In dem Dörfchen Bisamberg, am Fuße des Berges, stand vor vielen Jahren ein armer Knecht bei einem geizigen Bauern im Dienst, der sich keinen besseren Knecht wünschen konnte. Der Knecht verliebte sich in die Tochter des Bauern und wollte sie heiraten. Doch der Bauer wollte davon nichts wissen, denn er wollte für seine Tochter einen reichen Mann als Ehemann und daher verbot der Bauer die Hochzeit. Er war nur an Geld interessiert.

In seinem Frust wanderte der Knecht umher und setzte sich schließlich bei der Bildereiche zur Rast. Der Baum hatte damals nur einen dünnen Stamm, der von frommen Besuchern mit Heiligenbildern geschmückt worden war. Er seufzte: „Geld muss ich haben, und wenn ich es vom Teufel holen muss.“ Kaum hatte er die Worte gesprochen, erschien der Teufel in einem roten Mantel vor ihm. Er bot ihm Geld für seine Seele an. „In Ordnung, du bekommst meine Seele. Aber zuerst musst du mir beweisen, dass du das Geld auch tatsächlich beschaffen kannst,“ meinte der Knecht. Der Rote griff in seine Tasche und zog ein kleines, goldenes Plättchen heraus. „Nimm dieses Plättchen und vergrabe es noch heute unter einem Apfelbaum. Morgen schon wirst du dort einen Schatz finden.“

Der Knecht versprach, wenn das wirklich einträfe, würde er den Pakt mit dem Teufel schließen. Sein Leib und seine Seele sollten dem Teufel gehören, sobald der Baum, unter dem sie standen, keine Blätter mehr trugt. Der Teufel war einverstanden und nahm an. Der Knecht machte sich sogleich auf die Suche nach einem Apfelbaum, unter dem er das kleine Goldplättchen vergrub. Am nächsten Morgen eilte er zeitig zu dem Baum und grub wieder an der Stelle. Der geizige Bauer sah ihm dabei neugierig zu. Der Knecht hob eine Hand voll Goldstücke aus der Grube und noch eine und noch eine. Schließlich hatte er einen ordentlichen Schatz gehoben. Der Bauer hatte nun gar nichts mehr dagegen, seine Tochter mit dem Knecht zu verheiraten.

Als es Herbst wurde, kam der Teufel zur Bildereiche auf den Bisamberg. Die Blätter des Baumes waren schon braun und dürr geworden, doch sie hingen noch fest an den Zweigen. Er hatte wohl Pech gehabt. Unverrichteter Dinge zog der Teufel ab. Im Frühjahr erschien er wieder, um sich die Seele des Knechtes zu holen. Aber was musste der Teufel sehen? Statt der braunen Blätter wuchsen schon frische, junge Blätter an den Zweigen. „Nächstes Jahr darf ich die Zeit nicht übersehen, wenn die Blätter abfallen,“ dachte der Teufel. Doch er hatte wieder Pech, denn die Sommereiche trug immer Blätter. Es gab keine Zeit, in der dieser Baum kahl war.

Jetzt erst bemerkte der Teufel, dass er von dem Knecht betrogen worden war. Wutschnaubend fuhr er in die Baumkrone und zerzauste alle Blätter, sodass die Eichenbäume bis heute gelappte Blätter haben.

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