Im 9. Bezirk, Alserstraße 38, Ecke Kinderspitalgasse 1, steht das Dreilauferhaus, heute würde man Dreiläuferhaus sagen. Es ist nach seinem Hausschild von 1778 so benannt. Das heutige Gebäude stammt aber von 1885. Am Dach befindet sich eine Giebelgruppe von Viktor Tilgner, die drei herrschaftliche Laufer darstellt. Oberhalb des Haustors befindet sich ein Porträtkopf Ludwig Anzengrubers, der in dem Vorgängerhaus, 1839 geboren wurde.
Noch ein paar Sätze zu den Laufern (Läufern). Es waren das junge Männer, die wie Herolde prunkvoll in den Wappenfarben ihrer Herrschaft gekleidet, mit langen Stäben bewaffnet, vor den Kutschen vornehmer Besitzer, einher liefen. Sie sollten dem Kutscher den Weg frei machen, denn es gab für Fußgänger keine eigenen Gehsteige. Außerdem steigerten sie auf diese Weise, das Ansehen der Person in der Kutsche. Des Nachts trugen sie Fackeln oder Windlichter. Sie bedurften für die Ausübung ihres Berufs einen Lehrbrief. Diese Art der Ankündigung bzw. Weg Freimachung kam aus dem Osmanischen Raum, dann über französische und italienische Höfe in unseren Raum. Ab 1795 wurde das offene Licht bei der Durchfahrt von Vorstädten verboten, wegen der Feuergefahr.
Leopold I. hatte bereits Laufer in seinen Diensten, sogar noch unter Maria Theresia waren 14 Laufer am Hof beschäftigt. Unter Karl VI. fand alljährlich ein Lauferwettrennen in der Prater Hauptallee statt. Der schnellste benötigte 1836 für die Strecke Praterstern-Lusthaus-Praterstern 30 Minuten, das heißt, er lief zirka 18 km/h – und das in Livree und ohne Laufschuhe.
Ferdinand I. untersagte 1847 den Beruf als „inhuman und unzeitgemäß“. Auch die Lauferrennen wurden untersagt wegen Unmenschlichkeit. Nachdem ich selbst auch ein paar Mal am Wien-Marathon teil nahm, kann ich durchwegs nachvollziehen, was Ferdinand I. unter Unmenschlichkeit verstand.