Eines Tages schlenderte der liebe Augustin mit seinem Dudelsack und einem Stock durch die Stadt. Da bemerkte er, dass sein Durst groß, seine Geldbörse aber leer war. Er beschloss in den Weinkeller im Haarhof einzukehren. Auf seinen Stock gestützt bestellte er ein Glas des besten Weines. Er ließ sich auch nachschenken. Der Wirt fragte ihn, warum er denn auf seinem Stocke lehne. Da berichtete Augustin von einer wilden Schlacht, in der er sein Bein verloren habe und seitdem kann er nur noch humpelnd durchs Leben gehen. Der Wirt hatte Mitleid mit Augustin, schenkte nach und tischte ihm ein üppiges Mittagessen auf. Nach dem Mahl, als der Wirt abgelenkt war, sprang der geldlose Augustin auf, vergaß seinen Stock und lief davon. Als der Wirt das sah, ärgerte er sich, dass er so einem Schwindler auf den Leim gegangen war.
Dann kam dem Wirt aber eine Idee. Er baute einen kleinen Vorsprung in seine Gasthauswand und stellte darauf den Stock. Diesen ließ er von einem Schmiedeeisengitter einhausen. Wenn sich Gäste danach erkundigten, was denn dieser eingerahmte Stock zu bedeuten habe, dann erzählte der Wirt immer davon, dass sein Wein so besonders war, dass er schon einmal einen invaliden Gast heilen konnte. Seither kamen viele und wollten den heilbringenden Wein trinken. Und das Gasthaus hieß ab nun „Mirakelkeller“.
Soweit die Sage. Historische Quellen geben den Mirakelkeller aber in den 1. Bezirk, in die Rotenturmstraße 16. Hier soll sich bis 1843 ein meist von Bettlern besuchtes, im Keller untergebrachtes Schanklokal, im sogenannten Langen Haus, einem Durchhaus zur Köllnerhofgasse, befunden haben.