Ende des 17. Jahrhunderts lebte neben der Mariahilferkirche ein Schuhmacher und Wirtshausbetreiber namens Michael Sailer.

An einem Herbstabend kam ein Gast ins Wirtshaus, der noch mitten in der Nacht zum Gnadenbild der Kirche wollte. Der Schuhmacher überredete den Mesner für den Fremden die Kirche aufzusperren und der Fremde betete vor dem Abbild Marias.

Am nächsten Morgen übergab der Fremde dem Wirt eine Kassette und bat ihn, drei Monate darauf aufzupassen. Ist der Fremde bis dahin nicht zurück, so möge der Wirt die Kassette öffnen. Der Inhalt werde ihm sagen, was zu tun ist. Der Wirt schwörte so zu handeln und der Fremde reiste ab.

Nach Ablauf der drei Monate, als der Fremde nicht wiederkehrte, öffnete der Wirt die Kassette und fand darin ein Schreiben, das ihm auftrug, einen verschlossenen Brief an den Pfarrer zu übergeben, samt dem Inhalt der Kassette, nämlich jeder Menge Gold. Der Wirt verbrannte beide Briefe und behielt das Gold.

Ab diesem Zeitpunkt wurde er von Gewissensbissen geplagt, er erkrankte und starb. Den Großteil seines Vermögens vermachte er der Mariahilfer Kirche. Ein besonderer Betrag war zum Guss einer großen Glocke bestimmt.

Das Original der Glocke hängt in der Mariahilferkirche im 6. Bezirk in Wien und hat 4.445 kg. Die Glocke trägt zum Zeichen ihres „edlen“ Spenders das Wappen der Schuhmacherinnung und wird Schustermichel genannt. Ein Bronzeabguss mit 73 kg befindet sich im Wiener Schuhmuseum im 8. Bezirk.

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