Ohne Frühstück gings heute los. Wir hätten höchstens den Pferden den Hafer streitig machen können.
Die nächste Ortschaft lag ca. 7 km entfernt, dort hofften wir auf Frühstück. Wieder ein sehr langgestreckter Ort an einer Hauptstraße mit nur einer Ampel samt Fußgängerübergang. Der führte zur Mairie. Wenigstens der Bürgermeister soll gefahrlos die Straße queren können. Am Ortseingang ein Restaurant samt angeschlossenem Puff. Gemäß Google Maps 24 Stunden geöffnet. Es stand vor dem Abriss. Das nächste eine Pizzeria, auch für immer zugesperrt. Der Einkaufsladen, den hatte das gleiche Schicksal ereilt. Siehe da ein Café, sogar geöffnet. Wir stürmten hinein, beorderten Cappucino und Mandel-Schoko-Rollen. Letztere waren hervorragend, der Kaffee ein Gemisch aus Milch und Abwaschwasser. Klo gab´s auch keines, dafür aber eine Postdependance, nur wem hätten wir jetzt schreiben wollen?
Felder, Wälder, Dörfer, durch die unser Weg führte. Interessant war, dass auch der Jakobsweg beinahe durchgängig ausgeschildert war.
Auch die ersten Jakobspilger überholten wir. Nachdem wir annahmen, dass es sich um zwei norddeutsche Exemplare mit dementsprechendem Auftreten handelte, verhielten wir uns ruhig. Grüßten und gingen unseres Weges.
Immer häufiger verloren wir das rechte Hinterrad. Wir hatten das Problem gestern schon einige Male, glaubten aber, das Problem behoben zu haben. Durch den Kampf durchs hohe Gras hatten sich Halme um die Nut der Achse gewickelt. Dadurch rastete der Splint nicht mehr richtig ein und das Rad verabschiedete sich. Das war zwar nervig, aber kein großes Problem. Heute jedoch wurde die Häufigkeit immer größer. Durch Umstecken der beiden Räder ließ sich die Sache auch nicht beheben. Also wurde genauer untersucht und festgestellt, dass auf der rechten Seite der Splint durch seine erhöhte Position die Nut der Achse abgerundet hatte und das Rad immer leichter verloren ging.
Ich dachte mir, dass wir eine Werkstatt mit einer Drehmaschine in unserem heutigen Zielort suchen müssten, der die Achse einkürzt und eine neue Nut fräst. Die beste Ehefrau von allen erhielt daher ihren Rucksack zum selber tragen und ich schulterte den Rest. Es waren ja nur mehr knappe 15 km.
Nach 1,5 km ging mir jedoch allmählich die Luft aus und ich probierte wieder den Wagen zu ziehen. Nachdem er leichter beladen war, wurden die Abstände länger, das Rad zu verlieren. Doch das war auch keine Lösung. Da kam mir die Idee, eine Bohrung durch den Kunststoffteil zu bohren, die Achse durchzustecken und rechts und links mit dem mitgeschleppten Distanzring samt Knebelschraube zu befestigen.
Es sollte doch einfacher sein, einen Automechaniker oder sonst wen aufzutreiben, der mir eine Bohrmaschine samt 10er Bohrer borgt. Glaubt man. Der nächste Automechaniker bastelte in seinem Vorgarten herum und auf die Anfrage von Elfi, meinte er nur, er sei im Urlaub.
Also setzten wir uns bei einer Raststelle an den Tisch und ich bohrte mir mit dem Taschenmesser das Loch selbst ins Rad, befestigte es auf der Achse mit den beiden Distanzringen samt Knebelschrauben. 10 Minuten und weiter konnte es gehen.
Die Strecke wurde immer unwirtlicher.
Nachdem unser geplanter Weg wegen umgefallener Bäume gesperrt war, mussten wir bergan auf steinigem Boden.
Eine harte Beanspruchung von Wagerl und der besten Ehefrau von allen, die noch immer ihren Rucksack trug, weil er ein super Kauf war und leicht zu tragen. Mir ging es auch nicht mehr besonders und der Weg wurde so unmöglich, dass wir das Wagerl tragen mussten.
Zu guter Letzt ging es noch über Felsblöcke stiegenartig hinauf auf den Berg.
Aber wir haben es geschafft. Die beste Ehefrau von allen strahlte, als das Terrain wieder eben wurde und wir die Fahne auf der Ruine der ehemaligen Festung sahen. Übrigens gehörte diese und die gesamte Stadt bis 1648 zum habsburgischen Sundgau.
Auf dem Weg zum Hotel vereinbarten wir morgen einen Ruhetag einzulegen und das Sightseeing zu vertagen.
Beim abendlichen Bier zählten wir dann auf, was wir jeder noch entbehren können von unserem mitgeschleppten Gepäck. Es kam doch einiges zusammen. So gesehen, meinte die beste Ehefrau von allen, könnte sie nach dem angekündigten Brake in Le Puy, falls sie den Rest des Weges doch noch mit mir gehen würde, ihren Rucksack auch alleine tragen und wir ersparen uns das Wagerl. Schauen wir mal.
Das Positive des Tages: Mc Guyver lebt!