Man schrieb den 14. April 1552. Erzherzog Maximilian von Österreich, der lange Zeit in Spanien lebte, wurde von seinem Vater König Ferdinand I. nach Wien berufen. Ein feierlicher Einzug in die Stadt war geplant. Vom Kärntner Tor durch die Kärntnerstraße zum Grünen Markt, das ist der heutige Graben, zum Kohlmarkt und danach zur Hofburg, sollte der Tross ziehen.

Zahlreiches Publikum wollte den Prinzen sehen und stand spalierbildend auf der Straße. Dann kam er, begleitet mit seiner ganzen Entourage. Alle waren festlich und bunt gekleidet, Musikanten spielten auf, schillernde Papageien wurden vorbei getragen und – ja, und auch ein Elefant zog mit dem Tross mit. Die Wiener kannten so ein Ungetüm nicht und gerieten in Panik. Nachdem sich aber ein paar Mutige getrauten, das Tier anzugreifen, legte sich die Angst. Der Prinz hielt von Zeit zu Zeit an, um den Menschen Gelegenheit zu geben, alles zu bestaunen.

Bald drängten sich immer mehr Zuschauer dichter an den Elefanten heran. Ein Kind wurde von Dränglern direkt vor die Beine des Elefanten gestoßen. Ein Schreckensschrei der Mutter ertönte, die Umstehenden starrten entsetzt. Der Elefant hielt an, drängte mit seinem Rüssel die Gaffer zur Seite, hob das Kind hoch und reichte es wie ein Kavalier dessen Mutter.

Ein riesiger Freudenschrei wurde von etlichen Menschen ausgestoßen. Das Ereignis verbreitete sich in Windeseile in der Stadt.

Der Vater des Kindes ließ aus Dankbarkeit, eine Tafel samt Relief am Eckhaus Kärntnerstraße mit dem Graben anbringen. 150 Jahre später ersetzte man das stark verwitterte Relief durch ein Gemälde. Das ist auch auf einigen Stadtansichten dieser Zeit zu sehen. 1789 wurde das Bild übertüncht und das Haus später abgetragen, um einen offenen Durchgang (wie in der heutigen Form) zwischen Stephansplatz und Graben zu erhalten.

Im Dezember 1553 verendete der Elefant, dem das Klima nicht bekam. Er war von Maximilian für die Menagerie des Schlosses Neugebäude mitgebracht worden. Aus seinen Knochen wurde ein dreiseitiger Stuhl gebaut, der noch heute im Stift Kremsmünster steht. Auf dem Beckenknochen, der die Sitzfläche bildet, gibt es eine ausführliche Inschrift.

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