1854 bekam Ernst Litfaß, ein Berliner, die Genehmigung seine Säulen auf öffentlichen Grund aufzustellen, um der Wildplakatiererei in Berlin ein Ende zu setzen. Die Plakatsäulen erfreuten sich bald großer Beliebtheit und hielten ihren Siegeszug in ganz Europa, so auch in Wien.
In Wien existieren zahlreiche Litfaßsäulen im Bereich des gedeckt verlaufenden Wienflusses, um die dort als Notausstieg aus der Tiefe führenden steinernen Wendeltreppen zu überdachen und sie vor unbefugtem Betreten zu schützen. Die Litfaßsäulen sind mit einer Tür versehen, welche sich von außen nur mit einem Schlüssel, von innen jedoch auch ohne öffnen lässt. Wie berichtet, entkommt Harry Lime im Film „Der dritte Mann“ von Orson Welles aus dem Jahr 1949 in die Wiener Abwasserkanäle durch eine Litfaßsäule.
Heute werden noch mehr als 1.000 Litfaßsäulen von der Gewista betrieben. Von den rund 100 Litfaßsäulen an der Ringstraße wurden 2006 ein Viertel ersetzt, die restlichen restauriert. Diese sind aber keineswegs Originale, sondern Repliken der zur Jahrhundertwende in Wien heimisch gewordenen Säulen.
Auch die Universität für Angewandte Kunst bediente sich der Säulen für das Angewandte Festival 2021. Als Ausstellungsflächen dienten vom 16.6. bis 13.7. in allen 23 Bezirken 23 Litfaßsäulen für die verschiedenen Abteilungen der Angewandten Kunst.