Im 16. Jahrhundert, nachdem die erste Türkenbelagerung überstanden war, traf man sich wieder in Wirtshäusern zu fröhlichen Abenden. So auch Arnold de Bruck, ein kaiserlicher Kapellmeister.

Eines Nachts, knapp vor Mitternacht, betritt eine Zigeunerin das Lokal in dem der Kapellmeister saß. Die Gäste wollen sich nicht die gute Laune durch eine Prophezeiung verderben lassen. Nur de Bruck wollte gerne seine Zukunft wissen. Sie nimmt also seine Hand und beginnt die Linien zu lesen. Eine starke Herzenslinie, Kontakt zu berühmten Persönlichkeiten und sogar zum Kaiser, berichtet sie ihm. Als sie zur Lebenslinie kommt, verstummt sie und kehrt ihm den Rücken. Gerade als sie das Lokal verlassen will, ruft de Bruck ihr nach, er sei nicht abergläubisch und wolle unbedingt wissen, was sie noch in seiner Hand gelesen hat. Das ganze Lokal starrt die beiden an, langsam kommt die Zigeunerin zurück. „Na gut. Ihr werdet nicht weit von hier sterben. Wenn die Turmuhr von St. Stephan dreizehn schlägt!“ Alle Gäste lachen und die Zigeunerin verzieht sich schnell.

Einige Zeit später, de Bruck hat die Zigeunerin schon vergessen, stattet er seinem Freund, dem Glöckner von St. Stephan einen Besuch ab. Er ist gerne oben auf dem Turm, um die Aussicht zu genießen. Gerade, als er in die Ferne blickt, beginnt die Glocke zu läuten. Der Kapellmeister hält sich die Ohren zu, um sein feines Gehör zu schützen und schlägt beim sich wegdrehen mit seinem Säbel gegen die Glocke, deren zwölfter Schlag gerade verklungen ist. Er bringt damit die Glocke nochmals zum Klingen. Es scheint so, als schwebe ein dreizehnter Glockenschlag über der Stadt. In diesem Moment erinnert sich de Bruck an die Wahrsagung, doch es ist zu spät. Er verliert das Gleichgewicht, stürzt hinunter und ist sofort tot. Die Zigeunerin wurde nie wieder in Wien gesehen.

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