisch ab, indem die Bürger abstimmten, wer welchen Posten bekommen sollte.
Das ist aber nicht das einzige Außergewöhnliche in der kleinen Stadt inmitten von Weinfeldern und Steinbrüchen wo hauptsächlich Stühle gefertigt werden. Die Stadt beherbergt auch vier Betriebe mit einem Michelin-Stern und hat somit die höchste Michelin-Stern-Dichte pro Kopf weltweit.
Aber nun zu den Sehenswürdigkeiten. Die erste ist das Hotel Dieu und beherbergt das Heimatmuseum, was uns nicht interessierte und außerdem geschlossen hatte. Das interessante ist, dass das Gebäude von Klosterschwestern ab dem 17. Jahrhundert als Hospiz geführt wurde.
In drei Sälen, einem für Frauen, einem für Männer und einem für Soldaten wurden die Kranken oder Verletzten versorgt.
Der kleine Garten im Innenhof:
Und selbstverständlich war dem Spital auch eine Apotheke zugeordnet. Diese wurde 1685 fertiggestellt und wurde von den Klosterfrauen bewirtschaftet. Die Regale sind aus Nussbaumholz. Das schöne daran ist, dass die Apotheke gänzlich im Original erhalten ist.
Danach ging es zur ehemalig Benediktinerabtei St. Philibert, eines der bedeutendsten frühromanischen Bauten in ganz Mitteleuropa.
Es wurde ein Konzert in der Kirche gegeben. Da kam es nicht gerade besonders gut an, wenn ein Tourist durch den Saal latscht und Fotos macht. Daher hier nur ein paar vom Kirchenschiff und der Orgel:
Dafür durften wir über eine Wendeltreppe in den Raum über der Vorkirche klettern…
…und in den Innenhof…
…sowie in ein Museum in der Abtei.
Und noch eine ehemalige romanische Kirche:
Genug gegackert für heute.
Das Positive des Tages: Trotz Hitze und Umweg war es sehr schön.