Zieh Leine! Damit geben wir jemandem unmissverständlich zu verstehen, dass er verschwinden soll. Man vermutet den Ursprung dieser Redewendung im Treideln, wobei Lastkähne auf Flüssen oder Kanälen vom Ufer aus mit langen Zugleinen vorwärtsgezogen wurden. „Zieh Leine!“ war das Startkommando für die Treideler. Diese Bedeutung ist im Laufe der Zeit offensichtlich anderweitig verwendet worden.
Den Vogel abschießen Etwas außergewöhnliches zu erreichen meinen wir damit. Auf Schützenfesten war es üblich, auf einen an einer Stange befestigten Holzvogel zu schießen. Derjenige, der den Vogel von der Stange schoss, wurde der Schützenkönig. Da der Titel des Schützenkönigs mitunter nicht geringe finanzielle Pflichten mit sich brachte (Zeche zahlen usw.), war dieses Vogelschießen meist ein vorher abgesprochenes Ereignis. Sollte man also unabsichtlich den Vogel abgeschossen haben, hatte man zwar den höchsten Titel erlangt, aber gleichzeitig auch den Schaden. Eine weniger angenehme Erklärung kommt aus den mittelalterlichen „Vogelfreien“. Das waren Bürger ohne Rechte. Diese durften abgeschossen werden.
Jemanden über den Löffel barbieren Zugegeben, den Ausdruck kennen nur mehr wenige. Ich finde ihn trotzdem interessant. Früher nutzten Barbiere einen Löffel, um bei alten Männern die aufgrund von fehlenden Zähnen eingefallenen Gesichtspartien nach außen zu drücken, und damit die Rasur einfacher zu gestalten.
Jemandem aufs Dach steigen Damit meinen wir heute, jemanden in Bedrängnis zu bringen. Im Mittelalter wurde einem alten Rechtsbrauch zufolge einem Mann, der seine Stellung als Familienoberhaupt verlor und sich so als Pantoffelheld erwies, von Nachbarn das Dach abgedeckt, um ihn bloßzustellen.
Nichts anbrennen lassen Wir meinen damit, jede Gelegenheit wahr zu nehmen, um mit dem anderen Geschlecht ins Bett zu steigen. Die Redensart überträgt den Rührvorgang während des Kochens, der ein Anbrennen der Speisen verhindert, auf das Sexualleben.