Im antiken Europa galt Linksverkehr. Wie man darauf kam? Nun, man schaute sich die zweispurigen Straßen bei Steinbrüchen genauer an. Die Spuren, die die Wagenräder hinterließen, waren beim Rausfahren aus dem Steinbruch, tiefer als beim Hineinfahren. Das war eine Frage der Last. Die Spuren waren auf der linken Straßenseite eindeutig tiefer.
Es gibt jede Menge Theorien, warum das so kam. Eine davon ist, dass man als Rechtshänder das Schwert oder die sonstigen Waffen mit der rechten Hand führte, also links stecken hatte. Daher stieg man auch von links aufs Pferd auf, damit einem nicht das Schwert ins Gehege kam. Ritt man nun und musste einen Gegner abwehren, so geschah dies zumeist mit der rechten Hand, also der Gegner musste rechts sein, man selbst links. Und das Verhältnis von Rechtshändern zu Linkshändern ist ca. 9:1.
Während der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen, wurden alle besiegten Länder auf Rechtsverkehr umgestellt. Vielleicht lag es daran, dass Napoleon Linkshänder war. Manche Historiker meinen, er wollte mit seinen Heißluftaufklärungsballons, seine Truppen eindeutig von denen seiner Gegner unterscheiden können. Seine marschierten daher rechts. Ganz abwegig ist diese Theorie nicht, denn er ließ auch Pappelalleen in regelmäßigen Abständen entlang der Hauptverbindungswege pflanzen. Nein, nicht zwecks der Deko, sondern damit seine Kanoniere Landmarken vorfanden, um die Geschütze besser auf die Entfernung zum Schießen einstellen zu können.
In Österreich kam es nach dem Anzug von Napoleon zu unterschiedlichen Regelungen. Teile hatten Rechtsverkehr, andere Linksverkehr. Ab dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Rechtsverkehr für den Straßenverkehr vereinheitlicht, in vier Etappen. In Wien dauerte es am längsten, bis 19.9.1938.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die vier im Jeep auch das Problem mit der richtigen Seite, je nach Besatzungsmacht.
Bei der Bahn erfolgte die Umstellung streckenweise und ist noch immer nicht abgeschlossen. Erst seit 2012 fährt die Schnellbahn in Wien rechts. Die Bahnlinie Payerbach-Reichenau nach Bruck an der Mur wurde mit 15.12.2019 umgestellt.