Unmittelbar nach Beendigung meiner aktiven Arbeit bei Zeta begann ich mit meinen Trainingsmärschen. Nein, auch nicht täglich, doch so 3- bis 4-mal die Woche waren es schon. Die Entfernungen lagen zwischen 14 und 34 km. Alle Märsche ohne Gepäck, nur um mich einmal auf die Entfernungen einzustimmen. Von der Haustür ging es los mit den Spontanentscheidungen rechts, links, geradeaus. Die Komoot-App war immer an und so wusste ich jederzeit welche Entfernung ich zurückgelegt hatte. Interessant, in welche Gegenden es mich verschlug, in denen ich seit ewigen Zeiten nicht mehr war. Interessant auch, weil ich die Veränderungen der Bezirke durch das zu Fuß gehen erst so richtig wahrnahm.
Doch ich machte meine Anfängerfehler: Nicht getapte Fußsohlen, zwar Getränke zu mir genommen, doch auf den über 30km Märschen hätte es auch einer Zwischendurch-Mahlzeit bedurft. Zu warm bzw. zu kalt angezogen, keine Rastpausen oder zu schnell begonnen, usw.
Nichtsdestotrotz komme ich mittlerweile zum Ergebnis, das 15km Entfernungen täglich kein großes Thema sind. Leider sindes aber künftig keine 15, sondern 25km im Schnitt. Doch ich denke, das wird noch. Ich hoffe nur, das Wetter passt. Ich bin auch bei Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad marschiert, was mir früher ein Gräuel war.
Elfi hat sich im Oktober einer Halux-Operation an beiden Füßen unterzogen, um nicht Probleme bei unserem Gewaltmarsch zu bekommen. Ende Dezember war sie dann soweit, um die ersten Trainingsmärsche mit mir gemeinsam zu absolvieren. Beginnend mit 10km und dann steigernd auf 16km, beginnend mit „Alles kein Problem“ und dann steigernd auf „Du hast gesagt 15km und jetzt sind es 16. Ich glaube du machst das absichtlich, weil du mich quälen willst…“ Ich kenne sie nun seit über 36 Jahren und weiß auch, dass sie sich immer an mir abarbeiten muss, wenn ihr etwas zu viel wird.
Die Entfernungen wurden länger, ebenso die Vorwürfe. Dazu sei noch gesagt, dass wir dann von Gilgenberg im Waldviertel unsere Wanderungen begannen. „Ich müsste doch wissen, wo es etwas zu Essen gibt, wo das nächste Klo sei, überhaupt zumindest der nächste Wald, ich wolle ja gar nicht, dass sie mitwandert, weil ich extra so Touren aussuche, wo sie keine Pause machen kann, außerdem bläst der Wind aus der falschen Richtung und die Schuhe drücken an den falschen Stellen, überhaupt bin ich schuld, weil sie ja nur mir zuliebe da mitmacht und ich ja das alles nicht zu schätzen weiß…“
In einer dieser emotionalen Diskussionen erklärte ich ihr, dass sie nicht mit mir mitgeht, weil sie mir einen Gefallen tun will, sondern weil es ihr Freude macht und sie selbst das möchte. Falls das ihre Motivation sei, mir zuliebe etwas zu tun, soll sie lieber zu Hause bleiben. Ich möchte nicht für ihren Seelenzustand für 5 Monate verantwortlich sein. Sie könne aber auch eine Tagesetappe mitgehen und dann 1-2 Tage überspringen und mit Bahn oder Bus vorreisen und so weiter. Worauf sie meinte, sie könnte ja auch in Spanien einsteigen. Ja, auch eine Möglichkeit, doch dort wird es noch anstrengender. Wenn sie sich nicht an den Gehrhythmus gewöhnt in der Ebene, wird sie es bei Hitze in den Pyrenäen auch nicht schaffen.
Nach ein, zwei Tagen begann sie sich plötzlich mit der Reise auseinander zu setzen. Sie las das Buch über eine Frau, die mit einem Esel in Frankreich bis zu den Pyrenäen wanderte, sie begann sich mit Bewertungen von Rucksäcken, Regenjacken und sonstigem Zubehör auseinander zu setzen. Sie Interviewte Verkäufer in Wander- und Klettershops über deren Erfahrungen und probierte Kleidungsstücke aus. Plötzlich hatte sie die Sache auch zu ihrer gemacht. Augenblicklich scheint es so, dass sie Willens ist ernsthaft an das Unternehmen ran zu gehen. – Hoffen wir´s.