Frühstück hatten wir noch im Zimmer vom Altersheim, aus Covid-Gründen. Als wir das Haus verließen, mussten wir durch den Speisesaal. Es waren schon einige traurige Blicke dabei, die uns folgten. Bin überzeugt, einige wären gerne mitgegangen, wenn sie gekonnt hätten.

Die Stadt Mulhouse könnte in Sachen Gleisbegrünung ein Vorbild für Wien sein. Überall, wo keine Autos auf dem Gleiskörper fahren durften, war Rasen angebaut. Das hat schon was.

Der Unicampus, den wir von unten nach oben durchquerten, wirkte auch modern und ruhig. Sogar die Störche spazierten auf Nahrungssuche durchs Gelände. Ob sie auch als Glücksbringer beim Studium fungieren?

Heute ging es wieder über leicht hügeliges Gelände. Wiesen und Felder wechselten einander ab. Die Dörfer lagen alle abseits des Weges. Der Blick war frei, bis hin zu den Vogesen. Gerastet wurde bei einem Marterl.

Eine mehr als 1 km lange Wegstrecke kostete uns jegliche Energie. Wir marschierten über einen überwucherten und bergauf führenden Wanderweg. Bei 10 cm Bodenfreiheit des Wagerls, ist das mehr als mühsam. Ich zog wie es einem Esel gebührt, die beste Ehefrau von allen schob von hinten an. Eine äußerst schweißtreibende Aktion, doch wir schafften es.

Danach ging es durch Wälder, was wegen des Schattens bei 23 Grad weitaus angenehmer war, als davor durch die Prärie. Vor unserem Zielort querten wir nur eine einzige Ortschaft.

Endlich in Soppe-le-Bas angekommen. Das heißt übersetzt Niedersulzbach. Und so sieht es auch aus. Knapp über 200 Einwohner, da hat das niederösterreichische Sulzbach sechs Mal mehr Einwohner und ist gegen Soppe-le-Bas eine Stadt. Wir mussten noch einen lang gestreckten Hügel emporklettern, um zu dem Reiterhof zu kommen, unserem heutigen Quartier. Ich befürchtete schon, man würde mich als Esel erkennen und in den Stallungen unterbringen, als wir abgekämpft ankamen. Doch dem war letztlich nicht so. Die Unterkunft ist geräumig.

Im Ort gibt es keine Verpflegungsmöglichkeit und auch nicht am Reiterhof. Als die Unterkunftgeberin unseren diesbezüglichen erstaunten Blick sah, meinte sie, sie könnte ein paar Nudeln kochen und eine Paradeissauce drüber leeren. Wir lehnten dankend ab, denn Baguette und Wurst hatten wir noch in der Früh in einem Supermarkt in Mulhouse erstanden. So erhielten wir noch 4 Flaschen Wasser á 0,5 Liter. Das wahre Pilgerleben hat begonnen.

Das Positive des Tages: Heute gibt es keine Sightseeing Kilometer.

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