Leopold Hawelka lernte seine Frau Josefine im gemeinsamen Job kennen, im Kaffeehaus. Leopold arbeitete zuvor im Kaffee Alt-Wien in der Bäckerstraße, bevor er mit seiner Frau das Café Ludwig-Carl in der Dorotheergasse 6, im 1. Bezirk, kaufte.
1939 eröffneten sie das Café und mussten es bald danach wieder schließen, da Leopold zur Wehrmacht musste. Er kam aber unversehrt 1945 wieder zurück, weil „im Krieg brauchst nicht ehrgeizig sein.“
So eröffneten sie 1945 ein zweites Mal. Leopold ging in dieser Zeit zwei bis drei Mal pro Woche mit zwei großen Taschen und einem Rucksack zu Fuß vom 1. Bezirk in den Wienerwald um Klaubholz zu sammeln, damit sie das Café beheizen konnten.
Ab 1955 wurde das Lokal rasch Treffpunkt für Schriftsteller und Künstler. Heimito von Doderer, Friedrich Torberg, Hans Weigel, Albert Paris Gütersloh, Hilde Spiel und etliche andere gehörten zu den Stammgästen. Nach 1961, als das Café Herrenhof zusperrte, wurde es zum wichtigsten Treffpunkt der Wiener Kulturszene. H.C.Artmann, Ernst Fuchs, André Heller, Friedensreich Hundertwasser, Ernst Jandl, Wolfgang Hutter, Friederike Mayröcker, Helmut Qualtinger, Oskar Werner und viele andere mehr, traf man mehrmals die Woche an.
Das zog wiederum Künstler aus Paris, London und den Niederlanden an. Das Interieur blieb von 1913 an, als es von einem Otto Wagner und Adolf Loos Schüler entworfen wurde, wie es war. Denn „der Kaffee wär a net besser, wenn’s Lokal moderner wär“.
1975 erschaffte Georg Danzer mit seinem Song „Jö schau, so a Sau. Jössas na. Was mocht a Nockerta im Hawelka?“ einen Hit. Der Song bezog sich auf eine wahre Szene, als der Tschechisch-Österreichische Künstler Marcel Houf nackt im Lokal erschien und Leopold nicht mit der Wimper zuckte, sondern einen Platz für den Nackten suchte. Houf wurde aufgrund dieser Szene später in die Psychiatrie eingewiesen.
Der Song brachte es nach sich, dass danach viele Wiener auch einmal ins Hawelka wollten, um in der Künstlerszene dabei zu sein. Kurz danach wurde das Hawelka in die Wienführer aufgenommen, was zur Folge hatte, dass viele Touristen ins Lokal kamen, konsumierten, aber sich neugierig umblickten, ob sie nicht irgendwo einen prominenten Künstler entdecken könnten. Das hatte zur Folge, dass das Café sehr gut ging, aber das Flair mit der Zeit beim Teufel war.
Berühmt war das Café aber nicht nur wegen Leopold, der stets jeden Gast begrüßte, falls es notwendig war, irgendwo dazu setzte und wenn der Gast ging, ihn wieder persönlich verabschiedete. Er hatte für jeden offene Ohren und konnte jemand einmal nicht bezahlen, so war auch das kein Problem. Berühmt war das Hawelka wegen der Buchteln von seiner Frau Josefine, die sie nach altem Böhmischen Rezept, jeden Tag aufs Neue buk. Buchteln gab es stets ab 22 Uhr. Josefine stand nicht nur in der Küche, sondern kümmerte sich außerdem um das Finanzielle.
Verlangte ein Gast nach der Karte, so musste er dem Kellner zuhören, denn Speisekarte gab es nicht, auch kein Frühstück am Sonntag. Dienstag war Ruhetag. Und typisch für Josefine war, dass sie 2005 nach 66 Jahren gemeinsamer Caféhausführung, an ihrem freien Tag, am Dienstag verstarb.
Leopold war danach weiterhin im Lokal bei der Eingangstür zu finden, um die Gäste zu begrüßen und zu verabschieden. Das Lokal selbst führte sein Sohn Günter mit den Enkeln Amir und Michael weiter.
Leopold Hawelka starb 2011. Er wurde über 100 Jahre alt. Für mich ist er weiterhin der größte Cafetier aller Zeiten. Gemeinsam mit seiner Frau, waren sie eine Institution.
Amir und Michael werden das Lokal nach dem Lockdown wieder weiterführen.
Halloo Walter!
Da gehen wir auch gern hin, wenn ma in Wien sind. 👍😏
Uund deine Buchteln san sicherlich a suuper guat. Davon bin i überzeugt 👍😏 liebe Grüße an die „wödbeste Ehefrau“ 👍🥰 servus Dolly 🙋♀️🙋♀️