Die Reichsbrücke verbindet den 2. und den 22. Bezirk. 1868 ordnete Kaiser Franz Joseph I. den Bau einer stabilen Brücke über die Donau an. 1876 wurde das Bauwerk als „Kronprinz-Rudolf-Brücke“ eröffnet. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Ausrufung der Republik im November 1918 wurde sie 1919 „Reichsbrücke“ benannt.

Die erste Reichsbrücke wurde bald zu schmal und so wurde 1934-1937 die zweite Reichsbrücke als Kettenbrücke erbaut und feierlich eröffnet. Der Neubau war bereits während der Ersten Republik initiiert worden. Die Errichtung der Kettenbrücke erfolgte an der Stelle der alten Reichsbrücke. Dazu wurden die Pfeiler stromabwärts verlängert und das alte Tragwerk um 26 Meter verschoben. Die neue Brücke besaß je zwei Fahrspuren für Autos, zwei Richtungsgleise für die Straßenbahn und Gehwege an beiden Seiten. Das neue Bauwerk wurde bald zu einem der Wahrzeichen der Stadt.

Nach Beschädigungen im Kampf um Wien 1945 wurde die Reichsbrücke wiederhergestellt. Die Brücke sollte wie die anderen Brücken auch als letzte von der deutschen Wehrmacht gesprengt werden. Einem raschen Vorrücken der Roten Armee ist es zu danken, dass es dazu nicht mehr kam. Die Brücke trug ab 1956 als Dank für die Befreiung Wiens den Namen „Brücke der Roten Armee“. Ihr Standort befand sich bis 1955 im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt.

„DEM HELDENHAFTEN GARDELANDUNGSTRUPP UND DEN MATROSEN IN DANKBARKEIT DAS BEFREITE WIEN“ so lautete die Inschrift auf einer Gedenktafel an einem Obelisken, der 1955 entfernt wurde. Eine ähnliche Inschrift wurde nun auf einer Tafel angebracht, die direkt am südöstlichsten Brückenpfeiler montiert ist. Die Brücke wurde per 18. Juli 1956 wieder Reichsbrücke benannt.

In den Morgenstunden des 1. August 1976 stürzte die Brücke ein. Zu dem Zeitpunkt befanden sich nur zwei Fahrzeuge auf der Brücke. Das eine Fahrzeug war ein städtischer Gelenkbus, der dann mitten im Strom auf dem im Wasser liegenden Brückenteil stand. Der Fahrer konnte leicht verletzt geborgen werden. Der Fahrer eines PKW wurde beim Einsturz getötet. Ein Strompfeiler hatte aufgrund von Materialermüdung nachgegeben.

Im Oktober 1976 wurde eine Straßenbahnnotbrücke, im Dezember 1976 eine Autonotbrücke fertiggestellt; bis Jänner 1977 waren die Brückenteile der eingestürzten Reichsbrücke aus dem Strom entfernt. Anfang November 1980 wurde die neue Brücke dem Verkehr übergeben. In ihrem Untergeschoß wurden Gleise für die U-Bahn-Linie U1 verlegt. Ohne den Einsturz der 2. Reichsbrücke wäre diese Verlängerung wohl nicht so schnell entstanden.

Ein Instandsetzungskonzept wurde zwischen Juni 2003 und Ende 2005 realisiert.

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