Am höchsten Punkt des Wiener Bergs steht eine Steinsäule „Die Spinnerin am Kreuz“.
Vor mehr als 700 Jahren wurde in Wien berichtet, dass die Türken das Heilige Land erobert hätten. Alle Christen seien gefangen worden, gemartert und wer kein Lösegeld bezahlen konnte, getötet worden. Der Herzog ließ einen Kreuzzug zusammenstellen und rief die Männer auf, daran teil zu nehmen oder zumindest Geld zu spenden.
Ein jungvermählter Bursche sagte zu seiner Frau: „Ich muss mitgehen und das Heilige Land zurückerobern.“ Nachdem sie erst drei Tage verheiratet waren, war das seiner Frau gar nicht Recht, doch sie willigte ein. Sie begleitete ihn noch bis zum Wiener Berg und sie versprachen, oft aneinander zu denken.
Die Frau verkaufte ihr Häuschen in der Stadt, kaufte sich ein Spinnrad und setzte sich am Wiener Berg dorthin, wo auch ein Holzkreuz stand. Da kam ihr der Gedanke, eine Steinsäule anstelle des Holzkreuzes bauen zu lassen, mit dem Geld, das sie sich durch das Spinnen verdiente.
Zwei Jahre arbeitete sie fleißig und die Leute kauften ihr ab, was sie produzierte, manche gaben ihr mehr Geld, als sie verlangte. Und so konnte sie eines Tages zu einem Baumeister gehen und eine wunderbare Steinsäule in Auftrag geben. Da das Geld aber noch nicht reichte, musste sie noch ein Jahr arbeiten. Der Baumeister begann aber mit dem Auftrag, denn bis er fertig sei, würde auch sie das Geld beisammenhaben.
Jeden Tag blickte die Frau gegen Süden und fragte alle, die ihr begegneten, ob sie ihren Mann gesehen hätten. Doch niemand konnte ihr eine positive Auskunft geben.
Eines Tages kam ein großer Zug von Kreuzfahrern von Süden auf den Berg, doch ihr Mann war nicht dabei. Da warf sie sich schluchzend vor die Steinsäule und verlangte von Gott zu wissen, warum er sie so hart bestrafe. Am Abend humpelte ein Mann mit Stock die Straße von Süden herauf. Auch ihn wollte sie fragen, doch sie kam nicht mehr dazu, denn sie erkannte ihren Mann sofort. Er war krank und konnte mit dem große Kreuzfahrertross nicht mithalten, darum hinkte er hinterher.
Die beiden waren glücklich, sich wieder gefunden zu haben. Sie pflegte ihn gesund und sie kauften sich wieder ein kleines Häuschen in Wien. Im Garten pflanzte der Mann eine mitgebrachte Pflanze aus dem Morgenland an, die man in Wien nicht kannte: Safran.
1296 erwähnte das Wiener Stadtrecht den Vorgänger des heutigen Tabernakelpfeilers „ain stainern Kreucz ob Meuerling“. 1446 wurde er durch János Hunyadi zerstört. Danach wurde die heutige Form von Hans Puchsbaum wiedererrichtet. Bis heute wurde die Säule jedoch mehrmals schwer beschädigt und immer wieder hergestellt.
Die 16m hohe Sandsteinsäule ist direkt an der Triesterstraße Ruß, Reifenpartikel und saurem Regen ausgesetzt. Das lässt im Laufe der Zeit den Sandstein zerbröseln, sodass man sich entschloss, eine Kopie aufzustellen und das Original in das Bezirksmuseum Favoriten zu bringen.