Nach einem Vorversuch mit einem Weihnachtscorso 1971 am Graben, wurde 1973 mit der Kärntnerstraße die erste Wiener Fußgängerzone eingerichtet und in den nächsten Jahren bis 1989 die Umgebung mit eingebunden. Das waren die Nebenstraßen der Kärntnerstraße, der Stock im Eisen Platz, der Stephansplatz, der Graben, die Naglergasse, der Kohlmarkt und der Beginn der Tuchlauben. Des Weiteren wurden im Laufe der Zeit noch einige andere Plätze der Innenstadt Fußgängerzonen verordnet, wie der Minoritenplatz, Ruprechtsplatz und das Lugeck. Ich selbst bin noch 1977 autofahrenderweise am Graben vor der Ersten österreichischen Sparkasse angehalten worden, weil ich zum Abbiegen nicht geblinkt hatte.
Immer wieder hörte man von der Bevölkerung die Worte von Behördenwillkür, von Einschränkungen der Freiheit des Autoverkehrs, um dann nach einiger Zeit eine Umkehr dieser Meinungen zu erhalten. Die Bevölkerung lehnte – und macht das auch noch heute – jegliche Veränderung des Ist-Zustandes ab, um dann mit der Zeit drauf zu kommen, dass es doch ganz gut ist.
1974 wurde im Zuge der Errichtung der U-Bahn Linie U1 eine Fußgängerzone eingerichtet, später verlängert und die Ausstattung erneuert. Auch am Spittelberg erfolgte 1975 im Zuge der Revitalisierung des Gebäudeensembles die Umwandlung der Gassen in eine Fußgängerzone. 1980 folgte dann die Meidlinger Hauptstraße, die Großteils zur Fußgängerzone wurde.
Der letzte große Kraftakt war 2014/15 bei der inneren Mariahilfer Straße. Verkehrsreduzierte Gebiete mit Begegnungszonen und einer Fußgängerzone war hier das Ziel. Bei den Gegnern glaubte man, dass die meisten Geschäfte zusperren würden und die Autobuslinie 13A jeden Tag unfallgefährdet sei. Buschauffeure weigerten sich zu fahren und Protestaktionen wurden angezettelt. Heute stellt nur mehr ein kleiner Teil der Bevölkerung das Projekt in Frage.