1742 besuchte der Domherr von St. Stephan, Anton Marxer, das Arbeitshaus im zweiten Bezirk. Dort waren viele Waisenkinder untergebracht. Die Zustände waren so erschütternd, dass Marxer seinen Freund, den Kaufmann Michael Kienmayr um rasche Hilfe bat.

Dieser baute neben seiner Fabrik am Rennweg ein zweites Haus, nahm die Wiener Waisenkinder auf und sorgte für deren Unterricht. Geld konnten sie in seiner Fabrik als Zureicher verdienen. Dr. Ignaz Parhamer, ebenfalls Pfarrer, vergrößerte das Waisenhaus, das sich um die Kirche Maria Geburt befand, laufend. Teile der heutigen Rennweg Kaserne sind noch Gebäude des alten Waisenhauses.

1768 beherbergte das Haus 1.500 Kinder. Parhamer führte für Knaben ein besonderes Reglement ein: Er kaufte Uniformen, Holzgewehre und Trommeln. So errichtete er ein „Kinderheer“. Die Regeln waren sehr streng. Kleinste Vergehen wurden strengstens bestraft. Außerdem war es war den Zöglingen nicht gestattet, zu studieren oder ins Kloster einzutreten.

1774 hatte der „Pater Kindergeneral“ drei Kompanien bestgeschulter Soldaten herangezogen, wobei der älteste 15 Jahre alt war. Mit 16 konnten sich die Knaben entscheiden, ob sie zum Militär gehen oder lieber ein Handwerk erlernen wollten. Viele gingen zum Militär, wo sie dank ihrer guten Schulung rasch befördert wurden. Auch die Handwerker waren sehr beliebt, da sie gewohnt waren, gehorsam und fleißig zu sein.

Ignaz Parhamer starb 1786. Der Parhamerplatz im 17. Bezirk erinnert an ihn, genauso wie die Marxergasse an den eigentlichen Gründer des Waisenhauses am Rennweg, Anton Marxer.

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