Im 18. Bezirk, in der Währinger Straße 85 steht über dem Toreingang eine Steinfigur: Der wilde Mann. Das Hauszeichen erinnert an die Geschichte des Landsknechtes, in den Türkenkriegen des 16. Jahrhunderts.

Als die Türken das Heer der Christen in der Schlacht bei Varna besiegten, gelang es nur wenigen zu entrinnen, unter ihnen auch dem Landsknecht Jörg Thalheimer. Er war ein baumlanger Mann und flüchtete in einen dichten Wald, wo er sich versteckt hielt. Da er nach einiger Zeit nichts mehr zu essen hatte, rief er in seiner Not den Teufel an. Der war auch gleich zur Stelle und erbot sich, ihm zu helfen, natürlich im Tauschhandel. Der Landsknecht ging auf den Handel ein. Er verschrieb dem Bösen seine Seele und erhielt dafür von ihm einen Geldbeutel, der die angenehme Eigenschaft hatte, niemals leer zu werden. Im Gegenzug musste Jörg versprechen, in einem zottigen Bärenfell umherzugehen und sich drei Jahre lang weder zu waschen noch zu kämmen.

Der Landsknecht, der im Krieg ohnehin auf Reinlichkeit nicht besonders geachtet hatte, meinte das gut aushalten zu können. Er bekleidete sich mit einem Bärenfell, nahm eine Keule als Waffe zur Hand und wanderte bis in die Nähe Wiens, wo er in Währing, in einem leerstehenden Stall Unterschlupf fand. Weil er das Wasser mied, waren sein Gesicht und seine Hände bald völlig verdreckt. Kam er ins Dorf, um Lebensmittel einzukaufen, erschraken alle vor dem Bärenhäuter, dem wilden Mann. Die meisten Menschen wichen ihm scheu aus, aber er tat niemandem etwas zu Leide.

Als drei Jahre verflossen waren und Jörg sein Wort noch immer nicht gebrochen hatte, verlor der Teufel die Geduld und gab die Seele des Bärenhäuters fluchend frei. Er musste ihm auch das glücksbringende Säckchen überlassen, und der Landsknecht lachte sich ins Fäustchen. Endlich durfte er sein Fell ablegen, sich wieder waschen und sauber kleiden. Und da er genug Geld hatte, kaufte er sich ein schönes Haus an jener Stelle, an der heute noch sein Standbild steht.

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