Dieser städtische Gemeindebau befindet sich im 19. Bezirk, auf der Heiligenstädter Straße und erstreckt sich auf über einen Kilometer Länge. Er wurde 1930 eröffnet und gilt als die Ikone des „Roten Wiens“. Er steht natürlich unter Denkmalschutz. Das Gelände, auf dem der Bau steht, war bis ins 12. Jahrhundert ein schiffbarer Donauarm und wurde nach der Donauregulierung zugeschüttet.
Der Bau verfügt über 98 Stiegen mit zwei großen Innenhöfen, die über 16 m hohe Torbögen miteinander verbunden sind. Nur 25% der Grundfläche sind bebaut, der Rest ist Grünfläche bzw. Spielplatzareal. Es gibt neben Kindergärten auch eine Zentralwäscherei, in der sich jedoch keine Männer aufhalten durften. 1.382 Wohnungen boten 5.000 Bewohnern Platz. WC und Bad mussten zwar von allen Bewohnern eines Stockwerks geteilt werden, doch das war schon ein gewaltiger Fortschritt zu der Zeit, denn es herrschte große Wohnungsnot in Wien.
Arbeiterwohnungen hatten im Schnitt 20 m², 92% der Wohnungen waren ohne eigenes WC, 95% ohne Wasserleitung. Überhaupt hatten 58% der in Wien wohnenden Menschen kein eigenes Bett. Es war die Zeit der Bettgänger. Man verdiente sich ein wenig Geld, indem man sein Bett untertags einem Nachtarbeiter zur Verfügung stellte.
1934 kam es zu den Februarkämpfen. Arbeiter und der Schutzbund verschanzten sich im Karl Marx Hof gegen den Austrofaschismus von Dollfuß. Sie gaben erst nach Artilleriebeschuss durch Bundesheer und Heimwehr auf. Es gab gottlob keine Toten und nur wenig Beschädigung an den Bauten, da nur Übungsmunition verwendet wurde.
Es folgte die Umbenennung auf Biedermannhof für 1934/35, danach bis 1953 Heiligenstädter Hof. Nach 1953 erhielt der Hof wieder seinen ursprünglichen Namen: Karl Marx Hof.