Von gestern auf heute haben wir in einem Jungen Hotel übernachtet. Das junge Gemüse, das beim Eingang herumlungerte, hat uns leicht belustigt Platz gemacht. Kommt wahrscheinlich auch nicht so oft vor, dass vier Mal so alte Kompostis in einer Jugendherberge landen.
1 ½ Stunden sind wir dann in Tulln herumgegeistert, um irgendwo Essen gehen zu können, was nicht Fast Food ist. Geschlossen, Ruhetag, usw. Heute können wir den Stadtplan von Tulln mit geschlossenen Augen zeichnen.
Nach dem Frühstück ging es los. Stark böiger Wind machte uns insbesondere auf dem freien Feld schwer zu schaffen. Seitlicher Wind von vorne ist besonders unangenehm gewesen. Meine Wagerl-Konstruktion bot offensichtlich mit den zwei Rucksäcken genug Angriffsfläche, um mich zu gehörigen Anstrengungen zu zwingen. Dazu kam noch eine fünf km lange und stark befahrene Bundesstraße, die einen gewissen Gefahrenreiz bot. Elfi musste das noch toppen, indem sie ihre Kopfhörer aufsetzte und Spanisch-Vokabeln paukte.
Endlich erreichten wir ruhigere Gefilde, was sowohl den Verkehr als auch den Wind betraf. Zu Mittag kamen wir in Zwentendorf an, machten eine kurze Rast. Zu kurz, wie sich später herausstellte. Natürlich war ich es, der diesen Fehler beging. Bald darauf erklärte mir die Komoot-Tante vom WanderApp, dass ich einen schilfbewachsenen Weg einschlagen sollte, was mein zweites Navi in Form meines Geographiegenies Elfi für völlig hirnrissig verurteilte und sich strikt weigerte der anderen Frau zu folgen, die ich offensichtlich schon den ganzen Tag liebevoller als sie behandelte. Auf sie hörte ich beispielsweise und ich bekam auch keinen Anfall von Augenrollen, wenn ich eine andere Route als die weibliche Navi-Stimme mir vorschlug, gehen wollte. Bei Elfi jedoch – meinte diese – ließe ich keines ihrer Argumente mit so viel Gleichmut über mich ergehen.
Wie auch immer. Ich wagte es, einen mir plausibel erscheinenden Weg einzuschlagen und nicht einen Bauern, der Gülle auf dem Feld ausfuhr, zu stoppen und nach dem Weg zu fragen. Tödlicher Fehler. Die beste Ehefrau von allen plusterte sich auf gefühlte doppelte Größe auf und blaffte mich mit funkelnden Augen an: „Wenn wir jetzt wieder nach Zwentendorf zurück gehen durch dein nicht fragen können, dann bringe ich dich um!“
Fünf Minuten später stellte sich meine Entscheidung als richtig heraus, was trotzdem einen Vortrag über meine Sturheit und sonstigen negativen Charaktereigenschaften zur Folge hatte.
Einige Zeit später, nach einem kurzen Blick nach rechts in Elfis Gesicht, schrillten bei mir die Alarmglocken erneut. Noch mit einer fieberhaften Analyse beschäftigt, kam es schon von rechts: „Glaubst du, wir laufen das alles durch? Ich brauche eine Pause und das nicht nur fünf Minuten!“ Gehorsam wurde angehalten, ich schirrte mich ab (bin offensichtlich der einzige Esel der Welt der sich selbst an- und abschirren kann). Es stellte sich heraus, dass die zweite Trinkflasche sich aus dem Rucksack während der Fahrt verabschiedet hat. Großer, schwerer Fehler. Das war so eine super Trinkflasche um die wahrscheinlich noch die nächsten 14 Tage getrauert wird. Es wird zwar nicht offen ausgesprochen, doch der Verursacher steht eindeutig fest…
Nichtsdestotrotz kamen wir in Traismauer an und waren froh, dass von den vier Lokalen zumindest eines uns bewirten konnte.
Das Positive des Tages:
Ich habe um eine Flasche weniger zu ziehen und wurde nicht umgebracht.
Mit einem Wort – ein herrlicher Tag mit einem wunderbaren Abschluss!
Liebe Wandernde, von Anbeginn präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Wirklich schön eure Tagesberichte zu lesen¡
Zuviel Text bist nicht gefordert
Flippe auch immer aus ,wenn mein Mann nicht nach dem Weg fragen will.
Ist ja noch einmal gut gegangen.
Buen camino !
Renate
Liebe Elfi, Lieber Walter,
freue mich jeden Tag den Bericht zu lesen, kann mir die Kommunikationen bildlich vorstellen. Es wird spannend … 🙂
Viele liebe Gruesse,
Daniel
Walter, der geborene Romancie, diesmals ein Tatsachenroman
Alles Gute euch beiden
Günther